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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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Von den Hochfürstlichen Bedienten.
lauter fremde Personen zugegeben, soll sie solchen
Unmuth darüber verspühret haben, daß sie wieder
zurück reisen wollen. Nachdem aber ihre Ober-
Hofmeisterin, die Princeßin Ursini, ihr vorgestellet,
daß die Gewohnheit der Spanier mit sich brächte,
keine andere Personen bey ihren Königinnen zu lei-
den, als die von ihrer Nation wären, so hat sie sich
endlich wieder zufrieden gestellet. S. curieusen
Bücher-Cabinets XVI. Eingang p. 262.

§. 4. Man findet zwar an allen regulieren und
wohlbestellten Höfen gewisse Ordnungen, die den
Hof-Bedienten vorgeschrieben, und darinnen ihre
Pflichten etwas specieller ausgedruckt sind; doch
scheinet es fast, als ob man in den vorigen Zeiten,
sonderlich bey den Teutschen Fürsten, in diesem
Stück noch accurater gewesen, als ietzund. Es
werden diese Hof-Ordnungen entweder geschrie-
ben, oder gar gedruckt, und allen denjenigen die sie
beobachten, und in deren Wissenschafft sie kommen
sollen, publicirt, im übrigen aber nach ihren Ori-
ginali
en in den Hof-Marschalls-Aemtern aufbe-
halten, und von Zeit zu Zeit verändert, vermehret
und verbessert.

§. 5. Unter andern findet man Frauenzimmer-
Ordnungen, Pagen-Ordnungen, Küchen-Ordnun-
gen, Keller-Ordnungen und Stall-Ordnungen.
Jn den Frauenzimmer-Ordnungen wird vorge-
schrieben, wie sich das adeliche und bürgerliche
Frauenzimmer, so um die Durchlauchtigste Herr-
schafft ist, der Zucht und Erbarkeit befleißigen, allen

bösen
P 4

Von den Hochfuͤrſtlichen Bedienten.
lauter fremde Perſonen zugegeben, ſoll ſie ſolchen
Unmuth daruͤber verſpuͤhret haben, daß ſie wieder
zuruͤck reiſen wollen. Nachdem aber ihre Ober-
Hofmeiſterin, die Princeßin Urſini, ihr vorgeſtellet,
daß die Gewohnheit der Spanier mit ſich braͤchte,
keine andere Perſonen bey ihren Koͤniginnen zu lei-
den, als die von ihrer Nation waͤren, ſo hat ſie ſich
endlich wieder zufrieden geſtellet. S. curieuſen
Buͤcher-Cabinets XVI. Eingang p. 262.

§. 4. Man findet zwar an allen regulieren und
wohlbeſtellten Hoͤfen gewiſſe Ordnungen, die den
Hof-Bedienten vorgeſchrieben, und darinnen ihre
Pflichten etwas ſpecieller ausgedruckt ſind; doch
ſcheinet es faſt, als ob man in den vorigen Zeiten,
ſonderlich bey den Teutſchen Fuͤrſten, in dieſem
Stuͤck noch accurater geweſen, als ietzund. Es
werden dieſe Hof-Ordnungen entweder geſchrie-
ben, oder gar gedruckt, und allen denjenigen die ſie
beobachten, und in deren Wiſſenſchafft ſie kommen
ſollen, publicirt, im uͤbrigen aber nach ihren Ori-
ginali
en in den Hof-Marſchalls-Aemtern aufbe-
halten, und von Zeit zu Zeit veraͤndert, vermehret
und verbeſſert.

§. 5. Unter andern findet man Frauenzimmer-
Ordnungen, Pagen-Ordnungen, Kuͤchen-Ordnun-
gen, Keller-Ordnungen und Stall-Ordnungen.
Jn den Frauenzimmer-Ordnungen wird vorge-
ſchrieben, wie ſich das adeliche und buͤrgerliche
Frauenzimmer, ſo um die Durchlauchtigſte Herr-
ſchafft iſt, der Zucht und Erbarkeit befleißigen, allen

boͤſen
P 4
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[231/0255] Von den Hochfuͤrſtlichen Bedienten. lauter fremde Perſonen zugegeben, ſoll ſie ſolchen Unmuth daruͤber verſpuͤhret haben, daß ſie wieder zuruͤck reiſen wollen. Nachdem aber ihre Ober- Hofmeiſterin, die Princeßin Urſini, ihr vorgeſtellet, daß die Gewohnheit der Spanier mit ſich braͤchte, keine andere Perſonen bey ihren Koͤniginnen zu lei- den, als die von ihrer Nation waͤren, ſo hat ſie ſich endlich wieder zufrieden geſtellet. S. curieuſen Buͤcher-Cabinets XVI. Eingang p. 262. §. 4. Man findet zwar an allen regulieren und wohlbeſtellten Hoͤfen gewiſſe Ordnungen, die den Hof-Bedienten vorgeſchrieben, und darinnen ihre Pflichten etwas ſpecieller ausgedruckt ſind; doch ſcheinet es faſt, als ob man in den vorigen Zeiten, ſonderlich bey den Teutſchen Fuͤrſten, in dieſem Stuͤck noch accurater geweſen, als ietzund. Es werden dieſe Hof-Ordnungen entweder geſchrie- ben, oder gar gedruckt, und allen denjenigen die ſie beobachten, und in deren Wiſſenſchafft ſie kommen ſollen, publicirt, im uͤbrigen aber nach ihren Ori- ginalien in den Hof-Marſchalls-Aemtern aufbe- halten, und von Zeit zu Zeit veraͤndert, vermehret und verbeſſert. §. 5. Unter andern findet man Frauenzimmer- Ordnungen, Pagen-Ordnungen, Kuͤchen-Ordnun- gen, Keller-Ordnungen und Stall-Ordnungen. Jn den Frauenzimmer-Ordnungen wird vorge- ſchrieben, wie ſich das adeliche und buͤrgerliche Frauenzimmer, ſo um die Durchlauchtigſte Herr- ſchafft iſt, der Zucht und Erbarkeit befleißigen, allen boͤſen P 4

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/255>, abgerufen am 22.11.2024.