sie zu pflantzen, da zumahl wenig oder nur ein eintziges wäre, deßwegen nicht in Eigenwillig- keit verzärteln, zum öfftern nach ihrem Thun und Wesen zu fragen und ihnen selbst mit guten Exempeln vorzugehen. S. Seckendorffs teutschen Fürsten Staat p. 164.
§. 4. Gleichwie überhaupt die Furcht des HErrn der Weißheit Anfang ist, uud die Er- känntniß GOttes alle übrige menschliche Wis- senschafft und Künste zu übertreffen pflegt; Al- so ist bey der Erziehung eines Printzen vor al- len Dingen dahin zu sehen, daß er von Jugend auff nicht allein in den Grundsätzen der Reli- gion, darinnen er gebohren ist, gründlich unter- wiesen, sondern ihm auch die Lebens-Pflichten, die ihm von GOtt theils als einem Christen, theils auch als einem Printzen anbefohlen sind, beygebracht werden. Es sind ihm bey reiffen Judicio auch die Controversien der andern Religionen mit beyzubringen und mit bündigen Argumentis die Schwäche der falschen Reli- gions-Sätze zu zeigen, und er hingegen in der wahren seeligmachenden Religion hauptsäch- lich zu befestigen, damit er sich nicht theils auff seinen Reisen an solchen Orten, wo eine andere Religion dominans ist, theils auch sonst von in- differentistischen Leuten, die an den Höfen nicht rar sind, von allerley Wind der Lehre wie-
gen
ſie zu pflantzen, da zumahl wenig oder nur ein eintziges waͤre, deßwegen nicht in Eigenwillig- keit verzaͤrteln, zum oͤfftern nach ihrem Thun und Weſen zu fragen und ihnen ſelbſt mit guten Exempeln vorzugehen. S. Seckendorffs teutſchen Fuͤrſten Staat p. 164.
§. 4. Gleichwie uͤberhaupt die Furcht des HErrn der Weißheit Anfang iſt, uud die Er- kaͤnntniß GOttes alle uͤbrige menſchliche Wiſ- ſenſchafft und Kuͤnſte zu uͤbertreffen pflegt; Al- ſo iſt bey der Erziehung eines Printzen vor al- len Dingen dahin zu ſehen, daß er von Jugend auff nicht allein in den Grundſaͤtzen der Reli- gion, darinnen er gebohren iſt, gruͤndlich unter- wieſen, ſondern ihm auch die Lebens-Pflichten, die ihm von GOtt theils als einem Chriſten, theils auch als einem Printzen anbefohlen ſind, beygebracht werden. Es ſind ihm bey reiffen Judicio auch die Controverſien der andern Religionen mit beyzubringen und mit buͤndigen Argumentis die Schwaͤche der falſchen Reli- gions-Saͤtze zu zeigen, und er hingegen in der wahren ſeeligmachenden Religion hauptſaͤch- lich zu befeſtigen, damit er ſich nicht theils auff ſeinen Reiſen an ſolchen Orten, wo eine andere Religion dominans iſt, theils auch ſonſt von in- differentiſtiſchen Leuten, die an den Hoͤfen nicht rar ſind, von allerley Wind der Lehre wie-
gen
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ſie zu pflantzen, da zumahl wenig oder nur ein
eintziges waͤre, deßwegen nicht in Eigenwillig-
keit verzaͤrteln, zum oͤfftern nach ihrem Thun
und Weſen zu fragen und ihnen ſelbſt mit guten
Exempeln vorzugehen. S. Seckendorffs
teutſchen Fuͤrſten Staat p. 164.
§. 4. Gleichwie uͤberhaupt die Furcht des
HErrn der Weißheit Anfang iſt, uud die Er-
kaͤnntniß GOttes alle uͤbrige menſchliche Wiſ-
ſenſchafft und Kuͤnſte zu uͤbertreffen pflegt; Al-
ſo iſt bey der Erziehung eines Printzen vor al-
len Dingen dahin zu ſehen, daß er von Jugend
auff nicht allein in den Grundſaͤtzen der Reli-
gion, darinnen er gebohren iſt, gruͤndlich unter-
wieſen, ſondern ihm auch die Lebens-Pflichten,
die ihm von GOtt theils als einem Chriſten,
theils auch als einem Printzen anbefohlen ſind,
beygebracht werden. Es ſind ihm bey reiffen
Judicio auch die Controverſien der andern
Religionen mit beyzubringen und mit buͤndigen
Argumentis die Schwaͤche der falſchen Reli-
gions-Saͤtze zu zeigen, und er hingegen in der
wahren ſeeligmachenden Religion hauptſaͤch-
lich zu befeſtigen, damit er ſich nicht theils auff
ſeinen Reiſen an ſolchen Orten, wo eine andere
Religion dominans iſt, theils auch ſonſt von in-
differentiſtiſchen Leuten, die an den Hoͤfen
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/159>, abgerufen am 24.11.2024.
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