Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

Bild:
<< vorherige Seite

Von Ehre der Unterth. gegen ihre Herrsch.
Reichs, oder die Verfassung des Landes, das Pou-
voir
der Landes-Herren in einen und dem andern
Stück einschräncken und ihnen die Hände binden,
so gehen sie bißweilen von diesen Grund-Gesetzen
in etwas ab, aus besondern Vertrauen zu deren
liebreichen und weisen Regierung, und ertheilen
ihnen in manchen Puncten mehr Macht und Au-
torit
ät, als ihre Vorfahren gehabt. Wenn sie
spühren, daß sie ohne männliche Descendenten ab-
gehen solten, so überlassen sie lediglich dero Gefallen
die Regulirung des künfftigen Successions-We-
sens, und submittiren sich in allen Stücken dero te-
stamentarischen Verordnung, und solte auch, nach
einem neuen und bey diesen Hoch-Fürstlichen Hau-
se noch nie erhörten Casu, die Succession der Lande
auf die Princeßinnen Töchter transferirt werden.

§. 12. Bey dem Absterben ihrer Regenten ver-
binden sie die äusserlichen Trauer-Zeichen mit der
innerlichen Trauer des Hertzens, und bauen ihnen
von aussen und in ihren Seelen Denck- und Ehren-
Mahle auf. Ja man hat auch wohl eher gehöret,
daß sie nach ihrem Tode ihr Andencken gefeyert.
Also lebte Fürstin Mechtildis zu Anhalt Henrici II.
Ascherslebischer Linie Gemahlin in solchen Ehren,
daß man auch nach ihren Tode in dem Stifft
Foose ihr Andencken jährlich begangen, besage ei-
ner gewissen Recognition des Capituls zu Foose
von anno 1303. S. Becmanns Anhältischer Ge-
schichte V. Theil II. Buch p. 75.

Der

Von Ehre der Unterth. gegen ihre Herrſch.
Reichs, oder die Verfaſſung des Landes, das Pou-
voir
der Landes-Herren in einen und dem andern
Stuͤck einſchraͤncken und ihnen die Haͤnde binden,
ſo gehen ſie bißweilen von dieſen Grund-Geſetzen
in etwas ab, aus beſondern Vertrauen zu deren
liebreichen und weiſen Regierung, und ertheilen
ihnen in manchen Puncten mehr Macht und Au-
torit
aͤt, als ihre Vorfahren gehabt. Wenn ſie
ſpuͤhren, daß ſie ohne maͤnnliche Deſcendenten ab-
gehen ſolten, ſo uͤberlaſſen ſie lediglich dero Gefallen
die Regulirung des kuͤnfftigen Succeſſions-We-
ſens, und ſubmittiren ſich in allen Stuͤcken dero te-
ſtamentariſchen Verordnung, und ſolte auch, nach
einem neuen und bey dieſen Hoch-Fuͤrſtlichen Hau-
ſe noch nie erhoͤrten Caſu, die Succeſſion der Lande
auf die Princeßinnen Toͤchter transferirt werden.

§. 12. Bey dem Abſterben ihrer Regenten ver-
binden ſie die aͤuſſerlichen Trauer-Zeichen mit der
innerlichen Trauer des Hertzens, und bauen ihnen
von auſſen und in ihren Seelen Denck- und Ehren-
Mahle auf. Ja man hat auch wohl eher gehoͤret,
daß ſie nach ihrem Tode ihr Andencken gefeyert.
Alſo lebte Fuͤrſtin Mechtildis zu Anhalt Henrici II.
Aſcherslebiſcher Linie Gemahlin in ſolchen Ehren,
daß man auch nach ihren Tode in dem Stifft
Fooſe ihr Andencken jaͤhrlich begangen, beſage ei-
ner gewiſſen Recognition des Capituls zu Fooſe
von anno 1303. S. Becmanns Anhaͤltiſcher Ge-
ſchichte V. Theil II. Buch p. 75.

