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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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Von den Hochfürstlichen Bedienten.
von einander unterschieden. Manche Charge ist
an diesem Hofe mit einem grossen Range und be-
sondern Dignität verknüffet, die hingegen an einem
andern eben nicht vor so gar ansehnlich geachtet
wird. Also ist die Charge der Staats-Secretairs
in Franckreich und Dennemarck ein gar vorneh-
mes Amt, hingegen haben sich bißanhero in
Teutschland viele von unsern Cavalieren keine Eh-
re draus machen wollen, wenn man ihnen geheim-
de Secretairs-Expeditionen zugedacht. Eine glei-
che Bewandniß hats mit der Bedienung der Cam-
mer-Herren, diese stehen an vielen Höfen in einem
vornehmen Posto und hohen Range, an einigen
Höfen in Teutschland aber findet man, daß diese
Charge um einige Grade geringer geachtet wird.
An dem Kayserlichen Hofe sind die Cammer-Her-
ren-Schlüssel zweyerley, einige sind hohl und of-
fen, welche diejenigen Cammer-Herren tragen, so
würcklich aufwarten; andere aber zu, welche vor die-
jenigen gehören, die nicht würcklich zur Aufwar-
tung gebraucht werden.

§. 10. An diesem Hofe ist auch eine Charge, in
dem Ober-Stallmeister-Amt, welche man den
Sattel-Knecht nennet. Dieses ist ein so hono-
rabler
Dienst, daß auch vornehme Leute solchen
anzunehmen kein Bedencken tragen. Als nun zu
Kaysers Leopoldi Zeiten einer, der solchen aller-
erst empfangen, anhielte, der Kayser möchte doch
die verhaßte Knecht-Benennung abschaffen, und
solche in einen andern Titul verändern, sagte der

hoch-

Von den Hochfuͤrſtlichen Bedienten.
von einander unterſchieden. Manche Charge iſt
an dieſem Hofe mit einem groſſen Range und be-
ſondern Dignitaͤt verknuͤffet, die hingegen an einem
andern eben nicht vor ſo gar anſehnlich geachtet
wird. Alſo iſt die Charge der Staats-Secretairs
in Franckreich und Dennemarck ein gar vorneh-
mes Amt, hingegen haben ſich bißanhero in
Teutſchland viele von unſern Cavalieren keine Eh-
re draus machen wollen, wenn man ihnen geheim-
de Secretairs-Expeditionen zugedacht. Eine glei-
che Bewandniß hats mit der Bedienung der Cam-
mer-Herren, dieſe ſtehen an vielen Hoͤfen in einem
vornehmen Poſto und hohen Range, an einigen
Hoͤfen in Teutſchland aber findet man, daß dieſe
Charge um einige Grade geringer geachtet wird.
An dem Kayſerlichen Hofe ſind die Cammer-Her-
ren-Schluͤſſel zweyerley, einige ſind hohl und of-
fen, welche diejenigen Cammer-Herren tragen, ſo
wuͤrcklich aufwarten; andere aber zu, welche vor die-
jenigen gehoͤren, die nicht wuͤrcklich zur Aufwar-
tung gebraucht werden.

§. 10. An dieſem Hofe iſt auch eine Charge, in
dem Ober-Stallmeiſter-Amt, welche man den
Sattel-Knecht nennet. Dieſes iſt ein ſo hono-
rabler
Dienſt, daß auch vornehme Leute ſolchen
anzunehmen kein Bedencken tragen. Als nun zu
Kayſers Leopoldi Zeiten einer, der ſolchen aller-
erſt empfangen, anhielte, der Kayſer moͤchte doch
die verhaßte Knecht-Benennung abſchaffen, und
ſolche in einen andern Titul veraͤndern, ſagte der

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[235/0259] Von den Hochfuͤrſtlichen Bedienten. von einander unterſchieden. Manche Charge iſt an dieſem Hofe mit einem groſſen Range und be- ſondern Dignitaͤt verknuͤffet, die hingegen an einem andern eben nicht vor ſo gar anſehnlich geachtet wird. Alſo iſt die Charge der Staats-Secretairs in Franckreich und Dennemarck ein gar vorneh- mes Amt, hingegen haben ſich bißanhero in Teutſchland viele von unſern Cavalieren keine Eh- re draus machen wollen, wenn man ihnen geheim- de Secretairs-Expeditionen zugedacht. Eine glei- che Bewandniß hats mit der Bedienung der Cam- mer-Herren, dieſe ſtehen an vielen Hoͤfen in einem vornehmen Poſto und hohen Range, an einigen Hoͤfen in Teutſchland aber findet man, daß dieſe Charge um einige Grade geringer geachtet wird. An dem Kayſerlichen Hofe ſind die Cammer-Her- ren-Schluͤſſel zweyerley, einige ſind hohl und of- fen, welche diejenigen Cammer-Herren tragen, ſo wuͤrcklich aufwarten; andere aber zu, welche vor die- jenigen gehoͤren, die nicht wuͤrcklich zur Aufwar- tung gebraucht werden. §. 10. An dieſem Hofe iſt auch eine Charge, in dem Ober-Stallmeiſter-Amt, welche man den Sattel-Knecht nennet. Dieſes iſt ein ſo hono- rabler Dienſt, daß auch vornehme Leute ſolchen anzunehmen kein Bedencken tragen. Als nun zu Kayſers Leopoldi Zeiten einer, der ſolchen aller- erſt empfangen, anhielte, der Kayſer moͤchte doch die verhaßte Knecht-Benennung abſchaffen, und ſolche in einen andern Titul veraͤndern, ſagte der hoch-

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/259>, abgerufen am 22.11.2024.