Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



in der Physic, so weit als sie einen Nutzen hätte,
gründlich und deutlich unterrichtet werden, daß
er von anderer Leute gethanen Vorschlägen
und gemachten oeconomischen Projecten ur-
theilen könte, ob sie wohl practicabel wären
oder nicht, und nicht in diesem Stücke mit frem-
den Augen und Ohren sehen und hören dürffe.
Er müste darbey die Cameral-Verfassungen
derer andern Höfe, so viel als deren nur zu be-
kommen wären, durchgehen und examiniren,
wie viel es sich appliciren lasse oder nicht. Jch
bin versichert, daß ein Printz, den GOtt sonst
natürliche capacität verliehen, (indem auch
hierbey ein Loth Mutterwitz mehr wieget, als ein
gantzer Centner durch der Leute Unterrichtung
zu wege gebrachten Witzes) vermittelst solcher
Anweisung geschickt werden wird, nicht allein
seine eigne Oeconomie wohl zu administriren,
sondern auch aller seiner Unterthanen ihre zu
reguliren und die Glückseeligkeit des Landes zu
wege zu bringen.

§. 16. Es ist eine unnöthige Sache, daß
ein Printz in den ausländischen und verwirrten
Römischen Rechten unterwiesen werde, son-
dern es ist schon gnug, wenn er in dem jure pro-
vinciali,
so in denjenigen Landen, darinnen er
einsten ein regierender Herr seyn wird, gültig
ist, information erlangt. Zu dem Ende ist ihm

in
K 4



in der Phyſic, ſo weit als ſie einen Nutzen haͤtte,
gruͤndlich und deutlich unterrichtet werden, daß
er von anderer Leute gethanen Vorſchlaͤgen
und gemachten oeconomiſchen Projecten ur-
theilen koͤnte, ob ſie wohl practicabel waͤren
oder nicht, und nicht in dieſem Stuͤcke mit frem-
den Augen und Ohren ſehen und hoͤren duͤrffe.
Er muͤſte darbey die Cameral-Verfaſſungen
derer andern Hoͤfe, ſo viel als deren nur zu be-
kommen waͤren, durchgehen und examiniren,
wie viel es ſich appliciren laſſe oder nicht. Jch
bin verſichert, daß ein Printz, den GOtt ſonſt
natuͤrliche capacitaͤt verliehen, (indem auch
hieꝛbey ein Loth Mutterwitz mehr wieget, als ein
gantzer Centner durch der Leute Unterrichtung
zu wege gebrachten Witzes) vermittelſt ſolcher
Anweiſung geſchickt werden wird, nicht allein
ſeine eigne Oeconomie wohl zu adminiſtriren,
ſondern auch aller ſeiner Unterthanen ihre zu
reguliren und die Gluͤckſeeligkeit des Landes zu
wege zu bringen.

§. 16. Es iſt eine unnoͤthige Sache, daß
ein Printz in den auslaͤndiſchen und verwirrten
Roͤmiſchen Rechten unterwieſen werde, ſon-
dern es iſt ſchon gnug, wenn er in dem jure pro-
vinciali,
ſo in denjenigen Landen, darinnen er
einſten ein regierender Herr ſeyn wird, guͤltig
iſt, information erlangt. Zu dem Ende iſt ihm

