Printzen ein kurtzes Compendium, als wie den Pufendorff de Officio hominis & civis, durch- gehet, sondern er muß ihn bey allen specialen Objectis der Republic, z. e. in Ansehung des Krieges, des Friedens, der geistlichen Sachen der Straffen, der Aemter, der Jagd- und Forst-Sachen, der Flüsse, Bergwercks-Sa- chen, u. s. w. zeigen, was er dem natürlichen Recht und seiner Pflicht nach anordnen und verbieten solle, und was er darbey zulassen kön- ne oder nicht. Wenn er nun in den Principiis und Grund-Sätzen des natürlichen Rechts un- terrichtet, so muß ihm die Application auf die Landes-Gesetze und Observanzen gezeiget wer- den, damit er die Instituta der Menschen nach der gesunden Vernunfft beurtheilen lerne.
§. 18. Nach dem natürlichen Recht ist das Jus publicum nöthig. Daher müssen ihm von dem Hof-Meister aus denen Land-Tags, Reichs-Tags-Actis und andern Documenten, so etwa in den Archiven verwahret werden, ge- wisse Praecepta gegeben werden, immaßen die Schrifften, darinnen das jus speciale publi- cum besonderer Provintzen vorgestellet und ausgearbeitet wäre, gar sehr rar sind. Macht sich ein Printz die Verfassung des Landes bey Zeiten kundig, so ist ihm hernach solches, wenn er dereinst zur Regierung kömmt, eine sehr
grosse
Printzen ein kurtzes Compendium, als wie den Pufendorff de Officio hominis & civis, durch- gehet, ſondern er muß ihn bey allen ſpecialen Objectis der Republic, z. e. in Anſehung des Krieges, des Friedens, der geiſtlichen Sachen der Straffen, der Aemter, der Jagd- und Forſt-Sachen, der Fluͤſſe, Bergwercks-Sa- chen, u. ſ. w. zeigen, was er dem natuͤrlichen Recht und ſeiner Pflicht nach anordnen und verbieten ſolle, und was er darbey zulaſſen koͤn- ne oder nicht. Wenn er nun in den Principiis und Grund-Saͤtzen des natuͤrlichen Rechts un- terrichtet, ſo muß ihm die Application auf die Landes-Geſetze und Obſervanzen gezeiget wer- den, damit er die Inſtituta der Menſchen nach der geſunden Vernunfft beurtheilen lerne.
§. 18. Nach dem natuͤrlichen Recht iſt das Jus publicum noͤthig. Daher muͤſſen ihm von dem Hof-Meiſter aus denen Land-Tags, Reichs-Tags-Actis und andern Documenten, ſo etwa in den Archiven verwahret werden, ge- wiſſe Præcepta gegeben werden, immaßen die Schrifften, darinnen das jus ſpeciale publi- cum beſonderer Provintzen vorgeſtellet und ausgearbeitet waͤre, gar ſehr rar ſind. Macht ſich ein Printz die Verfaſſung des Landes bey Zeiten kundig, ſo iſt ihm hernach ſolches, wenn er dereinſt zur Regierung koͤmmt, eine ſehr
groſſe
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0175"n="155"/><fwplace="top"type="header"><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/></fw> Printzen ein kurtzes <hirendition="#aq">Compendium,</hi> als wie den<lb/><hirendition="#aq">Pufendorff de Officio hominis & civis,</hi> durch-<lb/>
gehet, ſondern er muß ihn bey allen <hirendition="#aq">ſpecial</hi>en<lb/><hirendition="#aq">Objectis</hi> der Republic, z. e. in Anſehung des<lb/>
Krieges, des Friedens, der geiſtlichen Sachen<lb/>
der Straffen, der Aemter, der Jagd- und<lb/>
Forſt-Sachen, der Fluͤſſe, Bergwercks-Sa-<lb/>
chen, u. ſ. w. zeigen, was er dem natuͤrlichen<lb/>
Recht und ſeiner Pflicht nach anordnen und<lb/>
verbieten ſolle, und was er darbey zulaſſen koͤn-<lb/>
ne oder nicht. Wenn er nun in den <hirendition="#aq">Principiis</hi><lb/>
und Grund-Saͤtzen des natuͤrlichen Rechts un-<lb/>
terrichtet, ſo muß ihm die <hirendition="#aq">Application</hi> auf die<lb/>
Landes-Geſetze und <hirendition="#aq">Obſervanz</hi>en gezeiget wer-<lb/>
den, damit er die <hirendition="#aq">Inſtituta</hi> der Menſchen nach<lb/>
der geſunden Vernunfft beurtheilen lerne.</p><lb/><p>§. 18. Nach dem natuͤrlichen Recht iſt das<lb/><hirendition="#aq">Jus publicum</hi> noͤthig. Daher muͤſſen ihm von<lb/>
dem Hof-Meiſter aus denen Land-Tags,<lb/>
Reichs-Tags-<hirendition="#aq">Actis</hi> und andern <hirendition="#aq">Document</hi>en,<lb/>ſo etwa in den <hirendition="#aq">Archiv</hi>en verwahret werden, ge-<lb/>
wiſſe <hirendition="#aq">Præcepta</hi> gegeben werden, immaßen die<lb/>
Schrifften, darinnen das <hirendition="#aq">jus ſpeciale publi-<lb/>
cum</hi> beſonderer Provintzen vorgeſtellet und<lb/>
ausgearbeitet waͤre, gar ſehr rar ſind. Macht<lb/>ſich ein Printz die Verfaſſung des Landes bey<lb/>
Zeiten kundig, ſo iſt ihm hernach ſolches, wenn<lb/>
er dereinſt zur Regierung koͤmmt, eine ſehr<lb/><fwplace="bottom"type="catch">groſſe</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[155/0175]
Printzen ein kurtzes Compendium, als wie den
Pufendorff de Officio hominis & civis, durch-
gehet, ſondern er muß ihn bey allen ſpecialen
Objectis der Republic, z. e. in Anſehung des
Krieges, des Friedens, der geiſtlichen Sachen
der Straffen, der Aemter, der Jagd- und
Forſt-Sachen, der Fluͤſſe, Bergwercks-Sa-
chen, u. ſ. w. zeigen, was er dem natuͤrlichen
Recht und ſeiner Pflicht nach anordnen und
verbieten ſolle, und was er darbey zulaſſen koͤn-
ne oder nicht. Wenn er nun in den Principiis
und Grund-Saͤtzen des natuͤrlichen Rechts un-
terrichtet, ſo muß ihm die Application auf die
Landes-Geſetze und Obſervanzen gezeiget wer-
den, damit er die Inſtituta der Menſchen nach
der geſunden Vernunfft beurtheilen lerne.
§. 18. Nach dem natuͤrlichen Recht iſt das
Jus publicum noͤthig. Daher muͤſſen ihm von
dem Hof-Meiſter aus denen Land-Tags,
Reichs-Tags-Actis und andern Documenten,
ſo etwa in den Archiven verwahret werden, ge-
wiſſe Præcepta gegeben werden, immaßen die
Schrifften, darinnen das jus ſpeciale publi-
cum beſonderer Provintzen vorgeſtellet und
ausgearbeitet waͤre, gar ſehr rar ſind. Macht
ſich ein Printz die Verfaſſung des Landes bey
Zeiten kundig, ſo iſt ihm hernach ſolches, wenn
er dereinſt zur Regierung koͤmmt, eine ſehr
groſſe
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/175>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.