und Wiesen gemacht, so meynet man doch, daß nachdem sie des benöthigten Brenn- und Bau- Holtzes in der Nachbarschafft sich hätten erho- len können, es werde uns künfftighin eben der- gleichen Weg offen stehen, und wir einst am Holtze verhoffentlich keinen Mangel zu befürch- ten haben. Allein ich sorge, daß sich solche Leute, wenn sie nicht durch menschliche Arbeit den Wiederwachs des Holtzes zu befördern, und dadurch dem hin und wieder anscheinenden Holtz-Mangel abzuhelffen suchen, sich in ihrer Meynung gar sehr betrügen werden.
§. 4. Da nun gewiß ist, daß in unserm Teutschland, wegen der grossen Consumption des Brenn- und Bau-Holtzes, bey einer so star- cken Menge der Einwohner, sich hier und da Mangel am Holtze hervor thun will, so haben hohe Landes Obrigkeiten, die vor die Wohl- fahrt ihrer Länder besorgt seyn wollen, hohe Ursache, den Anbau und Wiederwachs des Holtzes auf alle Wege zu befördern, und ihren Unterthanen die Säe- und Pflantzung desselben anzubefehlen.
§. 5. Es pflegt zwar das Holtz-Säen eini- gen als eine ungewöhnliche Sache vorzukom- men, daß es aber ein Werck sey, so gar wohl practicabel, siehet man in unterschiedenen Län- dern in und ausserhalb Teutschland, allwo es
mit
und Wieſen gemacht, ſo meynet man doch, daß nachdem ſie des benoͤthigten Brenn- und Bau- Holtzes in der Nachbarſchafft ſich haͤtten erho- len koͤnnen, es werde uns kuͤnfftighin eben der- gleichen Weg offen ſtehen, und wir einſt am Holtze verhoffentlich keinen Mangel zu befuͤrch- ten haben. Allein ich ſorge, daß ſich ſolche Leute, wenn ſie nicht durch menſchliche Arbeit den Wiederwachs des Holtzes zu befoͤrdern, und dadurch dem hin und wieder anſcheinenden Holtz-Mangel abzuhelffen ſuchen, ſich in ihrer Meynung gar ſehr betruͤgen werden.
§. 4. Da nun gewiß iſt, daß in unſerm Teutſchland, wegen der groſſen Conſumption des Brenn- und Bau-Holtzes, bey einer ſo ſtar- cken Menge der Einwohner, ſich hier und da Mangel am Holtze hervor thun will, ſo haben hohe Landes Obrigkeiten, die vor die Wohl- fahrt ihrer Laͤnder beſorgt ſeyn wollen, hohe Urſache, den Anbau und Wiederwachs des Holtzes auf alle Wege zu befoͤrdern, und ihren Unterthanen die Saͤe- und Pflantzung deſſelben anzubefehlen.
§. 5. Es pflegt zwar das Holtz-Saͤen eini- gen als eine ungewoͤhnliche Sache vorzukom- men, daß es aber ein Werck ſey, ſo gar wohl practicabel, ſiehet man in unterſchiedenen Laͤn- dern in und auſſerhalb Teutſchland, allwo es
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und Wieſen gemacht, ſo meynet man doch, daß
nachdem ſie des benoͤthigten Brenn- und Bau-
Holtzes in der Nachbarſchafft ſich haͤtten erho-
len koͤnnen, es werde uns kuͤnfftighin eben der-
gleichen Weg offen ſtehen, und wir einſt am
Holtze verhoffentlich keinen Mangel zu befuͤrch-
ten haben. Allein ich ſorge, daß ſich ſolche
Leute, wenn ſie nicht durch menſchliche Arbeit
den Wiederwachs des Holtzes zu befoͤrdern,
und dadurch dem hin und wieder anſcheinenden
Holtz-Mangel abzuhelffen ſuchen, ſich in ihrer
Meynung gar ſehr betruͤgen werden.
§. 4. Da nun gewiß iſt, daß in unſerm
Teutſchland, wegen der groſſen Conſumption
des Brenn- und Bau-Holtzes, bey einer ſo ſtar-
cken Menge der Einwohner, ſich hier und da
Mangel am Holtze hervor thun will, ſo haben
hohe Landes Obrigkeiten, die vor die Wohl-
fahrt ihrer Laͤnder beſorgt ſeyn wollen, hohe
Urſache, den Anbau und Wiederwachs des
Holtzes auf alle Wege zu befoͤrdern, und ihren
Unterthanen die Saͤe- und Pflantzung deſſelben
anzubefehlen.
§. 5. Es pflegt zwar das Holtz-Saͤen eini-
gen als eine ungewoͤhnliche Sache vorzukom-
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1146>, abgerufen am 22.11.2024.
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