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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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Von der Fürstl. Pers. Vorber. zum Tode.
ler, und bitten um Vergebung, daß sie bey ihrer
Regierung ihre Pflichten nicht in allen Stücken so
vollkommen beobachtet, als sie wohl zu thun schul-
dig gewesen wären.

§. 11. Sie ersuchen ihre Successores, dasjeni-
ge zu verbessern, was sie versehen, und dasjenige
auszuführen, was sie unvollkommen haben müssen
liegen lassen, und ertheilen sonderlich ihren Kindern
gute Vermahnungen, und ihren Erb-Printzen
heylsame Regeln, wie sie ihre Regierung anstellen
sollen. Also hielt Churfürst Friedrich zu Sachsen
vor dessen Absterben eine treffliche Abschieds- und
Vermahnungs-Rede an seine beyden Herrn Söh-
ne, wie es in den II. Theil der von Herrn Lünig ge-
sammleten Reden derer grossen Herren und vorneh-
men Ministris p. 881. nachgelesen werden kan.
Der tapffere Fürst Landgraf Philip zu Hessen der
ältere, verließ nicht allein ein herrliches und hoch-
weises Testament, dergleichen wohl nicht vielmehr
zu finden/ und darinnen er seinen hinterlassenen
vier Söhnen treffliche Maximen zu leben, und wohl
zu regieren vorschrieb, sondern redete auch seinen äl-
testen Sohn Landgraf Wilhelmen als derselbe ein-
stens für sein Tod-Bette kam/ folgender gestalt an:
Mein Sohn, wirst du über GOttes Wort halten,
und die seeligmachende Lehre des heiligen Evangelii
befördern, so wird dich GOtt an Land und Leuten,
und an deinen eigenen Saamen und Geschlechte
seegnen und mit ewiger Seeligkeit krönen, wirst du
aber solches nicht thun, so wirst du an Land und Leu-

ten
S 3

Von der Fuͤrſtl. Perſ. Vorber. zum Tode.
ler, und bitten um Vergebung, daß ſie bey ihrer
Regierung ihre Pflichten nicht in allen Stuͤcken ſo
vollkommen beobachtet, als ſie wohl zu thun ſchul-
dig geweſen waͤren.

§. 11. Sie erſuchen ihre Succeſſores, dasjeni-
ge zu verbeſſern, was ſie verſehen, und dasjenige
auszufuͤhren, was ſie unvollkommen haben muͤſſen
liegen laſſen, und ertheilen ſonderlich ihren Kindern
gute Vermahnungen, und ihren Erb-Printzen
heylſame Regeln, wie ſie ihre Regierung anſtellen
ſollen. Alſo hielt Churfuͤrſt Friedrich zu Sachſen
vor deſſen Abſterben eine treffliche Abſchieds- und
Vermahnungs-Rede an ſeine beyden Herrn Soͤh-
ne, wie es in den II. Theil der von Herrn Luͤnig ge-
ſammleten Reden derer groſſen Herren und vorneh-
men Miniſtris p. 881. nachgeleſen werden kan.
Der tapffere Fuͤrſt Landgraf Philip zu Heſſen der
aͤltere, verließ nicht allein ein herrliches und hoch-
weiſes Teſtament, dergleichen wohl nicht vielmehr
zu finden/ und darinnen er ſeinen hinterlaſſenen
vier Soͤhnen treffliche Maximen zu leben, und wohl
zu regieren vorſchrieb, ſondern redete auch ſeinen aͤl-
teſten Sohn Landgraf Wilhelmen als derſelbe ein-
ſtens fuͤr ſein Tod-Bette kam/ folgender geſtalt an:
Mein Sohn, wirſt du uͤber GOttes Wort halten,
und die ſeeligmachende Lehre des heiligen Evangelii
befoͤrdern, ſo wird dich GOtt an Land und Leuten,
und an deinen eigenen Saamen und Geſchlechte
ſeegnen und mit ewiger Seeligkeit kroͤnen, wirſt du
aber ſolches nicht thun, ſo wirſt du an Land und Leu-

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S 3
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[277/0301] Von der Fuͤrſtl. Perſ. Vorber. zum Tode. ler, und bitten um Vergebung, daß ſie bey ihrer Regierung ihre Pflichten nicht in allen Stuͤcken ſo vollkommen beobachtet, als ſie wohl zu thun ſchul- dig geweſen waͤren. §. 11. Sie erſuchen ihre Succeſſores, dasjeni- ge zu verbeſſern, was ſie verſehen, und dasjenige auszufuͤhren, was ſie unvollkommen haben muͤſſen liegen laſſen, und ertheilen ſonderlich ihren Kindern gute Vermahnungen, und ihren Erb-Printzen heylſame Regeln, wie ſie ihre Regierung anſtellen ſollen. Alſo hielt Churfuͤrſt Friedrich zu Sachſen vor deſſen Abſterben eine treffliche Abſchieds- und Vermahnungs-Rede an ſeine beyden Herrn Soͤh- ne, wie es in den II. Theil der von Herrn Luͤnig ge- ſammleten Reden derer groſſen Herren und vorneh- men Miniſtris p. 881. nachgeleſen werden kan. Der tapffere Fuͤrſt Landgraf Philip zu Heſſen der aͤltere, verließ nicht allein ein herrliches und hoch- weiſes Teſtament, dergleichen wohl nicht vielmehr zu finden/ und darinnen er ſeinen hinterlaſſenen vier Soͤhnen treffliche Maximen zu leben, und wohl zu regieren vorſchrieb, ſondern redete auch ſeinen aͤl- teſten Sohn Landgraf Wilhelmen als derſelbe ein- ſtens fuͤr ſein Tod-Bette kam/ folgender geſtalt an: Mein Sohn, wirſt du uͤber GOttes Wort halten, und die ſeeligmachende Lehre des heiligen Evangelii befoͤrdern, ſo wird dich GOtt an Land und Leuten, und an deinen eigenen Saamen und Geſchlechte ſeegnen und mit ewiger Seeligkeit kroͤnen, wirſt du aber ſolches nicht thun, ſo wirſt du an Land und Leu- ten S 3

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/301>, abgerufen am 22.11.2024.