zunehmen, oder dergleichen ungeziemende Vermes- senheit noch einmahl zu gedulten gemeynet wären, sie trügen zu ihrer Liebden das freundliche Ver- trauen, sie würden es gegen die ihrigen gebührend ahnden, und sie dahin anweisen, damit ihnen hin- führo mit gebührenden Respect und gehöriger Ti- tulatur begegnet werde.
§. 24. Wenn andere Regenten die neue Digni- taet eines grossen Herrn noch nicht gehörig agno- scirt, oder derselbe noch nicht darinnen bestätiget ist, so setzet es Kunst, wie ein grosser Herr bey dieser Un- gewißheit zu tituliren. Also wurde der ietzige Kö- nig in Spanien und damahlige Philippus von Anjou anno 1702 in einem Päbstlichen Breve, so ihm der Cardinal Barberini überbracht, folgender gestalt titulirt: Dilecto Filio nostro Duci Ande- ganensi Regi Hispaniarum proclamato & in Re- gno nostro Neapolitano commoranti. S. den VI. Theil der Europäischen Fama. p. 513.
§. 25. Bey feindseeligen Zeiten werden entwe- der in den Kriegs-Manifesten, oder doch in den Schrifften so denselben ähnlich scheinen, die Titu- laturen gar schlecht in Obacht genommen. Also war in einem Decret welches einer Kriegs-De- claration ziemlich gleichte, so Philippus V. publici- ren ließ, als der König in Portugall sich bey der grossen Allianz wider Spanien feindlich erkläret hatte, folgendes enthalten: Je suis persuade que le Courage d'un chacun s'enflamera a la veu d'une resolution si inopinee, que le Portugais a
pris,
Von Titulaturen.
zunehmen, oder dergleichen ungeziemende Vermeſ- ſenheit noch einmahl zu gedulten gemeynet waͤren, ſie truͤgen zu ihrer Liebden das freundliche Ver- trauen, ſie wuͤrden es gegen die ihrigen gebuͤhrend ahnden, und ſie dahin anweiſen, damit ihnen hin- fuͤhro mit gebuͤhrenden Reſpect und gehoͤriger Ti- tulatur begegnet werde.
§. 24. Wenn andere Regenten die neue Digni- tæt eines groſſen Herrn noch nicht gehoͤrig agno- ſcirt, oder derſelbe noch nicht darinnen beſtaͤtiget iſt, ſo ſetzet es Kunſt, wie ein groſſer Herr bey dieſer Un- gewißheit zu tituliren. Alſo wurde der ietzige Koͤ- nig in Spanien und damahlige Philippus von Anjou anno 1702 in einem Paͤbſtlichen Breve, ſo ihm der Cardinal Barberini uͤberbracht, folgender geſtalt titulirt: Dilecto Filio noſtro Duci Ande- ganenſi Regi Hiſpaniarum proclamato & in Re- gno noſtro Neapolitano commoranti. S. den VI. Theil der Europaͤiſchen Fama. p. 513.
§. 25. Bey feindſeeligen Zeiten werden entwe- der in den Kriegs-Manifeſten, oder doch in den Schrifften ſo denſelben aͤhnlich ſcheinen, die Titu- laturen gar ſchlecht in Obacht genommen. Alſo war in einem Decret welches einer Kriegs-De- claration ziemlich gleichte, ſo Philippus V. publici- ren ließ, als der Koͤnig in Portugall ſich bey der groſſen Allianz wider Spanien feindlich erklaͤret hatte, folgendes enthalten: Je ſuis perſuadè que le Courage d’un chacun s’enflamera a la veu d’une reſolution ſi inopineè, que le Portugais a
pris,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0451"n="427"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Von <hirendition="#aq">Titulatur</hi>en.</hi></fw><lb/>
zunehmen, oder dergleichen ungeziemende Vermeſ-<lb/>ſenheit noch einmahl zu gedulten gemeynet waͤren,<lb/>ſie truͤgen zu ihrer Liebden das freundliche Ver-<lb/>
trauen, ſie wuͤrden es gegen die ihrigen gebuͤhrend<lb/>
ahnden, und ſie dahin anweiſen, damit ihnen hin-<lb/>
fuͤhro mit gebuͤhrenden <hirendition="#aq">Reſpect</hi> und gehoͤriger <hirendition="#aq">Ti-<lb/>
