teln überreichte. Wie die Thetis ihren Antrag aus- gesonnen hatte, warff man die Netze aus, und fieng eine grosse Menge Fische, und unter diesen vornem- lich schöne Karpen von allerhand Farben.
§. 2. Manchmahl werden mit einer besondern Parade lustige Wasserfarthen angestellet. Die Herrschafften fahren in einem prächtigen Schiff, so den Venetianischen Bucentauro vorstellet, es ist mit der schönsten Bildhauer-Arbeit versehen, mit Sammet ausgeschlagen, und mit crystallenen Glaß- Fenstern geziert. Es ist auch Küche und Kellerey, nebst ihren darzu gehörigen Bedienten dabey ange- bracht, und also speisen sie so wohl Mittags als A- bends zum öfftern auf einen solchen Schiffe, mit eben so grosser Beqvemlichkeit, als zu Lande; bißweilen aber länden sie auch an, und speisen unter kühlen und schattichten Bäumen.
§. 3. Um das Herrschafftliche Schiff fahren klei- ne propre Chalouppen und Brigantinen, die mit Canonen besetzt. So siehet man auch dabey Schif- fe mit Music, mit Trompeten und Paucken. Die Schiffer sind auf das propreste in Taffet a la Hollandoise gekleidet, und die Schiffe führen aller- hand Flaggen von Taffet. Eine so prächtige Schif- farth geschiehet bißweilen auf einen Strohme einer fremden Herrschafft zu Ehren und zu Gefallen, der sie auf dem Wasser entgegen kommen, oder sie be- gleiten wollen.
§. 4. Zu Zeiten divertiren sich auch Hochfürst- liche Herrschafften auf einigen grossen Seen oder Teichen mit Enten-Schiessen. Also verfügten sich
Jhro
Von unterſch. Divertiſſ. auf dem Lande.
teln uͤberreichte. Wie die Thetis ihren Antrag aus- geſonnen hatte, warff man die Netze aus, und fieng eine groſſe Menge Fiſche, und unter dieſen vornem- lich ſchoͤne Karpen von allerhand Farben.
§. 2. Manchmahl werden mit einer beſondern Parade luſtige Waſſerfarthen angeſtellet. Die Herrſchafften fahren in einem praͤchtigen Schiff, ſo den Venetianiſchen Bucentauro vorſtellet, es iſt mit der ſchoͤnſten Bildhauer-Arbeit verſehen, mit Sammet ausgeſchlagen, und mit cryſtallenen Glaß- Fenſtern geziert. Es iſt auch Kuͤche und Kellerey, nebſt ihren darzu gehoͤrigen Bedienten dabey ange- bracht, und alſo ſpeiſen ſie ſo wohl Mittags als A- bends zum oͤfftern auf einen ſolchen Schiffe, mit eben ſo groſſer Beqvemlichkeit, als zu Lande; bißweilen aber laͤnden ſie auch an, und ſpeiſen unter kuͤhlen und ſchattichten Baͤumen.
§. 3. Um das Herrſchafftliche Schiff fahren klei- ne propre Chalouppen und Brigantinen, die mit Canonen beſetzt. So ſiehet man auch dabey Schif- fe mit Muſic, mit Trompeten und Paucken. Die Schiffer ſind auf das propreſte in Taffet a la Hollandoiſe gekleidet, und die Schiffe fuͤhren aller- hand Flaggen von Taffet. Eine ſo praͤchtige Schif- farth geſchiehet bißweilen auf einen Strohme einer fremden Herrſchafft zu Ehren und zu Gefallen, der ſie auf dem Waſſer entgegen kommen, oder ſie be- gleiten wollen.
