Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

Bild:
<< vorherige Seite

I. Theil. I. Capitul.
Kindtaufften, solennen Eydesleistungen, prächti-
gen Ein- und Auszügen, Staats-Versammlungen,
öffentlichen Freuden-Bezeugungen, Leichen-Be-
gängnissen, Errichtung der Begräbniß-Monumen-
t
en reguliren, die Ambassadeurs zuerst introduci-
ren, sie besuchen, tractiren und erkennen lernen, und
den Hof, so viel als müglich, in guten Credit setzen.

§. 21. Man erwehlet mehrentheils zu diesen an-
sehnlichen Chargen, die mit einem hohen Range
verknüpfft sind, Cavaliers von einem guten Hause,
die eine schöne Person praesentiren, in den Geschich-
ten des Königlichen oder Fürstlichen Hauses, und
der andern Fürstlichen Häuser wohl erfahren, und
dabey gesprächig, höflich und manierlich sind. An
einigen Höfen hat man zweyerley Ceremonien-
Meister, als Ober-Ceremonien-Meister und Un-
ter-Ceremonien-Meister, an andern Höfen gar
keinen, sondern nur besondere Introducteurs des
Ambassadeurs.
An den Teutschen Höfen pflegen
mehrentheils die Hof-Marschall-Aemter dasjenige
zu dirigiren, was sonst den Ceremonien-Meistern
zukommt.

§. 22. Uber die Ceremonien-Meister findet
man in einigen Ländern, auch noch gewisse Cere-
moni
en-Aemter, Herolds-Aemter, oder andre
Collegia, die sich um dergleichen zu bekümmern
pflegen. Also ist in Rom ein solches die Con-
gregatione de riti,
welchem ein Cardinal als Prae-
ses
vorstehet. Zu diesen werden einige Cardinäle
als Nuntii a latere ernennt, um mit denselben zu

über-

I. Theil. I. Capitul.
Kindtaufften, ſolennen Eydesleiſtungen, praͤchti-
gen Ein- und Auszuͤgen, Staats-Verſammlungen,
oͤffentlichen Freuden-Bezeugungen, Leichen-Be-
gaͤngniſſen, Errichtung der Begraͤbniß-Monumen-
t
en reguliren, die Ambaſſadeurs zuerſt introduci-
ren, ſie beſuchen, tractiren und erkennen lernen, und
den Hof, ſo viel als muͤglich, in guten Credit ſetzen.

§. 21. Man erwehlet mehrentheils zu dieſen an-
ſehnlichen Chargen, die mit einem hohen Range
verknuͤpfft ſind, Cavaliers von einem guten Hauſe,
die eine ſchoͤne Perſon præſentiren, in den Geſchich-
ten des Koͤniglichen oder Fuͤrſtlichen Hauſes, und
der andern Fuͤrſtlichen Haͤuſer wohl erfahren, und
dabey geſpraͤchig, hoͤflich und manierlich ſind. An
einigen Hoͤfen hat man zweyerley Ceremonien-
Meiſter, als Ober-Ceremonien-Meiſter und Un-
ter-Ceremonien-Meiſter, an andern Hoͤfen gar
keinen, ſondern nur beſondere Introducteurs des
Ambaſſadeurs.
An den Teutſchen Hoͤfen pflegen
mehrentheils die Hof-Marſchall-Aemter dasjenige
zu dirigiren, was ſonſt den Ceremonien-Meiſtern
zukommt.

§. 22. Uber die Ceremonien-Meiſter findet
man in einigen Laͤndern, auch noch gewiſſe Cere-
moni
en-Aemter, Herolds-Aemter, oder andre
Collegia, die ſich um dergleichen zu bekuͤmmern
pflegen. Alſo iſt in Rom ein ſolches die Con-
gregatione de riti,
welchem ein Cardinal als Præ-
ſes
vorſtehet. Zu dieſen werden einige Cardinaͤle
als Nuntii à latere ernennt, um mit denſelben zu