Der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0755" n="731"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von Ehre der Unterth. gegen ihre Herr&#x017F;ch.</hi></fw><lb/>
Reichs, oder die Verfa&#x017F;&#x017F;ung des Landes, das <hi rendition="#aq">Pou-<lb/>
voir</hi> der Landes-Herren in einen und dem andern<lb/>
Stu&#x0364;ck ein&#x017F;chra&#x0364;ncken und ihnen die Ha&#x0364;nde binden,<lb/>
&#x017F;o gehen &#x017F;ie bißweilen von die&#x017F;en Grund-Ge&#x017F;etzen<lb/>
in etwas ab, aus be&#x017F;ondern Vertrauen zu deren<lb/>
liebreichen und wei&#x017F;en Regierung, und ertheilen<lb/>
ihnen in manchen Puncten mehr Macht und <hi rendition="#aq">Au-<lb/>
torit</hi>a&#x0364;t, als ihre Vorfahren gehabt. Wenn &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;pu&#x0364;hren, daß &#x017F;ie ohne ma&#x0364;nnliche <hi rendition="#aq">De&#x017F;cendent</hi>en ab-<lb/>
gehen &#x017F;olten, &#x017F;o u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie lediglich dero Gefallen<lb/>
die <hi rendition="#aq">Reguli</hi>rung des ku&#x0364;nfftigen <hi rendition="#aq">Succe&#x017F;&#x017F;ions-</hi>We-<lb/>
&#x017F;ens, und <hi rendition="#aq">&#x017F;ubmitti</hi>ren &#x017F;ich in allen Stu&#x0364;cken dero te-<lb/>
&#x017F;tamentari&#x017F;chen Verordnung, und &#x017F;olte auch, nach<lb/>
einem neuen und bey die&#x017F;en Hoch-Fu&#x0364;r&#x017F;tlichen Hau-<lb/>
&#x017F;e noch nie erho&#x0364;rten <hi rendition="#aq">Ca&#x017F;u,</hi> die <hi rendition="#aq">Succe&#x017F;&#x017F;ion</hi> der Lande<lb/>
auf die Princeßinnen To&#x0364;chter <hi rendition="#aq">transferi</hi>rt werden.</p><lb/>
          <p>§. 12. Bey dem Ab&#x017F;terben ihrer Regenten ver-<lb/>
binden &#x017F;ie die a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlichen Trauer-Zeichen mit der<lb/>
innerlichen Trauer des Hertzens, und bauen ihnen<lb/>
von au&#x017F;&#x017F;en und in ihren Seelen Denck- und Ehren-<lb/>
Mahle auf. Ja man hat auch wohl eher geho&#x0364;ret,<lb/>
daß &#x017F;ie nach ihrem Tode ihr Andencken gefeyert.<lb/>
Al&#x017F;o lebte Fu&#x0364;r&#x017F;tin <hi rendition="#aq">Mechtildis</hi> zu Anhalt <hi rendition="#aq">Henrici II.</hi><lb/>
A&#x017F;cherslebi&#x017F;cher Linie Gemahlin in &#x017F;olchen Ehren,<lb/>
daß man auch nach ihren Tode in dem Stifft<lb/>
Foo&#x017F;e ihr Andencken ja&#x0364;hrlich begangen, be&#x017F;age ei-<lb/>
ner gewi&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#aq">Recognition</hi> des Capituls zu Foo&#x017F;e<lb/>
von <hi rendition="#aq">anno</hi> 1303. S. Becmanns Anha&#x0364;lti&#x017F;cher Ge-<lb/>
&#x017F;chichte <hi rendition="#aq">V.</hi> Theil <hi rendition="#aq">II.</hi> Buch <hi rendition="#aq">p.</hi> 75.</p>
        </div>
      </div><lb/>
      <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Der</hi> </fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[731/0755] Von Ehre der Unterth. gegen ihre Herrſch. Reichs, oder die Verfaſſung des Landes, das Pou- voir der Landes-Herren in einen und dem andern Stuͤck einſchraͤncken und ihnen die Haͤnde binden, ſo gehen ſie bißweilen von dieſen Grund-Geſetzen in etwas ab, aus beſondern Vertrauen zu deren liebreichen und weiſen Regierung, und ertheilen ihnen in manchen Puncten mehr Macht und Au- toritaͤt, als ihre Vorfahren gehabt. Wenn ſie ſpuͤhren, daß ſie ohne maͤnnliche Deſcendenten ab- gehen ſolten, ſo uͤberlaſſen ſie lediglich dero Gefallen die Regulirung des kuͤnfftigen Succeſſions-We- ſens, und ſubmittiren ſich in allen Stuͤcken dero te- ſtamentariſchen Verordnung, und ſolte auch, nach einem neuen und bey dieſen Hoch-Fuͤrſtlichen Hau- ſe noch nie erhoͤrten Caſu, die Succeſſion der Lande auf die Princeßinnen Toͤchter transferirt werden. §. 12. Bey dem Abſterben ihrer Regenten ver- binden ſie die aͤuſſerlichen Trauer-Zeichen mit der innerlichen Trauer des Hertzens, und bauen ihnen von auſſen und in ihren Seelen Denck- und Ehren- Mahle auf. Ja man hat auch wohl eher gehoͤret, daß ſie nach ihrem Tode ihr Andencken gefeyert. Alſo lebte Fuͤrſtin Mechtildis zu Anhalt Henrici II. Aſcherslebiſcher Linie Gemahlin in ſolchen Ehren, daß man auch nach ihren Tode in dem Stifft Fooſe ihr Andencken jaͤhrlich begangen, beſage ei- ner gewiſſen Recognition des Capituls zu Fooſe von anno 1303. S. Becmanns Anhaͤltiſcher Ge- ſchichte V. Theil II. Buch p. 75. Der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/755
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 731. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/755>, abgerufen am 22.11.2024.