Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



rathen giebt uns die Historie zur Gnüge an die
Hand. Also ist bekandt, daß der König in
Franckreich Ludovicus XI. die eintzige Toch-
ter Mariam, Hertzogs Caroli Audacis zu Bur-
gund vor seinen Sohn verlangt, der noch nicht
8. Jahr alt war. Allein Ludovicus betrog
sich in der Hoffnung, da sie Maximilianum
heyrathete, und durch diese Heyrath die Bur-
gundischen Lande an die Oesterreichische Fami-
lie brachte. Von des Königs in Franckreich,
Ludwigs des XIII. Sponsalien mit Anna, des
Königs in Spanien Philippi III. Tochter, die
noch von sehr zarten Jahren war, siehe Gram-
mondi
Historie Lib. I. p. 27. Das neueste
Exempel von dergleichen Sachen haben wir
bey der Heyrath Ludwigs, Hertzogs zu Bour-
gogne,
des Königs in Franckreich Ludovici
des XIV. Enckel, die er mit der minderjährigen
Tochter, Hertzogs Victoris Amadei II. zu Sa-
voyen An. 1697. geschloßen.

§. 5. Ferner trifft man auch bey den unter
grossen Herren geschlossenen Staats-Heyra-
then an diejenigen ungleichen und irregulairen
Ehen, da die Weiber die Königliche Dignität
besitzen, ihre Männer aber ihrer Bothmäßig-
keit unterworffen seyn. Das neueste Exem-
pel aus der Historie finden wir bey der letzt-ver-
storbenen Königin in Engelland Anna, die Kö-

nigin



rathen giebt uns die Hiſtorie zur Gnuͤge an die
Hand. Alſo iſt bekandt, daß der Koͤnig in
Franckreich Ludovicus XI. die eintzige Toch-
ter Mariam, Hertzogs Caroli Audacis zu Bur-
gund vor ſeinen Sohn verlangt, der noch nicht
8. Jahr alt war. Allein Ludovicus betrog
ſich in der Hoffnung, da ſie Maximilianum
heyrathete, und durch dieſe Heyrath die Bur-
gundiſchen Lande an die Oeſterreichiſche Fami-
lie brachte. Von des Koͤnigs in Franckreich,
Ludwigs des XIII. Sponſalien mit Anna, des
Koͤnigs in Spanien Philippi III. Tochter, die
noch von ſehr zarten Jahren war, ſiehe Gram-
mondi
Hiſtorie Lib. I. p. 27. Das neueſte
Exempel von dergleichen Sachen haben wir
bey der Heyrath Ludwigs, Hertzogs zu Bour-
gogne,
des Koͤnigs in Franckreich Ludovici
des XIV. Enckel, die er mit der minderjaͤhrigen
Tochter, Hertzogs Victoris Amadei II. zu Sa-
voyen An. 1697. geſchloßen.

§. 5. Ferner trifft man auch bey den unter
groſſen Herren geſchloſſenen Staats-Heyra-
then an diejenigen ungleichen und irregulairen
Ehen, da die Weiber die Koͤnigliche Dignitaͤt
beſitzen, ihre Maͤnner aber ihrer Bothmaͤßig-
keit unterworffen ſeyn. Das neueſte Exem-
pel aus der Hiſtorie finden wir bey der letzt-ver-
ſtorbenen Koͤnigin in Engelland Anna, die Koͤ-