tulatur</hi> begegnet werde.</p><lb/><p>§. 24. Wenn andere Regenten die neue <hirendition="#aq">Digni-<lb/>
tæt</hi> eines groſſen Herrn noch nicht gehoͤrig <hirendition="#aq">agno-<lb/>ſci</hi>rt, oder derſelbe noch nicht darinnen beſtaͤtiget iſt,<lb/>ſo ſetzet es Kunſt, wie ein groſſer Herr bey dieſer Un-<lb/>
gewißheit zu <hirendition="#aq">tituli</hi>ren. Alſo wurde der ietzige Koͤ-<lb/>
nig in Spanien und damahlige <hirendition="#aq">Philippus</hi> von<lb/><hirendition="#aq">Anjou anno</hi> 1702 in einem Paͤbſtlichen <hirendition="#aq">Breve,</hi>ſo<lb/>
ihm der <hirendition="#aq">Cardinal Barberini</hi> uͤberbracht, folgender<lb/>
geſtalt <hirendition="#aq">tituli</hi>rt: <hirendition="#aq">Dilecto Filio noſtro Duci Ande-<lb/>
ganenſi Regi Hiſpaniarum proclamato & in Re-<lb/>
gno noſtro Neapolitano commoranti.</hi> S. den<lb/><hirendition="#aq">VI.</hi> Theil der Europaͤiſchen <hirendition="#aq">Fama. p.</hi> 513.</p><lb/><p>§. 25. Bey feindſeeligen Zeiten werden entwe-<lb/>
der in den Kriegs-<hirendition="#aq">Manifeſt</hi>en, oder doch in den<lb/>
Schrifften ſo denſelben aͤhnlich ſcheinen, die <hirendition="#aq">Titu-<lb/>
latur</hi>en gar ſchlecht in Obacht genommen. Alſo<lb/>
war in einem <hirendition="#aq">Decret</hi> welches einer Kriegs-<hirendition="#aq">De-<lb/>
claration</hi> ziemlich gleichte, ſo <hirendition="#aq">Philippus V. publici-</hi><lb/>
ren ließ, als der Koͤnig in Portugall ſich bey der<lb/>
groſſen <hirendition="#aq">Allianz</hi> wider Spanien feindlich erklaͤret<lb/>
hatte, folgendes enthalten: <hirendition="#aq">Je ſuis perſuadè que<lb/>
le Courage d’un chacun s’enflamera a la veu<lb/>
d’une reſolution ſi inopineè, que le Portugais a</hi><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#aq">pris,</hi></fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[427/0451]
Von Titulaturen.
zunehmen, oder dergleichen ungeziemende Vermeſ-
ſenheit noch einmahl zu gedulten gemeynet waͤren,
ſie truͤgen zu ihrer Liebden das freundliche Ver-
trauen, ſie wuͤrden es gegen die ihrigen gebuͤhrend
ahnden, und ſie dahin anweiſen, damit ihnen hin-
fuͤhro mit gebuͤhrenden Reſpect und gehoͤriger Ti-
tulatur begegnet werde.
§. 24. Wenn andere Regenten die neue Digni-
tæt eines groſſen Herrn noch nicht gehoͤrig agno-
ſcirt, oder derſelbe noch nicht darinnen beſtaͤtiget iſt,
ſo ſetzet es Kunſt, wie ein groſſer Herr bey dieſer Un-
gewißheit zu tituliren. Alſo wurde der ietzige Koͤ-
nig in Spanien und damahlige Philippus von
Anjou anno 1702 in einem Paͤbſtlichen Breve, ſo
ihm der Cardinal Barberini uͤberbracht, folgender
geſtalt titulirt: Dilecto Filio noſtro Duci Ande-
ganenſi Regi Hiſpaniarum proclamato & in Re-
gno noſtro Neapolitano commoranti. S. den
VI. Theil der Europaͤiſchen Fama. p. 513.
§. 25. Bey feindſeeligen Zeiten werden entwe-
der in den Kriegs-Manifeſten, oder doch in den
Schrifften ſo denſelben aͤhnlich ſcheinen, die Titu-
laturen gar ſchlecht in Obacht genommen. Alſo
war in einem Decret welches einer Kriegs-De-
claration ziemlich gleichte, ſo Philippus V. publici-
ren ließ, als der Koͤnig in Portugall ſich bey der
groſſen Allianz wider Spanien feindlich erklaͤret
hatte, folgendes enthalten: Je ſuis perſuadè que
le Courage d’un chacun s’enflamera a la veu
d’une reſolution ſi inopineè, que le Portugais a
pris,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 427. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/451>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.