Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



meldten ein oder andern Weg legitimirten
Mann- und Weibes-Personen zu denen Hand-
wercken, weil sie durch die drauff folgende Ehe
ehrlich gemacht worden, billig zugelassen
werden.

§. 24. Uber dieses alles ist noch ein harter
Stand vor einen jungen Meister, wenn er muß
heyrathen, und wie etzlicher Orten die Gewohn-
heit doch erfordern will, keines Handwercks-
Meisters Wittwe oder Kind geheyrathet, oder
gar eines Nachrichters oder Cavillers Tochter,
oder eine von einem andern vormahls ge-
schwächte Dirne, oder Wittwe, oder eines
Schäfers, oder Müllers, oder Schweinschnei-
ders Tochter zur Ehe nimmt. Und wenn es
auff solchen Fall nach langen Zancken und
Streiten doch nicht weiter zu bringen, so bleibt
der Mann zwar Meister, die Frau aber kan kei-
ne Meisterin heissen oder werden; Sie daugt
nicht mit auf einigen Handwercks-Gelacke oder
Schmause zu erscheinen. Bey denen Wochen-
und Jahr-Märckten nicht mit ins Looß gehen,
oder unter andern Meistern, Meisters Witt-
wen und Weibern feil haben, ja wenn sie stirbt,
will sie das Handwerck auch nicht mit zu Gra-
be tragen. Hierüber wird denn viel Zeit ver-
stritten, und verderbet.

§. 25. Bey Verfertigung der Meister-Stü-

cke



meldten ein oder andern Weg legitimirten
Mann- und Weibes-Perſonen zu denen Hand-
wercken, weil ſie durch die drauff folgende Ehe
ehrlich gemacht worden, billig zugelaſſen
werden.

§. 24. Uber dieſes alles iſt noch ein harter
Stand vor einen jungen Meiſter, wenn er muß
heyrathen, und wie etzlicher Orten die Gewohn-
heit doch erfordern will, keines Handwercks-
Meiſters Wittwe oder Kind geheyrathet, oder
gar eines Nachrichters oder Cavillers Tochter,
oder eine von einem andern vormahls ge-
ſchwaͤchte Dirne, oder Wittwe, oder eines
Schaͤfers, oder Muͤllers, oder Schweinſchnei-
ders Tochter zur Ehe nimmt. Und wenn es
auff ſolchen Fall nach langen Zancken und
Streiten doch nicht weiter zu bringen, ſo bleibt
der Mann zwar Meiſter, die Frau aber kan kei-
ne Meiſterin heiſſen oder werden; Sie daugt
nicht mit auf einigen Handweꝛcks-Gelacke oder
Schmauſe zu erſcheinen. Bey denen Wochen-
und Jahr-Maͤrckten nicht mit ins Looß gehen,
oder unter andern Meiſtern, Meiſters Witt-
wen und Weibern feil haben, ja wenn ſie ſtirbt,
will ſie das Handwerck auch nicht mit zu Gra-
be tragen. Hieruͤber wird denn viel Zeit ver-
ſtritten, und verderbet.

§. 25. Bey Verfertigung der Meiſter-Stuͤ-

cke
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f1087" n="1067"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> meldten ein oder andern Weg <hi rendition="#aq">legitimi</hi>rten<lb/>
Mann- und Weibes-Per&#x017F;onen zu denen Hand-<lb/>
wercken, weil &#x017F;ie durch die drauff folgende Ehe<lb/>
ehrlich gemacht worden, billig zugela&#x017F;&#x017F;en<lb/>
werden.</p><lb/>
        <p>§. 24. Uber die&#x017F;es alles i&#x017F;t noch ein harter<lb/>
Stand vor einen jungen Mei&#x017F;ter, wenn er muß<lb/>
heyrathen, und wie etzlicher Orten die Gewohn-<lb/>
heit doch erfordern will, keines Handwercks-<lb/>
Mei&#x017F;ters Wittwe oder Kind geheyrathet, oder<lb/>
gar eines Nachrichters oder Cavillers Tochter,<lb/>
oder eine von einem andern vormahls ge-<lb/>
&#x017F;chwa&#x0364;chte Dirne, oder Wittwe, oder eines<lb/>
Scha&#x0364;fers, oder Mu&#x0364;llers, oder Schwein&#x017F;chnei-<lb/>
ders Tochter zur Ehe nimmt. Und wenn es<lb/>
auff &#x017F;olchen Fall nach langen Zancken und<lb/>
Streiten doch nicht weiter zu bringen, &#x017F;o bleibt<lb/>
der Mann zwar Mei&#x017F;ter, die Frau aber kan kei-<lb/>
ne Mei&#x017F;terin hei&#x017F;&#x017F;en oder werden; Sie daugt<lb/>
nicht mit auf einigen Handwe&#xA75B;cks-Gelacke oder<lb/>
Schmau&#x017F;e zu er&#x017F;cheinen. Bey denen Wochen-<lb/>
und Jahr-Ma&#x0364;rckten nicht mit ins Looß gehen,<lb/>
oder unter andern Mei&#x017F;tern, Mei&#x017F;ters Witt-<lb/>
wen und Weibern feil haben, ja wenn &#x017F;ie &#x017F;tirbt,<lb/>
will &#x017F;ie das Handwerck auch nicht mit zu Gra-<lb/>
be tragen. Hieru&#x0364;ber wird denn viel Zeit ver-<lb/>
&#x017F;tritten, und verderbet.</p><lb/>
        <p>§. 25. Bey Verfertigung der Mei&#x017F;ter-Stu&#x0364;-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">cke</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1067/1087] meldten ein oder andern Weg legitimirten Mann- und Weibes-Perſonen zu denen Hand- wercken, weil ſie durch die drauff folgende Ehe ehrlich gemacht worden, billig zugelaſſen werden. §. 24. Uber dieſes alles iſt noch ein harter Stand vor einen jungen Meiſter, wenn er muß heyrathen, und wie etzlicher Orten die Gewohn- heit doch erfordern will, keines Handwercks- Meiſters Wittwe oder Kind geheyrathet, oder gar eines Nachrichters oder Cavillers Tochter, oder eine von einem andern vormahls ge- ſchwaͤchte Dirne, oder Wittwe, oder eines Schaͤfers, oder Muͤllers, oder Schweinſchnei- ders Tochter zur Ehe nimmt. Und wenn es auff ſolchen Fall nach langen Zancken und Streiten doch nicht weiter zu bringen, ſo bleibt der Mann zwar Meiſter, die Frau aber kan kei- ne Meiſterin heiſſen oder werden; Sie daugt nicht mit auf einigen Handweꝛcks-Gelacke oder Schmauſe zu erſcheinen. Bey denen Wochen- und Jahr-Maͤrckten nicht mit ins Looß gehen, oder unter andern Meiſtern, Meiſters Witt- wen und Weibern feil haben, ja wenn ſie ſtirbt, will ſie das Handwerck auch nicht mit zu Gra- be tragen. Hieruͤber wird denn viel Zeit ver- ſtritten, und verderbet. §. 25. Bey Verfertigung der Meiſter-Stuͤ- cke

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1087
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1067. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1087>, abgerufen am 22.11.2024.