Kosten der Bergwercke den Ertrag übertreffen, so ist doch der Lohn der Arbeiter nur eine Ver- wechselung, und wird das Land weder ärmer noch reicher, aber wohl glückseliger dadurch; Denn es werden viel Leute dadurch zu ihrer Kost kommen, und ihr Brod erwerben, und das Geld bleibt im Lande, wie davon im Büchlein Oesterreich über alles zu lesen. Aber so viel Gold und Silber ausgegraben wird, so viel nimmt das Land an Reichthum zu, und der Fürst kan die Vermehrung seines Schatzes da- mit befördern. Dieweil denn an dem Gold- und Silber-Bergwerck so viel gelegen ist, so er- fordert das Interesse des Fürsten, daß er auf die menagirung derselben ein wachsames Auge ha- be, und denen Berg-Bedienten fleißig nachse- hen lasse, als welche nicht allezeit leiden wollen, daß iemand dem Landes Fürsten bessere Nach- richt gebe, oder einen Vortheil zeige, sondern alle gute und nützliche inventiones supprimi- ren, damit sie selbsten für die klügsten gehalten werden, und ihre Verwandten in solchen Dien- sten nach ihnen continuiren mögen: Zu wel- chem Ende sie den Landes-Fürsten persuadi- ren, man soll ja niemand Fremdes in die Berg- wercke kommen lassen, noch einem andern von dem Ertz etwas zeigen, denn man könne Scha- den thun, und machen, daß die Bergwercke
nichts
Koſten der Bergwercke den Ertrag uͤbertreffen, ſo iſt doch der Lohn der Arbeiter nur eine Ver- wechſelung, und wird das Land weder aͤrmer noch reicher, aber wohl gluͤckſeliger dadurch; Denn es werden viel Leute dadurch zu ihrer Koſt kommen, und ihr Brod erwerben, und das Geld bleibt im Lande, wie davon im Buͤchlein Oeſterreich uͤber alles zu leſen. Aber ſo viel Gold und Silber ausgegraben wird, ſo viel nimmt das Land an Reichthum zu, und der Fuͤrſt kan die Vermehrung ſeines Schatzes da- mit befoͤrdern. Dieweil denn an dem Gold- und Silber-Bergwerck ſo viel gelegen iſt, ſo er- fordert das Intereſſe des Fuͤrſten, daß er auf die menagirung derſelben ein wachſames Auge ha- be, und denen Berg-Bedienten fleißig nachſe- hen laſſe, als welche nicht allezeit leiden wollen, daß iemand dem Landes Fuͤrſten beſſere Nach- richt gebe, oder einen Vortheil zeige, ſondern alle gute und nuͤtzliche inventiones ſupprimi- ren, damit ſie ſelbſten fuͤr die kluͤgſten gehalten werden, und ihre Verwandten in ſolchen Dien- ſten nach ihnen continuiren moͤgen: Zu wel- chem Ende ſie den Landes-Fuͤrſten perſuadi- ren, man ſoll ja niemand Fremdes in die Berg- wercke kommen laſſen, noch einem andern von dem Ertz etwas zeigen, denn man koͤnne Scha- den thun, und machen, daß die Bergwercke
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Koſten der Bergwercke den Ertrag uͤbertreffen,
ſo iſt doch der Lohn der Arbeiter nur eine Ver-
wechſelung, und wird das Land weder aͤrmer
noch reicher, aber wohl gluͤckſeliger dadurch;
Denn es werden viel Leute dadurch zu ihrer
Koſt kommen, und ihr Brod erwerben, und das
Geld bleibt im Lande, wie davon im Buͤchlein
Oeſterreich uͤber alles zu leſen. Aber ſo viel
Gold und Silber ausgegraben wird, ſo viel
nimmt das Land an Reichthum zu, und der
Fuͤrſt kan die Vermehrung ſeines Schatzes da-
mit befoͤrdern. Dieweil denn an dem Gold-
und Silber-Bergwerck ſo viel gelegen iſt, ſo er-
fordert das Intereſſe des Fuͤrſten, daß er auf die
menagirung derſelben ein wachſames Auge ha-
be, und denen Berg-Bedienten fleißig nachſe-
hen laſſe, als welche nicht allezeit leiden wollen,
daß iemand dem Landes Fuͤrſten beſſere Nach-
richt gebe, oder einen Vortheil zeige, ſondern
alle gute und nuͤtzliche inventiones ſupprimi-
ren, damit ſie ſelbſten fuͤr die kluͤgſten gehalten
werden, und ihre Verwandten in ſolchen Dien-
ſten nach ihnen continuiren moͤgen: Zu wel-
chem Ende ſie den Landes-Fuͤrſten perſuadi-
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1082. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1102>, abgerufen am 22.11.2024.
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