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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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Vom Kriege.

§. 36. Ob es rathsam sey, daß sich die Regenten
selbst vor die Spitze ihrer Armee stellen, ist eine
Frage, die von den Politicis untersuchet und entschie-
den wird. Ohne die gröste Noth solten die gros-
sen Regenten ihre geheiligten Personen der Gefahr
nicht exponiren. So sehr als der Muth und die
Tapfferkeit bey der gantzen Armee zunimmt, wenn
sie sehen, daß ihr Fürst oder König zugleich mit ih-
nen und vor ihnen wider den Feind streitet, so sehr
fällt auch hinwiederum der Muth, wenn sie ihr
Haupt sincken und fallen sehen.

§. 37. Finden grosse Herren vor rathsam ihre
Residentzen zu verlassen, und sich vor ihre Armeen
zu stellen, so treffen sie Verfügungen, wie es in-
zwischen mit der Regierung des Landes gehalten
werden soll, und tragen solche entweder ihren Ge-
mahlinnen, einen von ihren hohen Anverwandten,
oder ihren hohen Collegiis mit auf, sie beurlauben
sich von allen den ihrigen, und halten einen prächti-
gen Auszug aus der Residentz.

§. 38. Die Feld-Postmeister und viele Posti-
lions, die Trompeter und Paucker, die vielen Hand-
Pferde, die mit den kostbaresten Schabracken ge-
ziert, die Trage-Pferde mit den Gezelten, die
Maul-Thiere mit den Serviesen, ein Theil der
Hofstatt so mitgehet, die Küchen-Keller-Silber-
Pack-Cammer- und Bagage-Wägen, die Regi-
ments-Wägen, die Feld-Jagtmeister, die Ar-
tillerist
en, die unterschiedenen Kriegs-Handwer-
cke, die Zimmerleute, Sattler, Schmiede u. s. w.

wech-
Vom Kriege.

§. 36. Ob es rathſam ſey, daß ſich die Regenten
ſelbſt vor die Spitze ihrer Armee ſtellen, iſt eine
Frage, die von den Politicis unterſuchet und entſchie-
den wird. Ohne die groͤſte Noth ſolten die groſ-
ſen Regenten ihre geheiligten Perſonen der Gefahr
nicht exponiren. So ſehr als der Muth und die
Tapfferkeit bey der gantzen Armee zunimmt, wenn
ſie ſehen, daß ihr Fuͤrſt oder Koͤnig zugleich mit ih-
nen und vor ihnen wider den Feind ſtreitet, ſo ſehr
faͤllt auch hinwiederum der Muth, wenn ſie ihr
Haupt ſincken und fallen ſehen.

§. 37. Finden groſſe Herren vor rathſam ihre
Reſidentzen zu verlaſſen, und ſich vor ihre Armeen
zu ſtellen, ſo treffen ſie Verfuͤgungen, wie es in-
zwiſchen mit der Regierung des Landes gehalten
werden ſoll, und tragen ſolche entweder ihren Ge-
mahlinnen, einen von ihren hohen Anverwandten,
oder ihren hohen Collegiis mit auf, ſie beurlauben
ſich von allen den ihrigen, und halten einen praͤchti-
gen Auszug aus der Reſidentz.

§. 38. Die Feld-Poſtmeiſter und viele Poſti-
lions, die Trompeter und Paucker, die vielen Hand-
Pferde, die mit den koſtbareſten Schabracken ge-
ziert, die Trage-Pferde mit den Gezelten, die
Maul-Thiere mit den Servieſen, ein Theil der
Hofſtatt ſo mitgehet, die Kuͤchen-Keller-Silber-
Pack-Cammer- und Bagage-Waͤgen, die Regi-
ments-Waͤgen, die Feld-Jagtmeiſter, die Ar-
tilleriſt
en, die unterſchiedenen Kriegs-Handwer-
cke, die Zimmerleute, Sattler, Schmiede u. ſ. w.

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[493/0517] Vom Kriege. §. 36. Ob es rathſam ſey, daß ſich die Regenten ſelbſt vor die Spitze ihrer Armee ſtellen, iſt eine Frage, die von den Politicis unterſuchet und entſchie- den wird. Ohne die groͤſte Noth ſolten die groſ- ſen Regenten ihre geheiligten Perſonen der Gefahr nicht exponiren. So ſehr als der Muth und die Tapfferkeit bey der gantzen Armee zunimmt, wenn ſie ſehen, daß ihr Fuͤrſt oder Koͤnig zugleich mit ih- nen und vor ihnen wider den Feind ſtreitet, ſo ſehr faͤllt auch hinwiederum der Muth, wenn ſie ihr Haupt ſincken und fallen ſehen. §. 37. Finden groſſe Herren vor rathſam ihre Reſidentzen zu verlaſſen, und ſich vor ihre Armeen zu ſtellen, ſo treffen ſie Verfuͤgungen, wie es in- zwiſchen mit der Regierung des Landes gehalten werden ſoll, und tragen ſolche entweder ihren Ge- mahlinnen, einen von ihren hohen Anverwandten, oder ihren hohen Collegiis mit auf, ſie beurlauben ſich von allen den ihrigen, und halten einen praͤchti- gen Auszug aus der Reſidentz. §. 38. Die Feld-Poſtmeiſter und viele Poſti- lions, die Trompeter und Paucker, die vielen Hand- Pferde, die mit den koſtbareſten Schabracken ge- ziert, die Trage-Pferde mit den Gezelten, die Maul-Thiere mit den Servieſen, ein Theil der Hofſtatt ſo mitgehet, die Kuͤchen-Keller-Silber- Pack-Cammer- und Bagage-Waͤgen, die Regi- ments-Waͤgen, die Feld-Jagtmeiſter, die Ar- tilleriſten, die unterſchiedenen Kriegs-Handwer- cke, die Zimmerleute, Sattler, Schmiede u. ſ. w. wech-

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 493. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/517>, abgerufen am 22.11.2024.