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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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Von Visiten u. Zusammenk. grosser Herren.
menkunfft hielten, waren sie so vergnügt daß sie
mit ihren Hüten tauschten. Fürst Johann Geor-
ge zu Anhalt erinnerte sich dessen noch den Tag
vor seinem Ableben, und nahm den ertauschten
Hut mit sich ins Grab. S. Beckmanns Anhäl-
tischer Geschichte V. Theil, p. 219.

§. 26. Wenn sich die grossen Herren wieder
auf die Rück-Reise begeben, so pflegen sie vor ih-
rer Abreise diejenigen von der Hofstatt, die ihnen
allerhand Aufwartung geleistet, zu beschencken.
Sie schicken gar offters, wenn sie sich auf den
Grentzen des Landes, aus welchen sie abreisen, be-
finden, einen Cavalier zurück an die Herrschafft
die sie besucht gehabt, lassen ihnen Danck abstat-
ten vor alle die genossene Höflichkeit, ihnen ver-
sichern wie sie sehr vergnügt gewesen, und wie sie
keine Gelegenheit aus den Händen lassen würden,
Serenissimo hinwiederum alle Freund-Schwä-
ger- und Vetterliche Dienste zu erweisen. Biß-
weilen werden sie bey ihrer Zurückreise allenthalben
defrayirt, und von denjenigen Ministris, die sie am
besten leiden können, biß an die Grentzen wieder be-
gleitet.

§. 27. Wenn ein vornehmer regierender Teut-
scher und des heiligen Römischen Reichs Fürst von
hohem Hause, geistlichen oder weltlichen Standes,
in das Kayserliche Hof-Lager kommt, so geschicht
ihm gar keine solenne Reception, weniger Aufneh-
mung, sondern es kommt ein solcher Printz mit sei-
nem Train ohne Solennität an. Die Privat-Au-

dien-
A a

Von Viſiten u. Zuſam̃enk. groſſer Herren.
menkunfft hielten, waren ſie ſo vergnuͤgt daß ſie
mit ihren Huͤten tauſchten. Fuͤrſt Johann Geor-
ge zu Anhalt erinnerte ſich deſſen noch den Tag
vor ſeinem Ableben, und nahm den ertauſchten
Hut mit ſich ins Grab. S. Beckmanns Anhaͤl-
tiſcher Geſchichte V. Theil, p. 219.

§. 26. Wenn ſich die groſſen Herren wieder
auf die Ruͤck-Reiſe begeben, ſo pflegen ſie vor ih-
rer Abreiſe diejenigen von der Hofſtatt, die ihnen
allerhand Aufwartung geleiſtet, zu beſchencken.
Sie ſchicken gar offters, wenn ſie ſich auf den
Grentzen des Landes, aus welchen ſie abreiſen, be-
finden, einen Cavalier zuruͤck an die Herrſchafft
die ſie beſucht gehabt, laſſen ihnen Danck abſtat-
ten vor alle die genoſſene Hoͤflichkeit, ihnen ver-
ſichern wie ſie ſehr vergnuͤgt geweſen, und wie ſie
keine Gelegenheit aus den Haͤnden laſſen wuͤrden,
Sereniſſimo hinwiederum alle Freund-Schwaͤ-
ger- und Vetterliche Dienſte zu erweiſen. Biß-
weilen werden ſie bey ihrer Zuruͤckreiſe allenthalben
defrayirt, und von denjenigen Miniſtris, die ſie am
beſten leiden koͤnnen, biß an die Grentzen wieder be-
gleitet.

§. 27. Wenn ein vornehmer regierender Teut-
ſcher und des heiligen Roͤmiſchen Reichs Fuͤrſt von
hohem Hauſe, geiſtlichen oder weltlichen Standes,
in das Kayſerliche Hof-Lager kommt, ſo geſchicht
ihm gar keine ſolenne Reception, weniger Aufneh-
mung, ſondern es kommt ein ſolcher Printz mit ſei-
nem Train ohne Solennitaͤt an. Die Privat-Au-

dien-
A a
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[369/0393] Von Viſiten u. Zuſam̃enk. groſſer Herren. menkunfft hielten, waren ſie ſo vergnuͤgt daß ſie mit ihren Huͤten tauſchten. Fuͤrſt Johann Geor- ge zu Anhalt erinnerte ſich deſſen noch den Tag vor ſeinem Ableben, und nahm den ertauſchten Hut mit ſich ins Grab. S. Beckmanns Anhaͤl- tiſcher Geſchichte V. Theil, p. 219. §. 26. Wenn ſich die groſſen Herren wieder auf die Ruͤck-Reiſe begeben, ſo pflegen ſie vor ih- rer Abreiſe diejenigen von der Hofſtatt, die ihnen allerhand Aufwartung geleiſtet, zu beſchencken. Sie ſchicken gar offters, wenn ſie ſich auf den Grentzen des Landes, aus welchen ſie abreiſen, be- finden, einen Cavalier zuruͤck an die Herrſchafft die ſie beſucht gehabt, laſſen ihnen Danck abſtat- ten vor alle die genoſſene Hoͤflichkeit, ihnen ver- ſichern wie ſie ſehr vergnuͤgt geweſen, und wie ſie keine Gelegenheit aus den Haͤnden laſſen wuͤrden, Sereniſſimo hinwiederum alle Freund-Schwaͤ- ger- und Vetterliche Dienſte zu erweiſen. Biß- weilen werden ſie bey ihrer Zuruͤckreiſe allenthalben defrayirt, und von denjenigen Miniſtris, die ſie am beſten leiden koͤnnen, biß an die Grentzen wieder be- gleitet. §. 27. Wenn ein vornehmer regierender Teut- ſcher und des heiligen Roͤmiſchen Reichs Fuͤrſt von hohem Hauſe, geiſtlichen oder weltlichen Standes, in das Kayſerliche Hof-Lager kommt, ſo geſchicht ihm gar keine ſolenne Reception, weniger Aufneh- mung, ſondern es kommt ein ſolcher Printz mit ſei- nem Train ohne Solennitaͤt an. Die Privat-Au- dien- A a

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 369. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/393>, abgerufen am 23.11.2024.