in
K 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0171" n="151"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> in der <hi rendition="#aq">Phy&#x017F;ic,</hi> &#x017F;o weit als &#x017F;ie einen Nutzen ha&#x0364;tte,<lb/>
gru&#x0364;ndlich und deutlich unterrichtet werden, daß<lb/>
er von anderer Leute gethanen Vor&#x017F;chla&#x0364;gen<lb/>
und gemachten <hi rendition="#aq">oeconomi</hi>&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Project</hi>en ur-<lb/>
theilen ko&#x0364;nte, ob &#x017F;ie wohl <hi rendition="#aq">practicabel</hi> wa&#x0364;ren<lb/>
oder nicht, und nicht in die&#x017F;em Stu&#x0364;cke mit frem-<lb/>
den Augen und Ohren &#x017F;ehen und ho&#x0364;ren du&#x0364;rffe.<lb/>
Er mu&#x0364;&#x017F;te darbey die <hi rendition="#aq">Cameral-</hi>Verfa&#x017F;&#x017F;ungen<lb/>
derer andern Ho&#x0364;fe, &#x017F;o viel als deren nur zu be-<lb/>
kommen wa&#x0364;ren, durchgehen und <hi rendition="#aq">examini</hi>ren,<lb/>
wie viel es &#x017F;ich <hi rendition="#aq">applici</hi>ren la&#x017F;&#x017F;e oder nicht. Jch<lb/>
bin ver&#x017F;ichert, daß ein Printz, den GOtt &#x017F;on&#x017F;t<lb/>
natu&#x0364;rliche <hi rendition="#aq">capaci</hi>ta&#x0364;t verliehen, (indem auch<lb/>
hie&#xA75B;bey ein Loth Mutterwitz mehr wieget, als ein<lb/>
gantzer Centner durch der Leute Unterrichtung<lb/>
zu wege gebrachten Witzes) vermittel&#x017F;t &#x017F;olcher<lb/>
Anwei&#x017F;ung ge&#x017F;chickt werden wird, nicht allein<lb/>
&#x017F;eine eigne <hi rendition="#aq">Oeconomie</hi> wohl zu <hi rendition="#aq">admini&#x017F;tri</hi>ren,<lb/>
&#x017F;ondern auch aller &#x017F;einer Unterthanen ihre zu<lb/><hi rendition="#aq">reguli</hi>ren und die Glu&#x0364;ck&#x017F;eeligkeit des Landes zu<lb/>
wege zu bringen.</p><lb/>
        <p>§. 16. Es i&#x017F;t eine unno&#x0364;thige Sache, daß<lb/>
ein Printz in den ausla&#x0364;ndi&#x017F;chen und verwirrten<lb/>
Ro&#x0364;mi&#x017F;chen Rechten unterwie&#x017F;en werde, &#x017F;on-<lb/>
dern es i&#x017F;t &#x017F;chon gnug, wenn er in dem <hi rendition="#aq">jure pro-<lb/>
vinciali,</hi> &#x017F;o in denjenigen Landen, darinnen er<lb/>
ein&#x017F;ten ein regierender Herr &#x017F;eyn wird, gu&#x0364;ltig<lb/>
i&#x017F;t, <hi rendition="#aq">information</hi> erlangt. Zu dem Ende i&#x017F;t ihm<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K 4</fw><fw place="bottom" type="catch">in</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[151/0171] in der Phyſic, ſo weit als ſie einen Nutzen haͤtte, gruͤndlich und deutlich unterrichtet werden, daß er von anderer Leute gethanen Vorſchlaͤgen und gemachten oeconomiſchen Projecten ur- theilen koͤnte, ob ſie wohl practicabel waͤren oder nicht, und nicht in dieſem Stuͤcke mit frem- den Augen und Ohren ſehen und hoͤren duͤrffe. Er muͤſte darbey die Cameral-Verfaſſungen derer andern Hoͤfe, ſo viel als deren nur zu be- kommen waͤren, durchgehen und examiniren, wie viel es ſich appliciren laſſe oder nicht. Jch bin verſichert, daß ein Printz, den GOtt ſonſt natuͤrliche capacitaͤt verliehen, (indem auch hieꝛbey ein Loth Mutterwitz mehr wieget, als ein gantzer Centner durch der Leute Unterrichtung zu wege gebrachten Witzes) vermittelſt ſolcher Anweiſung geſchickt werden wird, nicht allein ſeine eigne Oeconomie wohl zu adminiſtriren, ſondern auch aller ſeiner Unterthanen ihre zu reguliren und die Gluͤckſeeligkeit des Landes zu wege zu bringen. §. 16. Es iſt eine unnoͤthige Sache, daß ein Printz in den auslaͤndiſchen und verwirrten Roͤmiſchen Rechten unterwieſen werde, ſon- dern es iſt ſchon gnug, wenn er in dem jure pro- vinciali, ſo in denjenigen Landen, darinnen er einſten ein regierender Herr ſeyn wird, guͤltig iſt, information erlangt. Zu dem Ende iſt ihm in K 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/171
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/171>, abgerufen am 18.05.2024.