selbst von einigen Höfen beschenckt, wenn sie durch ihre gute Conduite eine solche Handlung haben helffen zu Stande bringen, die so wohl den Hofe von dem sie abgeschickt, als auch dem an welchen sie gesendet worden, Vortheil und Ruhm zuwege bringt; als wenn z. E. durch ihre Vermittelung ein gewisser Allianz-Tractat zu Stande kommen. Sie erhalten, wenn sie sich von ihren Gesandt- schafften wohl acquitirt, von ihren Herrschafften bey ihrer Zurückkunfft mancherley Begnadigung, und gemeiniglich einen höhern Character.
§. 63. Werden die Gesandten an den Höfen nicht so tractirt, wie es ihrem Character gemäß ist, so melden sie es ihren Principalen, und suchen ent- weder bey dem Hofe um Abschieds-Audienz an, oder gehen auch wohl so ohne Abschied vom Hofe.
§. 64. Bißweilen sind die Gesandten durch ihr unartig Bezeigen selbst schuld, daß ihnen nicht so begegnet wird, als wie sie wohl verlangen. Wenn sich einige durch ihre allzu grosse Freyheit im Re- den mit grossen Herren zu sehr familiriasiren wollen, so bekommen sie manchmahl dieserwegen ein treff- liches Nota bene. Als der Frantzösische Resident sich a. 1632 mit dem König in Schweden Gustavo Adolpho in München gar zu gemein machte, ant- wortete ihm der König: Jhr gebraucht euch der Frantzösischen Freyheit im Reden gar zu viel, ihr soltet wissen, daß ich und euer König in besserer Cor- respondenz stehen, als ihr vermeyt; ihr soltet mit
bessern
II. Theil. III. Capitul.
ſelbſt von einigen Hoͤfen beſchenckt, wenn ſie durch ihre gute Conduite eine ſolche Handlung haben helffen zu Stande bringen, die ſo wohl den Hofe von dem ſie abgeſchickt, als auch dem an welchen ſie geſendet worden, Vortheil und Ruhm zuwege bringt; als wenn z. E. durch ihre Vermittelung ein gewiſſer Allianz-Tractat zu Stande kommen. Sie erhalten, wenn ſie ſich von ihren Geſandt- ſchafften wohl acquitirt, von ihren Herrſchafften bey ihrer Zuruͤckkunfft mancherley Begnadigung, und gemeiniglich einen hoͤhern Character.
§. 63. Werden die Geſandten an den Hoͤfen nicht ſo tractirt, wie es ihrem Character gemaͤß iſt, ſo melden ſie es ihren Principalen, und ſuchen ent- weder bey dem Hofe um Abſchieds-Audienz an, oder gehen auch wohl ſo ohne Abſchied vom Hofe.
§. 64. Bißweilen ſind die Geſandten durch ihr unartig Bezeigen ſelbſt ſchuld, daß ihnen nicht ſo begegnet wird, als wie ſie wohl verlangen. Wenn ſich einige durch ihre allzu groſſe Freyheit im Re- den mit groſſen Herren zu ſehr familiriaſiren wollen, ſo bekommen ſie manchmahl dieſerwegen ein treff- liches Nota bene. Als der Frantzoͤſiſche Reſident ſich a. 1632 mit dem Koͤnig in Schweden Guſtavo Adolpho in Muͤnchen gar zu gemein machte, ant- wortete ihm der Koͤnig: Jhr gebraucht euch der Frantzoͤſiſchen Freyheit im Reden gar zu viel, ihr ſoltet wiſſen, daß ich und euer Koͤnig in beſſerer Cor- reſpondenz ſtehen, als ihr vermeyt; ihr ſoltet mit
beſſern
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II. Theil. III. Capitul.
ſelbſt von einigen Hoͤfen beſchenckt, wenn ſie durch
ihre gute Conduite eine ſolche Handlung haben
helffen zu Stande bringen, die ſo wohl den Hofe
von dem ſie abgeſchickt, als auch dem an welchen
ſie geſendet worden, Vortheil und Ruhm zuwege
bringt; als wenn z. E. durch ihre Vermittelung
ein gewiſſer Allianz-Tractat zu Stande kommen.
Sie erhalten, wenn ſie ſich von ihren Geſandt-
ſchafften wohl acquitirt, von ihren Herrſchafften
bey ihrer Zuruͤckkunfft mancherley Begnadigung,
und gemeiniglich einen hoͤhern Character.
§. 63. Werden die Geſandten an den Hoͤfen
nicht ſo tractirt, wie es ihrem Character gemaͤß iſt,
ſo melden ſie es ihren Principalen, und ſuchen ent-
weder bey dem Hofe um Abſchieds-Audienz
an, oder gehen auch wohl ſo ohne Abſchied vom
Hofe.
§. 64. Bißweilen ſind die Geſandten durch ihr
unartig Bezeigen ſelbſt ſchuld, daß ihnen nicht ſo
begegnet wird, als wie ſie wohl verlangen. Wenn
ſich einige durch ihre allzu groſſe Freyheit im Re-
den mit groſſen Herren zu ſehr familiriaſiren wollen,
ſo bekommen ſie manchmahl dieſerwegen ein treff-
liches Nota bene. Als der Frantzoͤſiſche Reſident
ſich a. 1632 mit dem Koͤnig in Schweden Guſtavo
Adolpho in Muͤnchen gar zu gemein machte, ant-
wortete ihm der Koͤnig: Jhr gebraucht euch der
Frantzoͤſiſchen Freyheit im Reden gar zu viel, ihr
ſoltet wiſſen, daß ich und euer Koͤnig in beſſerer Cor-
reſpondenz ſtehen, als ihr vermeyt; ihr ſoltet mit
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 408. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/432>, abgerufen am 22.11.2024.
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