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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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Von untersch. Arten der Lust-Schießen.

§. 8. Es wird mit dem Vogel-Schießen eini-
ge Tage angehalten, biß der Vogel ab ist, es müste
denn seyn, daß der Wind, wie es bißweilen zu ge-
schehen pflegt, den letzten Spahn herunter schmisse.
Der Haupt-Gewinn bestehet in Räumung der
Spille oder in Herunterschießen des letzten Spah-
nes. Die Neben-Gewinste aber im Herunter-
schießen des Kopffes, der Klauen, der Flügel, der
Schwäntze, der Crone, nach der Größe und
Schwere der Stücken, die von den Judicirern ge-
wogen werden.

§. 9. Zu Judicirern werden ein oder ein paar
Hochfürstliche Räthe erwehlet, nebst dem Hof-
Marschalls-Secretario, die alles registriren müssen.
Dergleichen Vogel-Schießen geschehen bißweilen
auf Landes-herrliche Unkosten, bißweilen müssen
aber auch die Cavaliers bey Hofe eine gewisse Ein-
lage thun, von welcher die Gewinste angeschafft
werden.

§. 10. Jn einigen Fürstlichen teutschen Residenz-
Städten ist es von einigen Jahrhunderten ge-
bräuchlich gewesen, daß die Hochfürstlichen Lan-
des-Herrschafften zu dem Bürgerlichen Vogel-
Schießen mit eingeladen werden. Sie erschei-
nen nachgehends entweder in höchster Person, oder
per Deputatos, da sie ihre Vices einigen hoch cha-
racterisi
rten Hof-Ministres auftragen.

§. 11. Wenn nun ein junger Printz das Glück
hat, die Spille zu räumen, und als ein König des
Vogel-Schießens aufgeführt zu werden, so pflegt

die
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Von unterſch. Arten der Luſt-Schießen.

§. 8. Es wird mit dem Vogel-Schießen eini-
ge Tage angehalten, biß der Vogel ab iſt, es muͤſte
denn ſeyn, daß der Wind, wie es bißweilen zu ge-
ſchehen pflegt, den letzten Spahn herunter ſchmiſſe.
Der Haupt-Gewinn beſtehet in Raͤumung der
Spille oder in Herunterſchießen des letzten Spah-
nes. Die Neben-Gewinſte aber im Herunter-
ſchießen des Kopffes, der Klauen, der Fluͤgel, der
Schwaͤntze, der Crone, nach der Groͤße und
Schwere der Stuͤcken, die von den Judicirern ge-
wogen werden.

§. 9. Zu Judicirern werden ein oder ein paar
Hochfuͤrſtliche Raͤthe erwehlet, nebſt dem Hof-
Marſchalls-Secretario, die alles regiſtriren muͤſſen.
Dergleichen Vogel-Schießen geſchehen bißweilen
auf Landes-herrliche Unkoſten, bißweilen muͤſſen
aber auch die Cavaliers bey Hofe eine gewiſſe Ein-
lage thun, von welcher die Gewinſte angeſchafft
werden.

§. 10. Jn einigen Fuͤrſtlichen teutſchen Reſidenz-
Staͤdten iſt es von einigen Jahrhunderten ge-
braͤuchlich geweſen, daß die Hochfuͤrſtlichen Lan-
des-Herrſchafften zu dem Buͤrgerlichen Vogel-
Schießen mit eingeladen werden. Sie erſchei-
nen nachgehends entweder in hoͤchſter Perſon, oder
per Deputatos, da ſie ihre Vices einigen hoch cha-
racteriſi
rten Hof-Miniſtres auftragen.

§. 11. Wenn nun ein junger Printz das Gluͤck
hat, die Spille zu raͤumen, und als ein Koͤnig des
Vogel-Schießens aufgefuͤhrt zu werden, ſo pflegt

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[857/0881] Von unterſch. Arten der Luſt-Schießen. §. 8. Es wird mit dem Vogel-Schießen eini- ge Tage angehalten, biß der Vogel ab iſt, es muͤſte denn ſeyn, daß der Wind, wie es bißweilen zu ge- ſchehen pflegt, den letzten Spahn herunter ſchmiſſe. Der Haupt-Gewinn beſtehet in Raͤumung der Spille oder in Herunterſchießen des letzten Spah- nes. Die Neben-Gewinſte aber im Herunter- ſchießen des Kopffes, der Klauen, der Fluͤgel, der Schwaͤntze, der Crone, nach der Groͤße und Schwere der Stuͤcken, die von den Judicirern ge- wogen werden. §. 9. Zu Judicirern werden ein oder ein paar Hochfuͤrſtliche Raͤthe erwehlet, nebſt dem Hof- Marſchalls-Secretario, die alles regiſtriren muͤſſen. Dergleichen Vogel-Schießen geſchehen bißweilen auf Landes-herrliche Unkoſten, bißweilen muͤſſen aber auch die Cavaliers bey Hofe eine gewiſſe Ein- lage thun, von welcher die Gewinſte angeſchafft werden. §. 10. Jn einigen Fuͤrſtlichen teutſchen Reſidenz- Staͤdten iſt es von einigen Jahrhunderten ge- braͤuchlich geweſen, daß die Hochfuͤrſtlichen Lan- des-Herrſchafften zu dem Buͤrgerlichen Vogel- Schießen mit eingeladen werden. Sie erſchei- nen nachgehends entweder in hoͤchſter Perſon, oder per Deputatos, da ſie ihre Vices einigen hoch cha- racteriſirten Hof-Miniſtres auftragen. §. 11. Wenn nun ein junger Printz das Gluͤck hat, die Spille zu raͤumen, und als ein Koͤnig des Vogel-Schießens aufgefuͤhrt zu werden, ſo pflegt die H h h 5

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 857. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/881>, abgerufen am 22.11.2024.