§. 30. Jst eine Procession sehr groß und weit- läufftig ordonirt, so gehen nicht allein alle Magi- strats-Personen, Advocaten, und die gantze Bür- gerschafft einer Königlichen oder Fürstlichen Resi- dentz mit, ohne den Adel, und die Deputirten aus den fremden Provintzien, sondern es marchiren auch wohl ein oder etliche Regimenter von der Mi- lice mit, die ihr Gewehr nach Trauer-Manier ver- kehrt, und ihre Spiese verdeckt führen.
§. 31. Zuweilen werden auch in der Procession sehr viel Hand-Pferde von den Stall-Bedienten mit zugleich geführet, die alle mit Trauer-Scha- bracken belegt, auf welchen das Königliche oder Fürstliche Wapen gestickt zu sehen; wiewohl die- ses in den vorigen Zeiten noch gebräuchlicher gewe- sen, als in den ietzigen. Bey der Leich-Procession Chur-Fürstens Christiani II. zu Sachsen wurden alle Pferde, die dabey mit geführet worden, mit Nahmen benennet, als der lichtbraune Altvater, der schwartzbraune Merseburger, die alte Schecke, der graue Patron, der kleine Fahle u. s. w. S. die Ordnung der Leich-Procession in M. Hausens glo- rieusen Bustis Electorum Saxoniae p. 1246.
§. 32. Es ist von vielen Seculis her gebräuchlich gewesen/ daß bey dem Hochfürstlichen Begräbnis- sen mancherley Müntzen ausgetheilet werden, es geschicht solches nicht allein bey Königlichen und Churfürstlichen, sondern auch bey Reichs-Gräfli- chen Exequien, da die Reichs-Grafen des Recht haben Müntzen zu prägen. Also wurdenbey dem
Begäng-
I. Theil. XVIII. Capitul.
§. 30. Jſt eine Proceſſion ſehr groß und weit- laͤufftig ordonirt, ſo gehen nicht allein alle Magi- ſtrats-Perſonen, Advocaten, und die gantze Buͤr- gerſchafft einer Koͤniglichen oder Fuͤrſtlichen Reſi- dentz mit, ohne den Adel, und die Deputirten aus den fremden Provintzien, ſondern es marchiren auch wohl ein oder etliche Regimenter von der Mi- lice mit, die ihr Gewehr nach Trauer-Manier ver- kehrt, und ihre Spieſe verdeckt fuͤhren.
§. 31. Zuweilen werden auch in der Proceſſion ſehr viel Hand-Pferde von den Stall-Bedienten mit zugleich gefuͤhret, die alle mit Trauer-Scha- bracken belegt, auf welchen das Koͤnigliche oder Fuͤrſtliche Wapen geſtickt zu ſehen; wiewohl die- ſes in den vorigen Zeiten noch gebraͤuchlicher gewe- ſen, als in den ietzigen. Bey der Leich-Proceſſion Chur-Fuͤrſtens Chriſtiani II. zu Sachſen wurden alle Pferde, die dabey mit gefuͤhret worden, mit Nahmen benennet, als der lichtbraune Altvater, der ſchwartzbraune Merſeburger, die alte Schecke, der graue Patron, der kleine Fahle u. ſ. w. S. die Ordnung der Leich-Proceſſion in M. Hauſens glo- rieuſen Buſtis Electorum Saxoniæ p. 1246.
§. 32. Es iſt von vielen Seculis her gebraͤuchlich geweſen/ daß bey dem Hochfuͤrſtlichen Begraͤbniſ- ſen mancherley Muͤntzen ausgetheilet werden, es geſchicht ſolches nicht allein bey Koͤniglichen und Churfuͤrſtlichen, ſondern auch bey Reichs-Graͤfli- chen Exequien, da die Reichs-Grafen des Recht haben Muͤntzen zu praͤgen. Alſo wurdenbey dem
Begaͤng-
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I. Theil. XVIII. Capitul.
§. 30. Jſt eine Proceſſion ſehr groß und weit-
laͤufftig ordonirt, ſo gehen nicht allein alle Magi-
ſtrats-Perſonen, Advocaten, und die gantze Buͤr-
gerſchafft einer Koͤniglichen oder Fuͤrſtlichen Reſi-
dentz mit, ohne den Adel, und die Deputirten aus
den fremden Provintzien, ſondern es marchiren
auch wohl ein oder etliche Regimenter von der Mi-
lice mit, die ihr Gewehr nach Trauer-Manier ver-
kehrt, und ihre Spieſe verdeckt fuͤhren.
§. 31. Zuweilen werden auch in der Proceſſion
ſehr viel Hand-Pferde von den Stall-Bedienten
mit zugleich gefuͤhret, die alle mit Trauer-Scha-
bracken belegt, auf welchen das Koͤnigliche oder
Fuͤrſtliche Wapen geſtickt zu ſehen; wiewohl die-
ſes in den vorigen Zeiten noch gebraͤuchlicher gewe-
ſen, als in den ietzigen. Bey der Leich-Proceſſion
Chur-Fuͤrſtens Chriſtiani II. zu Sachſen wurden
alle Pferde, die dabey mit gefuͤhret worden, mit
Nahmen benennet, als der lichtbraune Altvater,
der ſchwartzbraune Merſeburger, die alte Schecke,
der graue Patron, der kleine Fahle u. ſ. w. S. die
Ordnung der Leich-Proceſſion in M. Hauſens glo-
rieuſen Buſtis Electorum Saxoniæ p. 1246.
§. 32. Es iſt von vielen Seculis her gebraͤuchlich
geweſen/ daß bey dem Hochfuͤrſtlichen Begraͤbniſ-
ſen mancherley Muͤntzen ausgetheilet werden, es
geſchicht ſolches nicht allein bey Koͤniglichen und
Churfuͤrſtlichen, ſondern auch bey Reichs-Graͤfli-
chen Exequien, da die Reichs-Grafen des Recht
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/344>, abgerufen am 22.11.2024.
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