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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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her haben die Mediateurs offt ihre liebe Noth,
daß sie solchen Wesen, zur Satisfaction beyder
Partheyen, gehöriger Massen abhelffen. Die
erste Frage hierbey betrifft den Ort, wo der
Convent gehalten werden soll. Und diß muß
ein solcher seyn, der bey den Partheyen anstän-
dig ist, und sich gantz neutral verhält. Da aber
solches allerhand Difficultäten hat, und es den
Partheyen nicht rathsam scheinet, sich einen
Ort anzuvertrauen, in welchen sie nichts dispo-
ni
ren, und in Ansehung ihrer Friedens-Confe-
renz
en in keiner Sache recht Ziel und Maasse
setzen können, sondern als Privat-Personen un-
ter eines andern Jurisdiction leben müssen, so
pflegen sie lieber einen solchen zu erwehlen, der
einen von beyden Partheyen zugehöret, und zu
Vermeidung alles Argwohns gewisse Gesetze
und Puncte, mit beyder Partheyen Genehm-
haltung und Consens, aufzurichten.

§. 23. Damit nun dergleichen Ort, in welchen
die Conferenzen gehalten werden sollen, einen von
den Partheyen nicht verdächtig sey, so macht man
folgende Puncte aus: 1) wird die Bürgerschafft
und der Rath eines solchen Orts, so lange die
Friedens-Conferentien währen, vor neutral ge-
halten und declariret, 2) sie der Pflicht erlassen,
mit welcher die Bürgerschafft und der Rath ihren
Landes-Herrn verwand sind, 3) ist eine Guarni-

son



her haben die Mediateurs offt ihre liebe Noth,
daß ſie ſolchen Weſen, zur Satisfaction beyder
Partheyen, gehoͤriger Maſſen abhelffen. Die
erſte Frage hierbey betrifft den Ort, wo der
Convent gehalten werden ſoll. Und diß muß
ein ſolcher ſeyn, der bey den Partheyen anſtaͤn-
dig iſt, und ſich gantz neutral verhaͤlt. Da aber
ſolches allerhand Difficultaͤten hat, und es den
Partheyen nicht rathſam ſcheinet, ſich einen
Ort anzuvertrauen, in welchen ſie nichts diſpo-
ni
ren, und in Anſehung ihrer Friedens-Confe-
renz
en in keiner Sache recht Ziel und Maaſſe
ſetzen koͤnnen, ſondern als Privat-Perſonen un-
ter eines andern Jurisdiction leben muͤſſen, ſo
pflegen ſie lieber einen ſolchen zu erwehlen, der
einen von beyden Partheyen zugehoͤret, und zu
Vermeidung alles Argwohns gewiſſe Geſetze
und Puncte, mit beyder Partheyen Genehm-
haltung und Conſens, aufzurichten.

§. 23. Damit nun dergleichen Ort, in welchen
die Conferenzen gehalten werden ſollen, einen von
den Partheyen nicht verdaͤchtig ſey, ſo macht man
folgende Puncte aus: 1) wird die Buͤrgerſchafft
und der Rath eines ſolchen Orts, ſo lange die
Friedens-Conferentien waͤhren, vor neutral ge-
halten und declariret, 2) ſie der Pflicht erlaſſen,
mit welcher die Buͤrgerſchafft und der Rath ihren
Landes-Herrn verwand ſind, 3) iſt eine Guarni-

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[1435/1455] her haben die Mediateurs offt ihre liebe Noth, daß ſie ſolchen Weſen, zur Satisfaction beyder Partheyen, gehoͤriger Maſſen abhelffen. Die erſte Frage hierbey betrifft den Ort, wo der Convent gehalten werden ſoll. Und diß muß ein ſolcher ſeyn, der bey den Partheyen anſtaͤn- dig iſt, und ſich gantz neutral verhaͤlt. Da aber ſolches allerhand Difficultaͤten hat, und es den Partheyen nicht rathſam ſcheinet, ſich einen Ort anzuvertrauen, in welchen ſie nichts diſpo- niren, und in Anſehung ihrer Friedens-Confe- renzen in keiner Sache recht Ziel und Maaſſe ſetzen koͤnnen, ſondern als Privat-Perſonen un- ter eines andern Jurisdiction leben muͤſſen, ſo pflegen ſie lieber einen ſolchen zu erwehlen, der einen von beyden Partheyen zugehoͤret, und zu Vermeidung alles Argwohns gewiſſe Geſetze und Puncte, mit beyder Partheyen Genehm- haltung und Conſens, aufzurichten. §. 23. Damit nun dergleichen Ort, in welchen die Conferenzen gehalten werden ſollen, einen von den Partheyen nicht verdaͤchtig ſey, ſo macht man folgende Puncte aus: 1) wird die Buͤrgerſchafft und der Rath eines ſolchen Orts, ſo lange die Friedens-Conferentien waͤhren, vor neutral ge- halten und declariret, 2) ſie der Pflicht erlaſſen, mit welcher die Buͤrgerſchafft und der Rath ihren Landes-Herrn verwand ſind, 3) iſt eine Guarni- ſon

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1435. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1455>, abgerufen am 17.06.2024.