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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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Von untersch. Divertiss. auf dem Lande.
teln überreichte. Wie die Thetis ihren Antrag aus-
gesonnen hatte, warff man die Netze aus, und fieng
eine grosse Menge Fische, und unter diesen vornem-
lich schöne Karpen von allerhand Farben.

§. 2. Manchmahl werden mit einer besondern
Parade lustige Wasserfarthen angestellet. Die
Herrschafften fahren in einem prächtigen Schiff,
so den Venetianischen Bucentauro vorstellet, es ist
mit der schönsten Bildhauer-Arbeit versehen, mit
Sammet ausgeschlagen, und mit crystallenen Glaß-
Fenstern geziert. Es ist auch Küche und Kellerey,
nebst ihren darzu gehörigen Bedienten dabey ange-
bracht, und also speisen sie so wohl Mittags als A-
bends zum öfftern auf einen solchen Schiffe, mit eben
so grosser Beqvemlichkeit, als zu Lande; bißweilen
aber länden sie auch an, und speisen unter kühlen und
schattichten Bäumen.

§. 3. Um das Herrschafftliche Schiff fahren klei-
ne propre Chalouppen und Brigantinen, die mit
Canonen besetzt. So siehet man auch dabey Schif-
fe mit Music, mit Trompeten und Paucken. Die
Schiffer sind auf das propreste in Taffet a la
Hollandoise
gekleidet, und die Schiffe führen aller-
hand Flaggen von Taffet. Eine so prächtige Schif-
farth geschiehet bißweilen auf einen Strohme einer
fremden Herrschafft zu Ehren und zu Gefallen, der
sie auf dem Wasser entgegen kommen, oder sie be-
gleiten wollen.

§. 4. Zu Zeiten divertiren sich auch Hochfürst-
liche Herrschafften auf einigen grossen Seen oder
Teichen mit Enten-Schiessen. Also verfügten sich

Jhro

Von unterſch. Divertiſſ. auf dem Lande.
teln uͤberreichte. Wie die Thetis ihren Antrag aus-
geſonnen hatte, warff man die Netze aus, und fieng
eine groſſe Menge Fiſche, und unter dieſen vornem-
lich ſchoͤne Karpen von allerhand Farben.

§. 2. Manchmahl werden mit einer beſondern
Parade luſtige Waſſerfarthen angeſtellet. Die
Herrſchafften fahren in einem praͤchtigen Schiff,
ſo den Venetianiſchen Bucentauro vorſtellet, es iſt
mit der ſchoͤnſten Bildhauer-Arbeit verſehen, mit
Sammet ausgeſchlagen, und mit cryſtallenen Glaß-
Fenſtern geziert. Es iſt auch Kuͤche und Kellerey,
nebſt ihren darzu gehoͤrigen Bedienten dabey ange-
bracht, und alſo ſpeiſen ſie ſo wohl Mittags als A-
bends zum oͤfftern auf einen ſolchen Schiffe, mit eben
ſo groſſer Beqvemlichkeit, als zu Lande; bißweilen
aber laͤnden ſie auch an, und ſpeiſen unter kuͤhlen und
ſchattichten Baͤumen.

§. 3. Um das Herrſchafftliche Schiff fahren klei-
ne propre Chalouppen und Brigantinen, die mit
Canonen beſetzt. So ſiehet man auch dabey Schif-
fe mit Muſic, mit Trompeten und Paucken. Die
Schiffer ſind auf das propreſte in Taffet a la
Hollandoiſe
gekleidet, und die Schiffe fuͤhren aller-
hand Flaggen von Taffet. Eine ſo praͤchtige Schif-
farth geſchiehet bißweilen auf einen Strohme einer
fremden Herrſchafft zu Ehren und zu Gefallen, der
ſie auf dem Waſſer entgegen kommen, oder ſie be-
gleiten wollen.

§. 4. Zu Zeiten divertiren ſich auch Hochfuͤrſt-
liche Herrſchafften auf einigen groſſen Seen oder
Teichen mit Enten-Schieſſen. Alſo verfuͤgten ſich

Jhro
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[877/0901] Von unterſch. Divertiſſ. auf dem Lande. teln uͤberreichte. Wie die Thetis ihren Antrag aus- geſonnen hatte, warff man die Netze aus, und fieng eine groſſe Menge Fiſche, und unter dieſen vornem- lich ſchoͤne Karpen von allerhand Farben. §. 2. Manchmahl werden mit einer beſondern Parade luſtige Waſſerfarthen angeſtellet. Die Herrſchafften fahren in einem praͤchtigen Schiff, ſo den Venetianiſchen Bucentauro vorſtellet, es iſt mit der ſchoͤnſten Bildhauer-Arbeit verſehen, mit Sammet ausgeſchlagen, und mit cryſtallenen Glaß- Fenſtern geziert. Es iſt auch Kuͤche und Kellerey, nebſt ihren darzu gehoͤrigen Bedienten dabey ange- bracht, und alſo ſpeiſen ſie ſo wohl Mittags als A- bends zum oͤfftern auf einen ſolchen Schiffe, mit eben ſo groſſer Beqvemlichkeit, als zu Lande; bißweilen aber laͤnden ſie auch an, und ſpeiſen unter kuͤhlen und ſchattichten Baͤumen. §. 3. Um das Herrſchafftliche Schiff fahren klei- ne propre Chalouppen und Brigantinen, die mit Canonen beſetzt. So ſiehet man auch dabey Schif- fe mit Muſic, mit Trompeten und Paucken. Die Schiffer ſind auf das propreſte in Taffet a la Hollandoiſe gekleidet, und die Schiffe fuͤhren aller- hand Flaggen von Taffet. Eine ſo praͤchtige Schif- farth geſchiehet bißweilen auf einen Strohme einer fremden Herrſchafft zu Ehren und zu Gefallen, der ſie auf dem Waſſer entgegen kommen, oder ſie be- gleiten wollen. §. 4. Zu Zeiten divertiren ſich auch Hochfuͤrſt- liche Herrſchafften auf einigen groſſen Seen oder Teichen mit Enten-Schieſſen. Alſo verfuͤgten ſich Jhro

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 877. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/901>, abgerufen am 21.11.2024.