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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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II. Theil. IV. Capitul.
Wallfarth nach der Heiligen Maria von Zelle un-
terschrieb er sich, der Heiligen Jungfrau Maria ge-
ringster und unwürdigster Knecht Leopold. S.
Leben des Kaysers Leopoldi. p. 71.

§. 38. Die Quacker in Engeland sind abgesag-
te Feinde aller Titulaturen. Sie pflegen in ihren
Anreden, Vorträgen und Memorialien ihre Re-
genten mit dem Brüderschafftlichen Nahmen Du
anzufallen. Doch dieses ist billig vor eine phan-
tastische Singularitaet zu achten, indem die Christ-
liche Religion keines weges verbeuth den Regenten
solche Titul aus Respect und Ehrerbietung beyzu-
legen, welche ihnen zu derselben Zeit, darinnen man
lebet, ertheilt werden, zumahl sie die Heilige
Schrifft auch selbst Götter nennet. S. Europ.
Fama II.
Theil p. 190.

§. 39. Die Könige beehren heutiges Tages ein-
ander durchgehends mit dem Curiali Majestät.
Wenn der Kayser an die Könige von Franckreich
und Spanien schreibt, so wird ein Unterschied ge-
macht unter den scriptis publicis, so er als Impera-
tor Romanus
und aus der Reichs-Cantzley, oder
von den Reichs-Convent abgehen läst, und unter
den Hand-Briefgen die er ihnen zuschickt. Bey
jenen giebt er ihnen nach der alten Manier und Ob-
servanz
nichts mehr als Serenitas Vestra, bey diesen
aber wenn er ihnen Gratulation- und Conddenz-
Schreiben überreicht, Votre Majeste, oder Viestra
Maesta,
und dieses alles mehr aus Höflichker oder
Bluts-Verwandtschafft, als aus Schuldigket, und

ohn

II. Theil. IV. Capitul.
Wallfarth nach der Heiligen Maria von Zelle un-
terſchrieb er ſich, der Heiligen Jungfrau Maria ge-
ringſter und unwuͤrdigſter Knecht Leopold. S.
Leben des Kayſers Leopoldi. p. 71.

§. 38. Die Quacker in Engeland ſind abgeſag-
te Feinde aller Titulaturen. Sie pflegen in ihren
Anreden, Vortraͤgen und Memorialien ihre Re-
genten mit dem Bruͤderſchafftlichen Nahmen Du
anzufallen. Doch dieſes iſt billig vor eine phan-
taſtiſche Singularitæt zu achten, indem die Chriſt-
liche Religion keines weges verbeuth den Regenten
ſolche Titul aus Reſpect und Ehrerbietung beyzu-
legen, welche ihnen zu derſelben Zeit, darinnen man
lebet, ertheilt werden, zumahl ſie die Heilige
Schrifft auch ſelbſt Goͤtter nennet. S. Europ.
Fama II.
Theil p. 190.

§. 39. Die Koͤnige beehren heutiges Tages ein-
ander durchgehends mit dem Curiali Majeſtaͤt.
Wenn der Kayſer an die Koͤnige von Franckreich
und Spanien ſchreibt, ſo wird ein Unterſchied ge-
macht unter den ſcriptis publicis, ſo er als Impera-
tor Romanus
und aus der Reichs-Cantzley, oder
von den Reichs-Convent abgehen laͤſt, und unter
den Hand-Briefgen die er ihnen zuſchickt. Bey
jenen giebt er ihnen nach der alten Manier und Ob-
ſervanz
nichts mehr als Serenitas Veſtra, bey dieſen
aber wenn er ihnen Gratulation- und Conddenz-
Schreiben uͤberreicht, Vôtre Majeſtè, oder Vieſtra
Maeſtà,
und dieſes alles mehr aus Hoͤflichker oder
Bluts-Verwandtſchafft, als aus Schuldigket, und

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[434/0458] II. Theil. IV. Capitul. Wallfarth nach der Heiligen Maria von Zelle un- terſchrieb er ſich, der Heiligen Jungfrau Maria ge- ringſter und unwuͤrdigſter Knecht Leopold. S. Leben des Kayſers Leopoldi. p. 71. §. 38. Die Quacker in Engeland ſind abgeſag- te Feinde aller Titulaturen. Sie pflegen in ihren Anreden, Vortraͤgen und Memorialien ihre Re- genten mit dem Bruͤderſchafftlichen Nahmen Du anzufallen. Doch dieſes iſt billig vor eine phan- taſtiſche Singularitæt zu achten, indem die Chriſt- liche Religion keines weges verbeuth den Regenten ſolche Titul aus Reſpect und Ehrerbietung beyzu- legen, welche ihnen zu derſelben Zeit, darinnen man lebet, ertheilt werden, zumahl ſie die Heilige Schrifft auch ſelbſt Goͤtter nennet. S. Europ. Fama II. Theil p. 190. §. 39. Die Koͤnige beehren heutiges Tages ein- ander durchgehends mit dem Curiali Majeſtaͤt. Wenn der Kayſer an die Koͤnige von Franckreich und Spanien ſchreibt, ſo wird ein Unterſchied ge- macht unter den ſcriptis publicis, ſo er als Impera- tor Romanus und aus der Reichs-Cantzley, oder von den Reichs-Convent abgehen laͤſt, und unter den Hand-Briefgen die er ihnen zuſchickt. Bey jenen giebt er ihnen nach der alten Manier und Ob- ſervanz nichts mehr als Serenitas Veſtra, bey dieſen aber wenn er ihnen Gratulation- und Conddenz- Schreiben uͤberreicht, Vôtre Majeſtè, oder Vieſtra Maeſtà, und dieſes alles mehr aus Hoͤflichker oder Bluts-Verwandtſchafft, als aus Schuldigket, und ohn

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 434. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/458>, abgerufen am 25.11.2024.