§. 4. Zu Zeiten divertiren ſich auch Hochfuͤrſt- liche Herrſchafften auf einigen groſſen Seen oder Teichen mit Enten-Schieſſen. Alſo verfuͤgten ſich
Jhro
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0901"n="877"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Von unterſch. <hirendition="#aq">Divertiſſ.</hi> auf dem Lande.</hi></fw><lb/>
teln uͤberreichte. Wie die <hirendition="#aq">Thetis</hi> ihren Antrag aus-<lb/>
geſonnen hatte, warff man die Netze aus, und fieng<lb/>
eine groſſe Menge Fiſche, und unter dieſen vornem-<lb/>
lich ſchoͤne Karpen von allerhand Farben.</p><lb/><p>§. 2. Manchmahl werden mit einer beſondern<lb/><hirendition="#aq">Parade</hi> luſtige Waſſerfarthen angeſtellet. Die<lb/>
Herrſchafften fahren in einem praͤchtigen Schiff,<lb/>ſo den Venetianiſchen <hirendition="#aq">Bucentauro</hi> vorſtellet, es iſt<lb/>
mit der ſchoͤnſten Bildhauer-Arbeit verſehen, mit<lb/>
Sammet ausgeſchlagen, und mit cryſtallenen Glaß-<lb/>
Fenſtern geziert. Es iſt auch Kuͤche und Kellerey,<lb/>
nebſt ihren darzu gehoͤrigen Bedienten dabey ange-<lb/>
bracht, und alſo ſpeiſen ſie ſo wohl Mittags als A-<lb/>
bends zum oͤfftern auf einen ſolchen Schiffe, mit eben<lb/>ſo groſſer Beqvemlichkeit, als zu Lande; bißweilen<lb/>
aber laͤnden ſie auch an, und ſpeiſen unter kuͤhlen und<lb/>ſchattichten Baͤumen.</p><lb/><p>§. 3. Um das Herrſchafftliche Schiff fahren klei-<lb/>
ne <hirendition="#aq">propre Chaloupp</hi>en und <hirendition="#aq">Brigantin</hi>en, die mit<lb/>
Canonen beſetzt. So ſiehet man auch dabey Schif-<lb/>
fe mit <hirendition="#aq">Muſic,</hi> mit Trompeten und Paucken. Die<lb/>
Schiffer ſind auf das <hirendition="#aq">propreſt</hi>e in Taffet <hirendition="#aq">a la<lb/>
Hollandoiſe</hi> gekleidet, und die Schiffe fuͤhren aller-<lb/>
hand Flaggen von Taffet. Eine ſo praͤchtige Schif-<lb/>
farth geſchiehet bißweilen auf einen Strohme einer<lb/>
fremden Herrſchafft zu Ehren und zu Gefallen, der<lb/>ſie auf dem Waſſer entgegen kommen, oder ſie be-<lb/>
gleiten wollen.</p><lb/><p>§. 4. Zu Zeiten <hirendition="#aq">diverti</hi>ren ſich auch Hochfuͤrſt-<lb/>
liche Herrſchafften auf einigen groſſen Seen oder<lb/>
Teichen mit Enten-Schieſſen. Alſo verfuͤgten ſich<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Jhro</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[877/0901]
Von unterſch. Divertiſſ. auf dem Lande.
teln uͤberreichte. Wie die Thetis ihren Antrag aus-
geſonnen hatte, warff man die Netze aus, und fieng
eine groſſe Menge Fiſche, und unter dieſen vornem-
lich ſchoͤne Karpen von allerhand Farben.
§. 2. Manchmahl werden mit einer beſondern
Parade luſtige Waſſerfarthen angeſtellet. Die
Herrſchafften fahren in einem praͤchtigen Schiff,
ſo den Venetianiſchen Bucentauro vorſtellet, es iſt
mit der ſchoͤnſten Bildhauer-Arbeit verſehen, mit
Sammet ausgeſchlagen, und mit cryſtallenen Glaß-
Fenſtern geziert. Es iſt auch Kuͤche und Kellerey,
nebſt ihren darzu gehoͤrigen Bedienten dabey ange-
bracht, und alſo ſpeiſen ſie ſo wohl Mittags als A-
bends zum oͤfftern auf einen ſolchen Schiffe, mit eben
ſo groſſer Beqvemlichkeit, als zu Lande; bißweilen
aber laͤnden ſie auch an, und ſpeiſen unter kuͤhlen und
ſchattichten Baͤumen.
§. 3. Um das Herrſchafftliche Schiff fahren klei-
ne propre Chalouppen und Brigantinen, die mit
Canonen beſetzt. So ſiehet man auch dabey Schif-
fe mit Muſic, mit Trompeten und Paucken. Die
Schiffer ſind auf das propreſte in Taffet a la
Hollandoiſe gekleidet, und die Schiffe fuͤhren aller-
hand Flaggen von Taffet. Eine ſo praͤchtige Schif-
farth geſchiehet bißweilen auf einen Strohme einer
fremden Herrſchafft zu Ehren und zu Gefallen, der
ſie auf dem Waſſer entgegen kommen, oder ſie be-
gleiten wollen.
§. 4. Zu Zeiten divertiren ſich auch Hochfuͤrſt-
liche Herrſchafften auf einigen groſſen Seen oder
Teichen mit Enten-Schieſſen. Alſo verfuͤgten ſich
Jhro
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 877. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/901>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.