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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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II. Theil. V. Capitul.

§. 12. Einige Vasallen erhalten zum Faveur, daß
die künfftigen zu ertheilenden Lehns-Recognitionen
nicht nur an Seiten des Kaysers, sondern auch der
Vasallen den würcklichen Belehnungen an Kräff-
ten gleich, und als wenn die Lehns-Pflicht würck-
lich abgelegt wäre worden, geachtet werden solten.
Nicht weniger ist in Teutschland ein besonder Pri-
vilegium
und Kayserliche Begnadigung, daß, so
lange einer von denen ietzo in der gesammten In-
vestitur
begriffenen Hertzogen eines gewissen Hau-
ses, und dessen besondern Fürstlichen Linie am Le-
ben, die Lehn ausser wenn sich mit der Kayserlichen
Regierung eine Aenderung zutrüge, und also bey
Thron-Fällen von denen überbliebenen Herren
nicht, sondern erst so dann wann der letztlebende
auch Todes verfahren, gesucht, und die vorigen
Todes-Fälle iedesmahl an dem Kayserlichen Ho-
fe kund gemacht werden solten.

§. 13. Zuweilen ist der Vasalle weit mächtiger
und der Dignitaet nach ansehnlicher als sein Lehn-
Herr, muß aber doch den alten Herkommen gemäß
ein gewiß Stück von ihm zur Lehn nehmen, als
Chur-Sachsen von dem Bischoff von Bamberg
wegen des Ober-Marschall-Amts, und der König
in Dännemarck von dem Hertzog zu Wolffenbüt-
tel wegen des Budjadinger-Landes. Bey diesem
Fall werden von den Vasallen Abgesandte mit ge-
wisser Instruction, Vollmacht und Creditiv ab-
geschickt. Bey ihrer Ankunfft lassen sie sich bey
dem Ober-Marschall, bey dem Cantzler oder wo

es
II. Theil. V. Capitul.

§. 12. Einige Vaſallen erhalten zum Faveur, daß
die kuͤnfftigen zu ertheilenden Lehns-Recognitionen
nicht nur an Seiten des Kayſers, ſondern auch der
Vaſallen den wuͤrcklichen Belehnungen an Kraͤff-
ten gleich, und als wenn die Lehns-Pflicht wuͤrck-
lich abgelegt waͤre worden, geachtet werden ſolten.
Nicht weniger iſt in Teutſchland ein beſonder Pri-
vilegium
und Kayſerliche Begnadigung, daß, ſo
lange einer von denen ietzo in der geſammten In-
veſtitur
begriffenen Hertzogen eines gewiſſen Hau-
ſes, und deſſen beſondern Fuͤrſtlichen Linie am Le-
ben, die Lehn auſſer wenn ſich mit der Kayſerlichen
Regierung eine Aenderung zutruͤge, und alſo bey
Thron-Faͤllen von denen uͤberbliebenen Herren
nicht, ſondern erſt ſo dann wann der letztlebende
auch Todes verfahren, geſucht, und die vorigen
Todes-Faͤlle iedesmahl an dem Kayſerlichen Ho-
fe kund gemacht werden ſolten.

§. 13. Zuweilen iſt der Vaſalle weit maͤchtiger
und der Dignitæt nach anſehnlicher als ſein Lehn-
Herr, muß aber doch den alten Herkommen gemaͤß
ein gewiß Stuͤck von ihm zur Lehn nehmen, als
Chur-Sachſen von dem Biſchoff von Bamberg
wegen des Ober-Marſchall-Amts, und der Koͤnig
in Daͤnnemarck von dem Hertzog zu Wolffenbuͤt-
tel wegen des Budjadinger-Landes. Bey dieſem
Fall werden von den Vaſallen Abgeſandte mit ge-
wiſſer Inſtruction, Vollmacht und Creditiv ab-
geſchickt. Bey ihrer Ankunfft laſſen ſie ſich bey
dem Ober-Marſchall, bey dem Cantzler oder wo

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[444/0468] II. Theil. V. Capitul. §. 12. Einige Vaſallen erhalten zum Faveur, daß die kuͤnfftigen zu ertheilenden Lehns-Recognitionen nicht nur an Seiten des Kayſers, ſondern auch der Vaſallen den wuͤrcklichen Belehnungen an Kraͤff- ten gleich, und als wenn die Lehns-Pflicht wuͤrck- lich abgelegt waͤre worden, geachtet werden ſolten. Nicht weniger iſt in Teutſchland ein beſonder Pri- vilegium und Kayſerliche Begnadigung, daß, ſo lange einer von denen ietzo in der geſammten In- veſtitur begriffenen Hertzogen eines gewiſſen Hau- ſes, und deſſen beſondern Fuͤrſtlichen Linie am Le- ben, die Lehn auſſer wenn ſich mit der Kayſerlichen Regierung eine Aenderung zutruͤge, und alſo bey Thron-Faͤllen von denen uͤberbliebenen Herren nicht, ſondern erſt ſo dann wann der letztlebende auch Todes verfahren, geſucht, und die vorigen Todes-Faͤlle iedesmahl an dem Kayſerlichen Ho- fe kund gemacht werden ſolten. §. 13. Zuweilen iſt der Vaſalle weit maͤchtiger und der Dignitæt nach anſehnlicher als ſein Lehn- Herr, muß aber doch den alten Herkommen gemaͤß ein gewiß Stuͤck von ihm zur Lehn nehmen, als Chur-Sachſen von dem Biſchoff von Bamberg wegen des Ober-Marſchall-Amts, und der Koͤnig in Daͤnnemarck von dem Hertzog zu Wolffenbuͤt- tel wegen des Budjadinger-Landes. Bey dieſem Fall werden von den Vaſallen Abgeſandte mit ge- wiſſer Inſtruction, Vollmacht und Creditiv ab- geſchickt. Bey ihrer Ankunfft laſſen ſie ſich bey dem Ober-Marſchall, bey dem Cantzler oder wo es

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 444. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/468>, abgerufen am 22.11.2024.