nigin
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0143" n="123"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> rathen giebt uns die Hi&#x017F;torie zur Gnu&#x0364;ge an die<lb/>
Hand. Al&#x017F;o i&#x017F;t bekandt, daß der Ko&#x0364;nig in<lb/>
Franckreich <hi rendition="#aq">Ludovicus XI.</hi> die eintzige Toch-<lb/>
ter <hi rendition="#aq">Mariam,</hi> Hertzogs <hi rendition="#aq">Caroli Audacis</hi> zu Bur-<lb/>
gund vor &#x017F;einen Sohn verlangt, der noch nicht<lb/>
8. Jahr alt war. Allein <hi rendition="#aq">Ludovicus</hi> betrog<lb/>
&#x017F;ich in der Hoffnung, da &#x017F;ie <hi rendition="#aq">Maximilianum</hi><lb/>
heyrathete, und durch die&#x017F;e Heyrath die Bur-<lb/>
gundi&#x017F;chen Lande an die Oe&#x017F;terreichi&#x017F;che Fami-<lb/>
lie brachte. Von des Ko&#x0364;nigs in Franckreich,<lb/>
Ludwigs des <hi rendition="#aq">XIII. Spon&#x017F;al</hi>ien mit <hi rendition="#aq">Anna,</hi> des<lb/>
Ko&#x0364;nigs in Spanien <hi rendition="#aq">Philippi III.</hi> Tochter, die<lb/>
noch von &#x017F;ehr zarten Jahren war, &#x017F;iehe <hi rendition="#aq">Gram-<lb/>
mondi</hi> Hi&#x017F;torie <hi rendition="#aq">Lib. I. p.</hi> 27. Das neue&#x017F;te<lb/>
Exempel von dergleichen Sachen haben wir<lb/>
bey der Heyrath Ludwigs, Hertzogs zu <hi rendition="#aq">Bour-<lb/>
gogne,</hi> des Ko&#x0364;nigs in Franckreich <hi rendition="#aq">Ludovici</hi><lb/>
des <hi rendition="#aq">XIV.</hi> Enckel, die er mit der minderja&#x0364;hrigen<lb/>
Tochter, Hertzogs <hi rendition="#aq">Victoris Amadei II.</hi> zu Sa-<lb/>
voyen <hi rendition="#aq">An.</hi> 1697. ge&#x017F;chloßen.</p><lb/>
        <p>§. 5. Ferner trifft man auch bey den unter<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;en Herren ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;enen Staats-Heyra-<lb/>
then an diejenigen ungleichen und <hi rendition="#aq">irregulai</hi>ren<lb/>
Ehen, da die Weiber die Ko&#x0364;nigliche <hi rendition="#aq">Dignit</hi>a&#x0364;t<lb/>
be&#x017F;itzen, ihre Ma&#x0364;nner aber ihrer Bothma&#x0364;ßig-<lb/>
keit unterworffen &#x017F;eyn. Das neue&#x017F;te Exem-<lb/>
pel aus der Hi&#x017F;torie finden wir bey der letzt-ver-<lb/>
&#x017F;torbenen Ko&#x0364;nigin in Engelland <hi rendition="#aq">Anna,</hi> die Ko&#x0364;-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nigin</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[123/0143] rathen giebt uns die Hiſtorie zur Gnuͤge an die Hand. Alſo iſt bekandt, daß der Koͤnig in Franckreich Ludovicus XI. die eintzige Toch- ter Mariam, Hertzogs Caroli Audacis zu Bur- gund vor ſeinen Sohn verlangt, der noch nicht 8. Jahr alt war. Allein Ludovicus betrog ſich in der Hoffnung, da ſie Maximilianum heyrathete, und durch dieſe Heyrath die Bur- gundiſchen Lande an die Oeſterreichiſche Fami- lie brachte. Von des Koͤnigs in Franckreich, Ludwigs des XIII. Sponſalien mit Anna, des Koͤnigs in Spanien Philippi III. Tochter, die noch von ſehr zarten Jahren war, ſiehe Gram- mondi Hiſtorie Lib. I. p. 27. Das neueſte Exempel von dergleichen Sachen haben wir bey der Heyrath Ludwigs, Hertzogs zu Bour- gogne, des Koͤnigs in Franckreich Ludovici des XIV. Enckel, die er mit der minderjaͤhrigen Tochter, Hertzogs Victoris Amadei II. zu Sa- voyen An. 1697. geſchloßen. §. 5. Ferner trifft man auch bey den unter groſſen Herren geſchloſſenen Staats-Heyra- then an diejenigen ungleichen und irregulairen Ehen, da die Weiber die Koͤnigliche Dignitaͤt beſitzen, ihre Maͤnner aber ihrer Bothmaͤßig- keit unterworffen ſeyn. Das neueſte Exem- pel aus der Hiſtorie finden wir bey der letzt-ver- ſtorbenen Koͤnigin in Engelland Anna, die Koͤ- nigin

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/143
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/143>, abgerufen am 24.11.2024.