Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



dürre und Leseholtz zu hohlen befugt, müssen sich
ausser denselben darinnen nicht betreten, oder
frisch Holtz, so sie nicht abzuhauen berechtiget,
zu hauen sich gelüsten lassen. Wer aber da-
wieder handelt, muß gepfändet, und nach Gele-
genheit des Verbrechens bestrafft werden.

§. 25. Die Forst-Bedienten haben mit
Fleiß darauff zu sehen, daß die Pech-Sieder
oder Picher die Fichten zu rechter Zeit, doch
nicht gar zu jung auffreissen, auch keinesweges
nachzugeben, daß sie es mit einen Beyl, sondern
mit einem dazu gehörigen Instrument reissen,
und insonderheit in Acht nehmen, daß in solchen
Jahren, wo viel Scheel oder Saamen an den
Fichten, das Reißen eingestellet werde, denn es
solches Jahr schädlich und vergeblich, sonst aber
müsten sie die Wälder also anrichten, daß sie
allezeit im dritten Jahr einen Ort nach dem an-
dern Wechsels-weise scharren können. Da sich
auch wohl begiebt, daß die Hartzscharrer das
junge Weiß-Tännen Büchen, und ander Ge-
wächse wegräumen, zu dem Ende, daß die Hartz-
Fichten desto mehr Raum haben, und besser
fortwachsen können, denselben aber keineswe-
ges nachzusehn, in Betrachtung, daß sich die
Weiß-Tannen und Büchen ohnediß an viel Or-
ten sehr verliehren, so sind die Freveler vor ein
iedes Weiß-Tannen, Buchen, oder ander

Stämm-



duͤrre und Leſeholtz zu hohlen befugt, muͤſſen ſich
auſſer denſelben darinnen nicht betreten, oder
friſch Holtz, ſo ſie nicht abzuhauen berechtiget,
zu hauen ſich geluͤſten laſſen. Wer aber da-
wieder handelt, muß gepfaͤndet, und nach Gele-
genheit des Verbrechens beſtrafft werden.

§. 25. Die Forſt-Bedienten haben mit
Fleiß darauff zu ſehen, daß die Pech-Sieder
oder Picher die Fichten zu rechter Zeit, doch
nicht gar zu jung auffreiſſen, auch keinesweges
nachzugeben, daß ſie es mit einen Beyl, ſondern
mit einem dazu gehoͤrigen Inſtrument reiſſen,
und inſonderheit in Acht nehmen, daß in ſolchen
Jahren, wo viel Scheel oder Saamen an den
Fichten, das Reißen eingeſtellet werde, denn es
ſolches Jahr ſchaͤdlich und vergeblich, ſonſt aber
muͤſten ſie die Waͤlder alſo anrichten, daß ſie
allezeit im dritten Jahr einen Ort nach dem an-
dern Wechſels-weiſe ſcharren koͤnnen. Da ſich
auch wohl begiebt, daß die Hartzſcharrer das
junge Weiß-Taͤnnen Buͤchen, und ander Ge-
waͤchſe wegraͤumen, zu dem Ende, daß die Hartz-
Fichten deſto mehr Raum haben, und beſſer
fortwachſen koͤnnen, denſelben aber keineswe-
ges nachzuſehn, in Betrachtung, daß ſich die
Weiß-Tannen und Buͤchen ohnediß an viel Or-
ten ſehr verliehren, ſo ſind die Freveler vor ein
iedes Weiß-Tannen, Buchen, oder ander

