Landes-Herren nicht alsobald eine so grosse Summe, als zu solchen veränderten neuen Müntzen nöthig ist, schlagen und verfertigen lassen, sondern es wird eine ziemliche Zeit erfor- dert, ehe die neue Müntze, die nöthig ist, geschla- gen werde.
§. 18. Wann aber die Müntze ausserhalb unvermeidlicher Krieges- und Landes-Noth am Schrot und Korn geändert wird, so handeln die Landes-Fürsten hierdurch wider Pflicht. Es schreibet hiervon der seelige Mathesius, berühm- ter Prediger im Joachims-Thale, in seiner Berg-Postille also: Die grossen Herren thun daran nicht recht, sondern eine grosse Sünde, wann sie durch die Finger sehen, und ihren Mün- tzern oder Verlegern gestatten, die Müntze an Schrot und Korn geringer, denn sie billig seyn solte, zu schlagen, etwan auch wohl darum, daß sie selbst desto mehr vom Schlageschatz daran haben mögen; Denn dieß ist ein scharffes und eben wahres Wort, (schreibet er ferner) wann man mit der Müntze ausserhalb unvermeidlicher Krieges- und Landes-Noth fället, und Schrot und Korn sich ändert, so ändern sich auch gemei- niglich Schlag und Uberschrifft, und giebt neue Herrschafft.
§. 19. Jn dem Heil. Römischen Reiche sind die Müntz-Probations- und Valoations-
Täge
R r r 4
Landes-Herren nicht alſobald eine ſo groſſe Summe, als zu ſolchen veraͤnderten neuen Muͤntzen noͤthig iſt, ſchlagen und verfertigen laſſen, ſondern es wird eine ziemliche Zeit erfor- dert, ehe die neue Muͤntze, die noͤthig iſt, geſchla- gen werde.
§. 18. Wann aber die Muͤntze auſſerhalb unvermeidlicher Krieges- und Landes-Noth am Schrot und Korn geaͤndert wird, ſo handeln die Landes-Fuͤrſten hierdurch wider Pflicht. Es ſchreibet hiervon der ſeelige Matheſius, beruͤhm- ter Prediger im Joachims-Thale, in ſeiner Berg-Poſtille alſo: Die groſſen Herren thun daran nicht recht, ſondern eine groſſe Suͤnde, wann ſie durch die Finger ſehen, und ihren Muͤn- tzern oder Verlegern geſtatten, die Muͤntze an Schrot und Korn geringer, denn ſie billig ſeyn ſolte, zu ſchlagen, etwan auch wohl darum, daß ſie ſelbſt deſto mehr vom Schlageſchatz daran haben moͤgen; Denn dieß iſt ein ſcharffes und eben wahres Wort, (ſchreibet er ferner) wann man mit der Muͤntze auſſerhalb unvermeidlicher Krieges- und Landes-Noth faͤllet, und Schrot und Korn ſich aͤndert, ſo aͤndern ſich auch gemei- niglich Schlag und Uberſchrifft, und giebt neue Herrſchafft.
§. 19. Jn dem Heil. Roͤmiſchen Reiche ſind die Muͤntz-Probations- und Valoations-
Taͤge
R r r 4
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f1019"n="999"/><fwplace="top"type="header"><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/></fw> Landes-Herren nicht alſobald eine ſo groſſe<lb/>
Summe, als zu ſolchen veraͤnderten neuen<lb/>
Muͤntzen noͤthig iſt, ſchlagen und verfertigen<lb/>
laſſen, ſondern es wird eine ziemliche Zeit erfor-<lb/>
dert, ehe die neue Muͤntze, die noͤthig iſt, geſchla-<lb/>
gen werde.</p><lb/><p>§. 18. Wann aber die Muͤntze auſſerhalb<lb/>
unvermeidlicher Krieges- und Landes-Noth am<lb/>
Schrot und Korn geaͤndert wird, ſo handeln die<lb/>
Landes-Fuͤrſten hierdurch wider Pflicht. Es<lb/>ſchreibet hiervon der ſeelige <hirendition="#aq">Matheſius,</hi> beruͤhm-<lb/>
ter Prediger im Joachims-Thale, in ſeiner<lb/>
Berg-Poſtille alſo: Die groſſen Herren thun<lb/>
daran nicht recht, ſondern eine groſſe Suͤnde,<lb/>
wann ſie durch die Finger ſehen, und ihren Muͤn-<lb/>
tzern oder Verlegern geſtatten, die Muͤntze an<lb/>
Schrot und Korn geringer, denn ſie billig ſeyn<lb/>ſolte, zu ſchlagen, etwan auch wohl darum, daß<lb/>ſie ſelbſt deſto mehr vom Schlageſchatz daran<lb/>
haben moͤgen; Denn dieß iſt ein ſcharffes und<lb/>
eben wahres Wort, (ſchreibet er ferner) wann<lb/>
man mit der Muͤntze auſſerhalb unvermeidlicher<lb/>
Krieges- und Landes-Noth faͤllet, und Schrot<lb/>
und Korn ſich aͤndert, ſo aͤndern ſich auch gemei-<lb/>
niglich Schlag und Uberſchrifft, und giebt neue<lb/>
Herrſchafft.</p><lb/><p>§. 19. Jn dem Heil. Roͤmiſchen Reiche<lb/>ſind die Muͤntz-<hirendition="#aq">Probations-</hi> und <hirendition="#aq">Valoations-</hi><lb/><fwplace="bottom"type="sig">R r r 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">Taͤge</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[999/1019]
Landes-Herren nicht alſobald eine ſo groſſe
Summe, als zu ſolchen veraͤnderten neuen
Muͤntzen noͤthig iſt, ſchlagen und verfertigen
laſſen, ſondern es wird eine ziemliche Zeit erfor-
dert, ehe die neue Muͤntze, die noͤthig iſt, geſchla-
gen werde.
§. 18. Wann aber die Muͤntze auſſerhalb
unvermeidlicher Krieges- und Landes-Noth am
Schrot und Korn geaͤndert wird, ſo handeln die
Landes-Fuͤrſten hierdurch wider Pflicht. Es
ſchreibet hiervon der ſeelige Matheſius, beruͤhm-
ter Prediger im Joachims-Thale, in ſeiner
Berg-Poſtille alſo: Die groſſen Herren thun
daran nicht recht, ſondern eine groſſe Suͤnde,
wann ſie durch die Finger ſehen, und ihren Muͤn-
tzern oder Verlegern geſtatten, die Muͤntze an
Schrot und Korn geringer, denn ſie billig ſeyn
ſolte, zu ſchlagen, etwan auch wohl darum, daß
ſie ſelbſt deſto mehr vom Schlageſchatz daran
haben moͤgen; Denn dieß iſt ein ſcharffes und
eben wahres Wort, (ſchreibet er ferner) wann
man mit der Muͤntze auſſerhalb unvermeidlicher
Krieges- und Landes-Noth faͤllet, und Schrot
und Korn ſich aͤndert, ſo aͤndern ſich auch gemei-
niglich Schlag und Uberſchrifft, und giebt neue
Herrſchafft.
§. 19. Jn dem Heil. Roͤmiſchen Reiche
ſind die Muͤntz-Probations- und Valoations-
Taͤge
R r r 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 999. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1019>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.