sie wolten ihre Ritter bey der Lust und den Diver- tissemens kennen lernen, ihre Tapfferkeit und Bra- vour erforschen, damit sie hernach wusten, was sie sich in Ernst zu ihnen zu versehen hätten, sie wollten nach den blutigen Kriegen so wohl einigen mächti- gen Städten, an denen ihnen etwas gelegen war, als auch der Ritterschafft eine Freude und Ver- gnügen machen, daß sie ihrer in den Treffen ge- bliebenen Anverwandten desto eher vergessen möchten. Jch glaube auch, daß eine Haupt-Ab- sicht unter andern mit gewesen, daß sie bey der Gelegenheit, da der tapfferste Adel beysammen ge- wesen, mit den sämmtlichen Ständen zu dem Heyl des teutschen Vaterlandes gemeinschafftliche Be- rathschlagungen pflegen wollen.
§. 5. Es hatten auch einige grosse Herren ihre besondere Absichten, warum sie zu dieser oder jener Zeit, an diesen oder jenen Ort die Turniere anstel- ten, und den Adel deswegen zusammen berieffen. Also meldet Rüxner in seinem Turnier-Buch fol. XCIV. Kayser Henrich legte den Turnier um dreyer Ursachen willen gen Nürnberg. Die erste war, daß er bey seiner Abwesenheit in seinem Erb- Reich Sicilien die Fürsten zu frieden stellte, und ein Regiment aufrichtete. Die andere war, etzli- che Fürsten gütlich in des Reichs Gehorsam zu bringen, die seinem Vater Kayser Friedrich zuwider gewesen. Die dritte war das Aufnehmen der Stadt, welche in den vorigen innerlichen Kriegen ziemlich herunter gekommen war, wieder herzustellen.
§. 6.
B b b
Von mancherl. Turnieren u. Ritterſpielen.
ſie wolten ihre Ritter bey der Luſt und den Diver- tiſſemens kennen lernen, ihre Tapfferkeit und Bra- vour erforſchen, damit ſie hernach wuſten, was ſie ſich in Ernſt zu ihnen zu verſehen haͤtten, ſie wollten nach den blutigen Kriegen ſo wohl einigen maͤchti- gen Staͤdten, an denen ihnen etwas gelegen war, als auch der Ritterſchafft eine Freude und Ver- gnuͤgen machen, daß ſie ihrer in den Treffen ge- bliebenen Anverwandten deſto eher vergeſſen moͤchten. Jch glaube auch, daß eine Haupt-Ab- ſicht unter andern mit geweſen, daß ſie bey der Gelegenheit, da der tapfferſte Adel beyſammen ge- weſen, mit den ſaͤmmtlichen Staͤnden zu dem Heyl des teutſchen Vaterlandes gemeinſchafftliche Be- rathſchlagungen pflegen wollen.
§. 5. Es hatten auch einige groſſe Herren ihre beſondere Abſichten, warum ſie zu dieſer oder jener Zeit, an dieſen oder jenen Ort die Turniere anſtel- ten, und den Adel deswegen zuſammen berieffen. Alſo meldet Ruͤxner in ſeinem Turnier-Buch fol. XCIV. Kayſer Henrich legte den Turnier um dreyer Urſachen willen gen Nuͤrnberg. Die erſte war, daß er bey ſeiner Abweſenheit in ſeinem Erb- Reich Sicilien die Fuͤrſten zu frieden ſtellte, und ein Regiment aufrichtete. Die andere war, etzli- che Fuͤrſten guͤtlich in des Reichs Gehorſam zu bringen, die ſeinem Vater Kayſer Friedrich zuwider geweſen. Die dritte war das Aufnehmen der Stadt, welche in den vorigen innerlichen Kriegen ziemlich herunter gekommen war, wieder herzuſtellen.
§. 6.
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Von mancherl. Turnieren u. Ritterſpielen.
ſie wolten ihre Ritter bey der Luſt und den Diver-
tiſſemens kennen lernen, ihre Tapfferkeit und Bra-
vour erforſchen, damit ſie hernach wuſten, was ſie
ſich in Ernſt zu ihnen zu verſehen haͤtten, ſie wollten
nach den blutigen Kriegen ſo wohl einigen maͤchti-
gen Staͤdten, an denen ihnen etwas gelegen war,
als auch der Ritterſchafft eine Freude und Ver-
gnuͤgen machen, daß ſie ihrer in den Treffen ge-
bliebenen Anverwandten deſto eher vergeſſen
moͤchten. Jch glaube auch, daß eine Haupt-Ab-
ſicht unter andern mit geweſen, daß ſie bey der
Gelegenheit, da der tapfferſte Adel beyſammen ge-
weſen, mit den ſaͤmmtlichen Staͤnden zu dem Heyl
des teutſchen Vaterlandes gemeinſchafftliche Be-
rathſchlagungen pflegen wollen.
§. 5. Es hatten auch einige groſſe Herren ihre
beſondere Abſichten, warum ſie zu dieſer oder jener
Zeit, an dieſen oder jenen Ort die Turniere anſtel-
ten, und den Adel deswegen zuſammen berieffen.
Alſo meldet Ruͤxner in ſeinem Turnier-Buch fol.
XCIV. Kayſer Henrich legte den Turnier um
dreyer Urſachen willen gen Nuͤrnberg. Die erſte
war, daß er bey ſeiner Abweſenheit in ſeinem Erb-
Reich Sicilien die Fuͤrſten zu frieden ſtellte, und
ein Regiment aufrichtete. Die andere war, etzli-
che Fuͤrſten guͤtlich in des Reichs Gehorſam zu
bringen, die ſeinem Vater Kayſer Friedrich zuwider
geweſen. Die dritte war das Aufnehmen der Stadt,
welche in den vorigen innerlichen Kriegen ziemlich
herunter gekommen war, wieder herzuſtellen.
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 753. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/777>, abgerufen am 22.11.2024.
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