Staͤmm-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f1168" n="1148"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> du&#x0364;rre und Le&#x017F;eholtz zu hohlen befugt, mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich<lb/>
au&#x017F;&#x017F;er den&#x017F;elben darinnen nicht betreten, oder<lb/>
fri&#x017F;ch Holtz, &#x017F;o &#x017F;ie nicht abzuhauen berechtiget,<lb/>
zu hauen &#x017F;ich gelu&#x0364;&#x017F;ten la&#x017F;&#x017F;en. Wer aber da-<lb/>
wieder handelt, muß gepfa&#x0364;ndet, und nach Gele-<lb/>
genheit des Verbrechens be&#x017F;trafft werden.</p><lb/>
        <p>§. 25. Die For&#x017F;t-Bedienten haben mit<lb/>
Fleiß darauff zu &#x017F;ehen, daß die Pech-Sieder<lb/>
oder Picher die Fichten zu rechter Zeit, doch<lb/>
nicht gar zu jung auffrei&#x017F;&#x017F;en, auch keinesweges<lb/>
nachzugeben, daß &#x017F;ie es mit einen Beyl, &#x017F;ondern<lb/>
mit einem dazu geho&#x0364;rigen <hi rendition="#aq">In&#x017F;trument</hi> rei&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
und in&#x017F;onderheit in Acht nehmen, daß in &#x017F;olchen<lb/>
Jahren, wo viel Scheel oder Saamen an den<lb/>
Fichten, das Reißen einge&#x017F;tellet werde, denn es<lb/>
&#x017F;olches Jahr &#x017F;cha&#x0364;dlich und vergeblich, &#x017F;on&#x017F;t aber<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;ten &#x017F;ie die Wa&#x0364;lder al&#x017F;o anrichten, daß &#x017F;ie<lb/>
allezeit im dritten Jahr einen Ort nach dem an-<lb/>
dern Wech&#x017F;els-wei&#x017F;e &#x017F;charren ko&#x0364;nnen. Da &#x017F;ich<lb/>
auch wohl begiebt, daß die Hartz&#x017F;charrer das<lb/>
junge Weiß-Ta&#x0364;nnen Bu&#x0364;chen, und ander Ge-<lb/>
wa&#x0364;ch&#x017F;e wegra&#x0364;umen, zu dem Ende, daß die Hartz-<lb/>
Fichten de&#x017F;to mehr Raum haben, und be&#x017F;&#x017F;er<lb/>
fortwach&#x017F;en ko&#x0364;nnen, den&#x017F;elben aber keineswe-<lb/>
ges nachzu&#x017F;ehn, in Betrachtung, daß &#x017F;ich die<lb/>
Weiß-Tannen und Bu&#x0364;chen ohnediß an viel Or-<lb/>
ten &#x017F;ehr verliehren, &#x017F;o &#x017F;ind die Freveler vor ein<lb/>
iedes Weiß-Tannen, Buchen, oder ander<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Sta&#x0364;mm-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1148/1168] duͤrre und Leſeholtz zu hohlen befugt, muͤſſen ſich auſſer denſelben darinnen nicht betreten, oder friſch Holtz, ſo ſie nicht abzuhauen berechtiget, zu hauen ſich geluͤſten laſſen. Wer aber da- wieder handelt, muß gepfaͤndet, und nach Gele- genheit des Verbrechens beſtrafft werden. §. 25. Die Forſt-Bedienten haben mit Fleiß darauff zu ſehen, daß die Pech-Sieder oder Picher die Fichten zu rechter Zeit, doch nicht gar zu jung auffreiſſen, auch keinesweges nachzugeben, daß ſie es mit einen Beyl, ſondern mit einem dazu gehoͤrigen Inſtrument reiſſen, und inſonderheit in Acht nehmen, daß in ſolchen Jahren, wo viel Scheel oder Saamen an den Fichten, das Reißen eingeſtellet werde, denn es ſolches Jahr ſchaͤdlich und vergeblich, ſonſt aber muͤſten ſie die Waͤlder alſo anrichten, daß ſie allezeit im dritten Jahr einen Ort nach dem an- dern Wechſels-weiſe ſcharren koͤnnen. Da ſich auch wohl begiebt, daß die Hartzſcharrer das junge Weiß-Taͤnnen Buͤchen, und ander Ge- waͤchſe wegraͤumen, zu dem Ende, daß die Hartz- Fichten deſto mehr Raum haben, und beſſer fortwachſen koͤnnen, denſelben aber keineswe- ges nachzuſehn, in Betrachtung, daß ſich die Weiß-Tannen und Buͤchen ohnediß an viel Or- ten ſehr verliehren, ſo ſind die Freveler vor ein iedes Weiß-Tannen, Buchen, oder ander Staͤmm-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1168
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1168>, abgerufen am 23.11.2024.