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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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nach in den verfertigten Stück Leinwand eben
so hoch anrechnen, als alle die Mühe, die auf
das gesponnene Garn verwendet worden. Ein
Exempel dessen haben wir bey denen Hollän-
dern, welche den armen Schlesiern ihr Garn,
das mancher armer Bauers-Mann bey Brod
und Wasser zusammen gesponnen, abhandeln,
und hernach guten Theils zu ihrer holländischen
Leinewand und andern manufacturen mehr
verbrauchen, welche sie hernach den Teutschen
theuer genung wieder anrechnen. Jch will
ietzt nicht sagen, was die Augspurger und Ulmer
thun, welche den Flohr ihrer Leinwand-Fabric
mehrentheils dem Schlesischen Garn zu dan-
cken haben. Warum wird nicht eine iede
teutsche Provintz, welche GOTT mit guten
Flachs-Bau gesegnet, klüger, ihr Garn selber
zu verweben? Warum verbietet einer solchen
Provintz Obrigkeit nicht die Ausfuhre dersel-
ben, oder beleget solchen auf den Gräntzen mit
schweren Zöllen? Jch sage auf den Gräntzen,
weil binnen Landes Handel und Wandel damit
zu treiben unverbothen seyn muß, und nicht ie-
den Bauers-Mann oder armen Spinnerinnen
anstehet, ihres Thuns auch nicht ist, aus weni-
gen Stücken Garnes, die sie zu Marckte brin-
gen, Leinewand weben zu lassen, so wenig als al-
le Wollen-Spinnerinnen Tuchmachers wer-

den
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nach in den verfertigten Stuͤck Leinwand eben
ſo hoch anrechnen, als alle die Muͤhe, die auf
das geſponnene Garn verwendet worden. Ein
Exempel deſſen haben wir bey denen Hollaͤn-
dern, welche den armen Schleſiern ihr Garn,
das mancher armer Bauers-Mann bey Brod
und Waſſer zuſammen geſponnen, abhandeln,
und hernach guten Theils zu ihrer hollaͤndiſchen
Leinewand und andern manufacturen mehr
verbrauchen, welche ſie hernach den Teutſchen
theuer genung wieder anrechnen. Jch will
ietzt nicht ſagen, was die Augſpurger und Ulmer
thun, welche den Flohr ihrer Leinwand-Fabric
mehrentheils dem Schleſiſchen Garn zu dan-
cken haben. Warum wird nicht eine iede
teutſche Provintz, welche GOTT mit guten
Flachs-Bau geſegnet, kluͤger, ihr Garn ſelber
zu verweben? Warum verbietet einer ſolchen
Provintz Obrigkeit nicht die Ausfuhre derſel-
ben, oder beleget ſolchen auf den Graͤntzen mit
ſchweren Zoͤllen? Jch ſage auf den Graͤntzen,
weil binnen Landes Handel und Wandel damit
zu treiben unverbothen ſeyn muß, und nicht ie-
den Bauers-Mann oder armen Spinnerinnen
anſtehet, ihres Thuns auch nicht iſt, aus weni-
gen Stuͤcken Garnes, die ſie zu Marckte brin-
gen, Leinewand weben zu laſſen, ſo wenig als al-
le Wollen-Spinnerinnen Tuchmachers wer-

den
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[1045/1065] nach in den verfertigten Stuͤck Leinwand eben ſo hoch anrechnen, als alle die Muͤhe, die auf das geſponnene Garn verwendet worden. Ein Exempel deſſen haben wir bey denen Hollaͤn- dern, welche den armen Schleſiern ihr Garn, das mancher armer Bauers-Mann bey Brod und Waſſer zuſammen geſponnen, abhandeln, und hernach guten Theils zu ihrer hollaͤndiſchen Leinewand und andern manufacturen mehr verbrauchen, welche ſie hernach den Teutſchen theuer genung wieder anrechnen. Jch will ietzt nicht ſagen, was die Augſpurger und Ulmer thun, welche den Flohr ihrer Leinwand-Fabric mehrentheils dem Schleſiſchen Garn zu dan- cken haben. Warum wird nicht eine iede teutſche Provintz, welche GOTT mit guten Flachs-Bau geſegnet, kluͤger, ihr Garn ſelber zu verweben? Warum verbietet einer ſolchen Provintz Obrigkeit nicht die Ausfuhre derſel- ben, oder beleget ſolchen auf den Graͤntzen mit ſchweren Zoͤllen? Jch ſage auf den Graͤntzen, weil binnen Landes Handel und Wandel damit zu treiben unverbothen ſeyn muß, und nicht ie- den Bauers-Mann oder armen Spinnerinnen anſtehet, ihres Thuns auch nicht iſt, aus weni- gen Stuͤcken Garnes, die ſie zu Marckte brin- gen, Leinewand weben zu laſſen, ſo wenig als al- le Wollen-Spinnerinnen Tuchmachers wer- den U u u 3

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1045. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1065>, abgerufen am 22.11.2024.