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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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II. Theil IV. Capitul.
so haben sie solche durch einen stillschweigen den
Consens approbirt, sie auch wohl in die aus ih-
ren Cantzeleyen expedirten Schrifften mit einflies-
sen lassen; andere die mit ihnen von gleichem
Stande haben es ihnen nachgehends aus Jalousie,
damit sie dadurch keinen Vorzug gewinnen möch-
ten, nachgethan, und daher sind manche Titulatu-
ren aufgekommen.

§. 6. Es hat zu jeden Zeiten sehr viel Disputen
gegeben, wann sich ein Fürst eine Gemahlin aus
einem geringern Stande beylegen, und derselben
so wohl bey den Hochfürstlichen Gefreunden, als
auch bey den übrigen Puissancen, die gewöhnliche
Titulatur auswürcken wollen. Daher haben
auch unterschiedene um aller Zwistigkeiten überho-
ben zu seyn, hierinnen nachgegeben, so viel nur
möglich gewesen. Als sich der Hertzog zu Sach-
sen Wilhelm III. mit der Catharina von Brand-
stein vermählen wolte, so befahl er in der Instru-
ction,
seinen Gesandten die er an seinen Herrn
Bruder Churfürst Fridrichen den Gütigen und
seine Söhne, wegen Praestirung ihres Consen-
ses,
zu Constituirung des Leibgedinges abfertigte:
Dafern man Churfürstlicher Seiten etwan we-
gern würde, in dem Verwilligungs-Brief die
Worte, die Hochgebohrne Fürstin zu setzen, dawi-
der nichts zu moviren, sondern nur anzusuchen,
daß allein Durchlauchtigste Fürstin möchte gesetzt
werden; Dieses letztere ist zwar bey ietzigen Zeiten
noch mehr als jenes, iedoch hat man sonder Zweifel

die

II. Theil IV. Capitul.
ſo haben ſie ſolche durch einen ſtillſchweigen den
Conſens approbirt, ſie auch wohl in die aus ih-
ren Cantzeleyen expedirten Schrifften mit einflieſ-
ſen laſſen; andere die mit ihnen von gleichem
Stande haben es ihnen nachgehends aus Jalouſie,
damit ſie dadurch keinen Vorzug gewinnen moͤch-
ten, nachgethan, und daher ſind manche Titulatu-
ren aufgekommen.

§. 6. Es hat zu jeden Zeiten ſehr viel Diſputen
gegeben, wann ſich ein Fuͤrſt eine Gemahlin aus
einem geringern Stande beylegen, und derſelben
ſo wohl bey den Hochfuͤrſtlichen Gefreunden, als
auch bey den uͤbrigen Puiſſancen, die gewoͤhnliche
Titulatur auswuͤrcken wollen. Daher haben
auch unterſchiedene um aller Zwiſtigkeiten uͤberho-
ben zu ſeyn, hierinnen nachgegeben, ſo viel nur
moͤglich geweſen. Als ſich der Hertzog zu Sach-
ſen Wilhelm III. mit der Catharina von Brand-
ſtein vermaͤhlen wolte, ſo befahl er in der Inſtru-
ction,
ſeinen Geſandten die er an ſeinen Herrn
Bruder Churfuͤrſt Fridrichen den Guͤtigen und
ſeine Soͤhne, wegen Præſtirung ihres Conſen-
ſes,
zu Conſtituirung des Leibgedinges abfertigte:
Dafern man Churfuͤrſtlicher Seiten etwan we-
gern wuͤrde, in dem Verwilligungs-Brief die
Worte, die Hochgebohrne Fuͤrſtin zu ſetzen, dawi-
der nichts zu moviren, ſondern nur anzuſuchen,
daß allein Durchlauchtigſte Fuͤrſtin moͤchte geſetzt
werden; Dieſes letztere iſt zwar bey ietzigen Zeiten
noch mehr als jenes, iedoch hat man ſonder Zweifel

die
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[418/0442] II. Theil IV. Capitul. ſo haben ſie ſolche durch einen ſtillſchweigen den Conſens approbirt, ſie auch wohl in die aus ih- ren Cantzeleyen expedirten Schrifften mit einflieſ- ſen laſſen; andere die mit ihnen von gleichem Stande haben es ihnen nachgehends aus Jalouſie, damit ſie dadurch keinen Vorzug gewinnen moͤch- ten, nachgethan, und daher ſind manche Titulatu- ren aufgekommen. §. 6. Es hat zu jeden Zeiten ſehr viel Diſputen gegeben, wann ſich ein Fuͤrſt eine Gemahlin aus einem geringern Stande beylegen, und derſelben ſo wohl bey den Hochfuͤrſtlichen Gefreunden, als auch bey den uͤbrigen Puiſſancen, die gewoͤhnliche Titulatur auswuͤrcken wollen. Daher haben auch unterſchiedene um aller Zwiſtigkeiten uͤberho- ben zu ſeyn, hierinnen nachgegeben, ſo viel nur moͤglich geweſen. Als ſich der Hertzog zu Sach- ſen Wilhelm III. mit der Catharina von Brand- ſtein vermaͤhlen wolte, ſo befahl er in der Inſtru- ction, ſeinen Geſandten die er an ſeinen Herrn Bruder Churfuͤrſt Fridrichen den Guͤtigen und ſeine Soͤhne, wegen Præſtirung ihres Conſen- ſes, zu Conſtituirung des Leibgedinges abfertigte: Dafern man Churfuͤrſtlicher Seiten etwan we- gern wuͤrde, in dem Verwilligungs-Brief die Worte, die Hochgebohrne Fuͤrſtin zu ſetzen, dawi- der nichts zu moviren, ſondern nur anzuſuchen, daß allein Durchlauchtigſte Fuͤrſtin moͤchte geſetzt werden; Dieſes letztere iſt zwar bey ietzigen Zeiten noch mehr als jenes, iedoch hat man ſonder Zweifel die

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 418. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/442>, abgerufen am 22.11.2024.