Diploma wird abgelesen, und zugleich das Assecu- rations-Diploma wegen der jährlich zu empfangen- den Summe Geldes, so sie von den Ständen biß an ihr Lebens-Ende verlangen. Sie steigen auf den Thron in Königlicher Pracht, halten in Ge- genwart des Successoris eine bewegliche Abdan- ckungs- und Valet-Rede an die Stände, empfehlen dem Successori die Wohlfarth des Königreichs, ertheilen ihm manche heilsame Erinnerungen, und gratuliren ihm zur Crone. Hierauf hält einer von den Reichs-Ständen im Nahmen des Königreichs eine Gegen-Rede, er beklaget den Verlust, den sie hierdurch erlitten, ersucht ihn, die angebohrne Liebe gegen das Vaterland unverrückt zu behalten, und versichert ihm des steten Andenckens. Wenn dieses geschehen/ legen sie ihren Königlichen Staat ab, wollen von den Ständen und Bedienten nicht mehr die vorigen Ehr-Bezeugungen annehmen, die ihnen sonst als Königen zugekommen, sondern ge- ben sich nunmehr als Privat-Personen aus.
§. 6. Bey diesen Sätzen wird das Exempel der Königin Christinae in Schweden die beste Erläu- terung abgeben. Als sie im Begriff war die Cro- ne niederzulegen, und alle ihre Bedienten und Un- terthanen von ihren Pflichten und Gehorsam loß- zuzehlen, wurde sie auf das prächtigste von den vor- nehmsten Officialen des Reichs angekleidet, sie satz- ten ihr die Königliche Crone auf das Haupt, gaben ihr in die rechte Hand das Scepter, und in die lin- cke den güldenen Reichs-Apffel. Zwey Senato-
res
Von Antrit u. Niederleg. der Regierung.
Diploma wird abgeleſen, und zugleich das Aſſecu- rations-Diploma wegen der jaͤhrlich zu empfangen- den Summe Geldes, ſo ſie von den Staͤnden biß an ihr Lebens-Ende verlangen. Sie ſteigen auf den Thron in Koͤniglicher Pracht, halten in Ge- genwart des Succeſſoris eine bewegliche Abdan- ckungs- und Valet-Rede an die Staͤnde, empfehlen dem Succeſſori die Wohlfarth des Koͤnigreichs, ertheilen ihm manche heilſame Erinnerungen, und gratuliren ihm zur Crone. Hierauf haͤlt einer von den Reichs-Staͤnden im Nahmen des Koͤnigreichs eine Gegen-Rede, er beklaget den Verluſt, den ſie hierdurch erlitten, erſucht ihn, die angebohrne Liebe gegen das Vaterland unverruͤckt zu behalten, und verſichert ihm des ſteten Andenckens. Wenn dieſes geſchehen/ legen ſie ihren Koͤniglichen Staat ab, wollen von den Staͤnden und Bedienten nicht mehr die vorigen Ehr-Bezeugungen annehmen, die ihnen ſonſt als Koͤnigen zugekommen, ſondern ge- ben ſich nunmehr als Privat-Perſonen aus.
§. 6. Bey dieſen Saͤtzen wird das Exempel der Koͤnigin Chriſtinæ in Schweden die beſte Erlaͤu- terung abgeben. Als ſie im Begriff war die Cro- ne niederzulegen, und alle ihre Bedienten und Un- terthanen von ihren Pflichten und Gehorſam loß- zuzehlen, wurde ſie auf das praͤchtigſte von den vor- nehmſten Officialen des Reichs angekleidet, ſie ſatz- ten ihr die Koͤnigliche Crone auf das Haupt, gaben ihr in die rechte Hand das Scepter, und in die lin- cke den guͤldenen Reichs-Apffel. Zwey Senato-
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Von Antrit u. Niederleg. der Regierung.
Diploma wird abgeleſen, und zugleich das Aſſecu-
rations-Diploma wegen der jaͤhrlich zu empfangen-
den Summe Geldes, ſo ſie von den Staͤnden biß
an ihr Lebens-Ende verlangen. Sie ſteigen auf
den Thron in Koͤniglicher Pracht, halten in Ge-
genwart des Succeſſoris eine bewegliche Abdan-
ckungs- und Valet-Rede an die Staͤnde, empfehlen
dem Succeſſori die Wohlfarth des Koͤnigreichs,
ertheilen ihm manche heilſame Erinnerungen, und
gratuliren ihm zur Crone. Hierauf haͤlt einer von
den Reichs-Staͤnden im Nahmen des Koͤnigreichs
eine Gegen-Rede, er beklaget den Verluſt, den ſie
hierdurch erlitten, erſucht ihn, die angebohrne Liebe
gegen das Vaterland unverruͤckt zu behalten, und
verſichert ihm des ſteten Andenckens. Wenn
dieſes geſchehen/ legen ſie ihren Koͤniglichen Staat
ab, wollen von den Staͤnden und Bedienten nicht
mehr die vorigen Ehr-Bezeugungen annehmen, die
ihnen ſonſt als Koͤnigen zugekommen, ſondern ge-
ben ſich nunmehr als Privat-Perſonen aus.
§. 6. Bey dieſen Saͤtzen wird das Exempel der
Koͤnigin Chriſtinæ in Schweden die beſte Erlaͤu-
terung abgeben. Als ſie im Begriff war die Cro-
ne niederzulegen, und alle ihre Bedienten und Un-
terthanen von ihren Pflichten und Gehorſam loß-
zuzehlen, wurde ſie auf das praͤchtigſte von den vor-
nehmſten Officialen des Reichs angekleidet, ſie ſatz-
ten ihr die Koͤnigliche Crone auf das Haupt, gaben
ihr in die rechte Hand das Scepter, und in die lin-
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 655. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/679>, abgerufen am 22.11.2024.
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