nommen, also ist auch die Menge der Hof-Bedien- ten, der Titulaturen, und der Chargen mit densel- ben zugleich vermehret worden. Man findet hin und wieder bey den alten Geschicht-Schreibern, daß man ansehnlichen und mächtigen Reichs-Für- sten in Teutschland als eine prächtige Hofhaltung nachgerühmet, wenn sie 6. oder 7. Ritter um sich gehabt, da doch heutiges Tages manche Reichs- Grafen in diesem Stück eine grössere Figur ma- chen. Chur-Fürst Friedrich der Weise hielt eine gar enge Hofstatt; da er einstens vorhatte seinen Dienern Kost-Geld zu geben, und befand, daß sol- ches 800 Gülden austragen würde, so rechnete er dieses schon vor eine sehr grosse Summa Geldes. S. Zinckgräfs Teutsche Apophtegmata p. 98.
§. 13. Grosse Herren ertheilen neue Aemter, Prae- dicata und Besoldungen, wenn es ihnen beliebt, nachdem es entweder die Officianten verdienen, und sich durch ihre Meriten den Weg zu weitern Avancemens gebähnet, oder nachdem sie sich durch allerhand Methoden bey ihnen, oder bey ihren Fa- voriten männlichen oder weiblichen Geschlechts, in Gnade gesetzt, oder nachdem sie von andern Hoch-Fürstlichen Häusern, mit denen sie entweder in Freundschafft oder Anverwandtschafft stehen, oder vor die sie besondere Consideration hegen, starcke Recommendations- und Intercessions- Schreiben mit sich bringen. An vielen Teutschen Höfen ist gebräuchlich, daß die Hoch-Fürstlichen Herrschafften an ihren solennen Geburths-Tä-
gen
Von den Hochfuͤrſtlichen Bedienten.
nommen, alſo iſt auch die Menge der Hof-Bedien- ten, der Titulaturen, und der Chargen mit denſel- ben zugleich vermehret worden. Man findet hin und wieder bey den alten Geſchicht-Schreibern, daß man anſehnlichen und maͤchtigen Reichs-Fuͤr- ſten in Teutſchland als eine praͤchtige Hofhaltung nachgeruͤhmet, wenn ſie 6. oder 7. Ritter um ſich gehabt, da doch heutiges Tages manche Reichs- Grafen in dieſem Stuͤck eine groͤſſere Figur ma- chen. Chur-Fuͤrſt Friedrich der Weiſe hielt eine gar enge Hofſtatt; da er einſtens vorhatte ſeinen Dienern Koſt-Geld zu geben, und befand, daß ſol- ches 800 Guͤlden austragen wuͤrde, ſo rechnete er dieſes ſchon vor eine ſehr groſſe Summa Geldes. S. Zinckgraͤfs Teutſche Apophtegmata p. 98.
§. 13. Groſſe Herren ertheilen neue Aemter, Præ- dicata und Beſoldungen, wenn es ihnen beliebt, nachdem es entweder die Officianten verdienen, und ſich durch ihre Meriten den Weg zu weitern Avancemens gebaͤhnet, oder nachdem ſie ſich durch allerhand Methoden bey ihnen, oder bey ihren Fa- voriten maͤnnlichen oder weiblichen Geſchlechts, in Gnade geſetzt, oder nachdem ſie von andern Hoch-Fuͤrſtlichen Haͤuſern, mit denen ſie entweder in Freundſchafft oder Anverwandtſchafft ſtehen, oder vor die ſie beſondere Conſideration hegen, ſtarcke Recommendations- und Interceſſions- Schreiben mit ſich bringen. An vielen Teutſchen Hoͤfen iſt gebraͤuchlich, daß die Hoch-Fuͤrſtlichen Herrſchafften an ihren ſolennen Geburths-Taͤ-
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Von den Hochfuͤrſtlichen Bedienten.
nommen, alſo iſt auch die Menge der Hof-Bedien-
ten, der Titulaturen, und der Chargen mit denſel-
ben zugleich vermehret worden. Man findet hin
und wieder bey den alten Geſchicht-Schreibern,
daß man anſehnlichen und maͤchtigen Reichs-Fuͤr-
ſten in Teutſchland als eine praͤchtige Hofhaltung
nachgeruͤhmet, wenn ſie 6. oder 7. Ritter um ſich
gehabt, da doch heutiges Tages manche Reichs-
Grafen in dieſem Stuͤck eine groͤſſere Figur ma-
chen. Chur-Fuͤrſt Friedrich der Weiſe hielt eine
gar enge Hofſtatt; da er einſtens vorhatte ſeinen
Dienern Koſt-Geld zu geben, und befand, daß ſol-
ches 800 Guͤlden austragen wuͤrde, ſo rechnete er
dieſes ſchon vor eine ſehr groſſe Summa Geldes.
S. Zinckgraͤfs Teutſche Apophtegmata p. 98.
§. 13. Groſſe Herren ertheilen neue Aemter, Præ-
dicata und Beſoldungen, wenn es ihnen beliebt,
nachdem es entweder die Officianten verdienen,
und ſich durch ihre Meriten den Weg zu weitern
Avancemens gebaͤhnet, oder nachdem ſie ſich durch
allerhand Methoden bey ihnen, oder bey ihren Fa-
voriten maͤnnlichen oder weiblichen Geſchlechts,
in Gnade geſetzt, oder nachdem ſie von andern
Hoch-Fuͤrſtlichen Haͤuſern, mit denen ſie entweder
in Freundſchafft oder Anverwandtſchafft ſtehen,
oder vor die ſie beſondere Conſideration hegen,
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/261>, abgerufen am 22.11.2024.
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