uͤber-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0038" n="14"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">I.</hi> Theil. <hi rendition="#aq">I.</hi> Capitul.</hi></fw><lb/>
Kindtaufften, <hi rendition="#aq">&#x017F;olenn</hi>en Eydeslei&#x017F;tungen, pra&#x0364;chti-<lb/>
gen Ein- und Auszu&#x0364;gen, Staats-Ver&#x017F;ammlungen,<lb/>
o&#x0364;ffentlichen Freuden-Bezeugungen, Leichen-Be-<lb/>
ga&#x0364;ngni&#x017F;&#x017F;en, Errichtung der Begra&#x0364;bniß-<hi rendition="#aq">Monumen-<lb/>
t</hi>en <hi rendition="#aq">reguli</hi>ren, die <hi rendition="#aq">Amba&#x017F;&#x017F;adeurs</hi> zuer&#x017F;t <hi rendition="#aq">introduci-</hi><lb/>
ren, &#x017F;ie be&#x017F;uchen, <hi rendition="#aq">tracti</hi>ren und erkennen lernen, und<lb/>
den Hof, &#x017F;o viel als mu&#x0364;glich, in guten <hi rendition="#aq">Credit</hi> &#x017F;etzen.</p><lb/>
          <p>§. 21. Man erwehlet mehrentheils zu die&#x017F;en an-<lb/>
&#x017F;ehnlichen <hi rendition="#aq">Charg</hi>en, die mit einem hohen Range<lb/>
verknu&#x0364;pfft &#x017F;ind, <hi rendition="#aq">Cavaliers</hi> von einem guten Hau&#x017F;e,<lb/>
die eine &#x017F;cho&#x0364;ne Per&#x017F;on <hi rendition="#aq">præ&#x017F;enti</hi>ren, in den Ge&#x017F;chich-<lb/>
ten des Ko&#x0364;niglichen oder Fu&#x0364;r&#x017F;tlichen Hau&#x017F;es, und<lb/>
der andern Fu&#x0364;r&#x017F;tlichen Ha&#x0364;u&#x017F;er wohl erfahren, und<lb/>
dabey ge&#x017F;pra&#x0364;chig, ho&#x0364;flich und manierlich &#x017F;ind. An<lb/>
einigen Ho&#x0364;fen hat man zweyerley <hi rendition="#aq">Ceremoni</hi>en-<lb/>
Mei&#x017F;ter, als Ober-<hi rendition="#aq">Ceremoni</hi>en-Mei&#x017F;ter und Un-<lb/>
ter-<hi rendition="#aq">Ceremoni</hi>en-Mei&#x017F;ter, an andern Ho&#x0364;fen gar<lb/>
keinen, &#x017F;ondern nur be&#x017F;ondere <hi rendition="#aq">Introducteurs des<lb/>
Amba&#x017F;&#x017F;adeurs.</hi> An den Teut&#x017F;chen Ho&#x0364;fen pflegen<lb/>
mehrentheils die Hof-Mar&#x017F;chall-Aemter dasjenige<lb/>
zu <hi rendition="#aq">dirigi</hi>ren, was &#x017F;on&#x017F;t den <hi rendition="#aq">Ceremoni</hi>en-Mei&#x017F;tern<lb/>
zukommt.</p><lb/>
          <p>§. 22. Uber die <hi rendition="#aq">Ceremoni</hi>en-Mei&#x017F;ter findet<lb/>
man in einigen La&#x0364;ndern, auch noch gewi&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#aq">Cere-<lb/>
moni</hi>en-Aemter, Herolds-Aemter, oder andre<lb/><hi rendition="#aq">Collegia,</hi> die &#x017F;ich um dergleichen zu beku&#x0364;mmern<lb/>
pflegen. Al&#x017F;o i&#x017F;t in Rom ein &#x017F;olches die <hi rendition="#aq">Con-<lb/>
gregatione de riti,</hi> welchem ein Cardinal als <hi rendition="#aq">Præ-<lb/>
&#x017F;es</hi> vor&#x017F;tehet. Zu die&#x017F;en werden einige Cardina&#x0364;le<lb/>
als <hi rendition="#aq">Nuntii à latere</hi> ernennt, um mit den&#x017F;elben zu<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">u&#x0364;ber-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[14/0038] I. Theil. I. Capitul. Kindtaufften, ſolennen Eydesleiſtungen, praͤchti- gen Ein- und Auszuͤgen, Staats-Verſammlungen, oͤffentlichen Freuden-Bezeugungen, Leichen-Be- gaͤngniſſen, Errichtung der Begraͤbniß-Monumen- ten reguliren, die Ambaſſadeurs zuerſt introduci- ren, ſie beſuchen, tractiren und erkennen lernen, und den Hof, ſo viel als muͤglich, in guten Credit ſetzen. §. 21. Man erwehlet mehrentheils zu dieſen an- ſehnlichen Chargen, die mit einem hohen Range verknuͤpfft ſind, Cavaliers von einem guten Hauſe, die eine ſchoͤne Perſon præſentiren, in den Geſchich- ten des Koͤniglichen oder Fuͤrſtlichen Hauſes, und der andern Fuͤrſtlichen Haͤuſer wohl erfahren, und dabey geſpraͤchig, hoͤflich und manierlich ſind. An einigen Hoͤfen hat man zweyerley Ceremonien- Meiſter, als Ober-Ceremonien-Meiſter und Un- ter-Ceremonien-Meiſter, an andern Hoͤfen gar keinen, ſondern nur beſondere Introducteurs des Ambaſſadeurs. An den Teutſchen Hoͤfen pflegen mehrentheils die Hof-Marſchall-Aemter dasjenige zu dirigiren, was ſonſt den Ceremonien-Meiſtern zukommt. §. 22. Uber die Ceremonien-Meiſter findet man in einigen Laͤndern, auch noch gewiſſe Cere- monien-Aemter, Herolds-Aemter, oder andre Collegia, die ſich um dergleichen zu bekuͤmmern pflegen. Alſo iſt in Rom ein ſolches die Con- gregatione de riti, welchem ein Cardinal als Præ- ſes vorſtehet. Zu dieſen werden einige Cardinaͤle als Nuntii à latere ernennt, um mit denſelben zu uͤber-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/38
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/38>, abgerufen am 21.11.2024.