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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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Vom Schlafengehen u. Aufst. grosser Hn.
Maße die Nacht in Tag, und der Tag in Nacht
verwandelt, sie bringen einen grossen Theil der zur
Nacht-Ruhe bestimmten Zeit mit Essen, Trincken,
Spielen, Tantzen und andern Divertissemens zu,
und halten hingegen biß fast an die Mittags-Stun-
den ihre Ruhe.

§. 2. Es ist eine seltzame Sache, daß die Könige
in Spanien in diesem Stück gebunden sind, und
viel weniger Freyheit haben als alle ihre Untertha-
nen, indem sie, nach denen über hundert Jahr ein-
geführten Hof-Reguln, im Sommer des Nachts
um 10 Uhr, und des Winters um 9 zu Bette gehen
müssen. Die Geschichtschreiber gedencken, daß,
als Königs Caroli II. erste Gemahlin Maria Louyse
in Madrit angelangt, und sich an diese vorgeschrie-
bene Stunde nicht kehren wollen, sondern vermey-
net, es wäre alsdenn die beste Zeit zu schlafen, wenn
man dazu Lust hätte, es öffters geschehen wäre, daß
ihr Frauenzimmer, ohne sie darum zu befragen, an-
gefangen, des Abends, da sie noch über der Tafel
gesessen, sie auszuziehen; einige hätten ihr den Kopf
zurecht gemacht, andere unter die Tafel gekrochen,
ihr die Röcke auszuziehen, und wäre sie alsdenn so
geschwinde zu Bette gebracht worden, daß sie
manchmahl nicht gewust, wie ihr geschehen wäre.
S. den I. Tomum von Lünigs Ceremoniel-Thea-
tro, p.
336.

§. 3. Einige Hoch-Fürstliche Ehegatten schla-
fen in einem Gemach und in einem Zimmer, andere
aber sind, den Betten und Schlaf-Gemächern

nach,
B 2

Vom Schlafengehen u. Aufſt. groſſer Hn.
Maße die Nacht in Tag, und der Tag in Nacht
verwandelt, ſie bringen einen groſſen Theil der zur
Nacht-Ruhe beſtimmten Zeit mit Eſſen, Trincken,
Spielen, Tantzen und andern Divertiſſemens zu,
und halten hingegen biß faſt an die Mittags-Stun-
den ihre Ruhe.

§. 2. Es iſt eine ſeltzame Sache, daß die Koͤnige
in Spanien in dieſem Stuͤck gebunden ſind, und
viel weniger Freyheit haben als alle ihre Untertha-
nen, indem ſie, nach denen uͤber hundert Jahr ein-
gefuͤhrten Hof-Reguln, im Sommer des Nachts
um 10 Uhr, und des Winters um 9 zu Bette gehen
muͤſſen. Die Geſchichtſchreiber gedencken, daß,
als Koͤnigs Caroli II. erſte Gemahlin Maria Louyſe
in Madrit angelangt, und ſich an dieſe vorgeſchrie-
bene Stunde nicht kehren wollen, ſondern vermey-
net, es waͤre alsdenn die beſte Zeit zu ſchlafen, wenn
man dazu Luſt haͤtte, es oͤffters geſchehen waͤre, daß
ihr Frauenzimmer, ohne ſie darum zu befragen, an-
gefangen, des Abends, da ſie noch uͤber der Tafel
geſeſſen, ſie auszuziehen; einige haͤtten ihr den Kopf
zurecht gemacht, andere unter die Tafel gekrochen,
ihr die Roͤcke auszuziehen, und waͤre ſie alsdenn ſo
geſchwinde zu Bette gebracht worden, daß ſie
manchmahl nicht gewuſt, wie ihr geſchehen waͤre.
S. den I. Tomum von Luͤnigs Ceremoniel-Thea-
tro, p.
336.

§. 3. Einige Hoch-Fuͤrſtliche Ehegatten ſchla-
fen in einem Gemach und in einem Zimmer, andere
aber ſind, den Betten und Schlaf-Gemaͤchern

nach,
B 2
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[19/0043] Vom Schlafengehen u. Aufſt. groſſer Hn. Maße die Nacht in Tag, und der Tag in Nacht verwandelt, ſie bringen einen groſſen Theil der zur Nacht-Ruhe beſtimmten Zeit mit Eſſen, Trincken, Spielen, Tantzen und andern Divertiſſemens zu, und halten hingegen biß faſt an die Mittags-Stun- den ihre Ruhe. §. 2. Es iſt eine ſeltzame Sache, daß die Koͤnige in Spanien in dieſem Stuͤck gebunden ſind, und viel weniger Freyheit haben als alle ihre Untertha- nen, indem ſie, nach denen uͤber hundert Jahr ein- gefuͤhrten Hof-Reguln, im Sommer des Nachts um 10 Uhr, und des Winters um 9 zu Bette gehen muͤſſen. Die Geſchichtſchreiber gedencken, daß, als Koͤnigs Caroli II. erſte Gemahlin Maria Louyſe in Madrit angelangt, und ſich an dieſe vorgeſchrie- bene Stunde nicht kehren wollen, ſondern vermey- net, es waͤre alsdenn die beſte Zeit zu ſchlafen, wenn man dazu Luſt haͤtte, es oͤffters geſchehen waͤre, daß ihr Frauenzimmer, ohne ſie darum zu befragen, an- gefangen, des Abends, da ſie noch uͤber der Tafel geſeſſen, ſie auszuziehen; einige haͤtten ihr den Kopf zurecht gemacht, andere unter die Tafel gekrochen, ihr die Roͤcke auszuziehen, und waͤre ſie alsdenn ſo geſchwinde zu Bette gebracht worden, daß ſie manchmahl nicht gewuſt, wie ihr geſchehen waͤre. S. den I. Tomum von Luͤnigs Ceremoniel-Thea- tro, p. 336. §. 3. Einige Hoch-Fuͤrſtliche Ehegatten ſchla- fen in einem Gemach und in einem Zimmer, andere aber ſind, den Betten und Schlaf-Gemaͤchern nach, B 2

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/43>, abgerufen am 21.11.2024.