da einer, oder nach Gelegenheit auch wohl ein paar Hof-Cavaliere des Nachts bey ihm wachen müs- sen, nebst dem Leib-Medico.
§. 5. Sind sie in ihren Schlaf-Gemächern al- lein, so muß entweder der Leib-Page, oder einer von ihren ältesten und getreuesten Cammer-Dienern in der Nachbarschafft schlafen, daß sie ihn gleich ruf- fen, und bey der Hand haben können. Diese legen sich zur Ruhe, so bald die Nacht-Lichter angezündet, und der Fürst ins Bette gestiegen.
§. 6. Früh Morgens stehen sie auf, wenn es ih- nen gelegen, wie sie sich gewöhnet, wie es ihrem Temperament, oder denjenigen Verrichtungen, die sie des Tages über zu expediren haben, gemäß ist. Die Krieges-Helden, oder die Liebhaber von der Jägerey, sind offters munterer als ihre Cava- liere, und pflegt es nicht selten zu geschehen, daß sie in der Campagne, oder wenn sie auf die Jagt wol- len, früh Morgens ihre Cavaliere aufwecken. Die- sen würde bey ihrem Schlafengehen und Aufstehen mit den Spanischen Ceremoniellen nicht gar viel gedient seyn.
§. 7. Einige haben im Gebrauch, daß sie, auch bey ihrem gesunden Zustand, früh Morgens im Schlaf-Rock biß um 9 oder 10 Uhr in ihrem Bet- te liegen bleiben, ob sie schon gantz früh aufgewacht. Sie lassen alsdenn viele von fremden und ihren ei- genen Ministres und Cavaliers vor sich, sie ertheilen Audienzen, hören die Vorträge an, unterschreiben
die
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Vom Schlafengehen u. Aufſt. groſſer Hrn.
da einer, oder nach Gelegenheit auch wohl ein paar Hof-Cavaliere des Nachts bey ihm wachen muͤſ- ſen, nebſt dem Leib-Medico.
§. 5. Sind ſie in ihren Schlaf-Gemaͤchern al- lein, ſo muß entweder der Leib-Page, oder einer von ihren aͤlteſten und getreueſten Cammer-Dienern in der Nachbarſchafft ſchlafen, daß ſie ihn gleich ruf- fen, und bey der Hand haben koͤnnen. Dieſe legen ſich zur Ruhe, ſo bald die Nacht-Lichter angezuͤndet, und der Fuͤrſt ins Bette geſtiegen.
§. 6. Fruͤh Morgens ſtehen ſie auf, wenn es ih- nen gelegen, wie ſie ſich gewoͤhnet, wie es ihrem Temperament, oder denjenigen Verrichtungen, die ſie des Tages uͤber zu expediren haben, gemaͤß iſt. Die Krieges-Helden, oder die Liebhaber von der Jaͤgerey, ſind offters munterer als ihre Cava- liere, und pflegt es nicht ſelten zu geſchehen, daß ſie in der Campagne, oder wenn ſie auf die Jagt wol- len, fruͤh Morgens ihre Cavaliere aufwecken. Die- ſen wuͤrde bey ihrem Schlafengehen und Aufſtehen mit den Spaniſchen Ceremoniellen nicht gar viel gedient ſeyn.
§. 7. Einige haben im Gebrauch, daß ſie, auch bey ihrem geſunden Zuſtand, fruͤh Morgens im Schlaf-Rock biß um 9 oder 10 Uhr in ihrem Bet- te liegen bleiben, ob ſie ſchon gantz fruͤh aufgewacht. Sie laſſen alsdenn viele von fremden und ihren ei- genen Miniſtres und Cavaliers vor ſich, ſie ertheilen Audienzen, hoͤren die Vortraͤge an, unterſchreiben
die
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Vom Schlafengehen u. Aufſt. groſſer Hrn.
da einer, oder nach Gelegenheit auch wohl ein paar
Hof-Cavaliere des Nachts bey ihm wachen muͤſ-
ſen, nebſt dem Leib-Medico.
§. 5. Sind ſie in ihren Schlaf-Gemaͤchern al-
lein, ſo muß entweder der Leib-Page, oder einer von
ihren aͤlteſten und getreueſten Cammer-Dienern in
der Nachbarſchafft ſchlafen, daß ſie ihn gleich ruf-
fen, und bey der Hand haben koͤnnen. Dieſe legen
ſich zur Ruhe, ſo bald die Nacht-Lichter angezuͤndet,
und der Fuͤrſt ins Bette geſtiegen.
§. 6. Fruͤh Morgens ſtehen ſie auf, wenn es ih-
nen gelegen, wie ſie ſich gewoͤhnet, wie es ihrem
Temperament, oder denjenigen Verrichtungen,
die ſie des Tages uͤber zu expediren haben, gemaͤß
iſt. Die Krieges-Helden, oder die Liebhaber von
der Jaͤgerey, ſind offters munterer als ihre Cava-
liere, und pflegt es nicht ſelten zu geſchehen, daß ſie
in der Campagne, oder wenn ſie auf die Jagt wol-
len, fruͤh Morgens ihre Cavaliere aufwecken. Die-
ſen wuͤrde bey ihrem Schlafengehen und Aufſtehen
mit den Spaniſchen Ceremoniellen nicht gar viel
gedient ſeyn.
§. 7. Einige haben im Gebrauch, daß ſie, auch
bey ihrem geſunden Zuſtand, fruͤh Morgens im
Schlaf-Rock biß um 9 oder 10 Uhr in ihrem Bet-
te liegen bleiben, ob ſie ſchon gantz fruͤh aufgewacht.
Sie laſſen alsdenn viele von fremden und ihren ei-
genen Miniſtres und Cavaliers vor ſich, ſie ertheilen
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/45>, abgerufen am 21.11.2024.
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