Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



riorum in Teutschland wird die Succeslion in-
sonderheit den Teutschen, hernach aber auch den
Longobardischen Lehn-Rechten nach ausgema-
chet, in soweit nemlich beyde Rechte sich auf die
teutschen Provintzen appliciren lassen. Jn-
zwischen ist nicht zu läugnen, daß nicht auch biß-
weilen sowohl wegen des Concourses solcher
Rechte, wenn sie zusammen kommen, als auch
Ermanglung gnugsamer Decision und unver-
änderten Beschaffenheit der Gebiethe unge-
wisse und zweifelhaffte Fragen vorfallen.

§. 10. Anbelangende die succedirenden
Personen, so succediren dem alten Lehn-Recht
nach in den Lehn-Gütern (1.) die von dem er-
sten Acquirenten abstammen, (2.) die aus
einem rechtmäßigen Ehe-Bette erzeuget, (3.)
zu Krieges-Diensten geschickt sind, und (4.)
von denen, die von einem entferntern Grade sind,
ihren Ursprung herleiten. Gleichwie nun biß-
weilen diejenigen, so sonst zur Lehns-Succession
fähig wären, durch ein Pactum oder begange-
nes Verbrechen ausgeschlossen, also werden
auch im Gegentheil die untüchtigen durch eine
besondere Convention admittiret, wie solches
in dem Lehn-Rechte mit mehrern ausgeführet
wird.

§. 10. Ob nun aber diese Requisita bey
den Landes-Fürstlichen Successionen Statt

haben,



riorum in Teutſchland wird die Succeslion in-
ſonderheit den Teutſchen, hernach aber auch den
Longobardiſchen Lehn-Rechten nach ausgema-
chet, in ſoweit nemlich beyde Rechte ſich auf die
teutſchen Provintzen appliciren laſſen. Jn-
zwiſchen iſt nicht zu laͤugnen, daß nicht auch biß-
weilen ſowohl wegen des Concourſes ſolcher
Rechte, wenn ſie zuſammen kommen, als auch
Ermanglung gnugſamer Deciſion und unver-
aͤnderten Beſchaffenheit der Gebiethe unge-
wiſſe und zweifelhaffte Fragen vorfallen.

§. 10. Anbelangende die ſuccedirenden
Perſonen, ſo ſuccediren dem alten Lehn-Recht
nach in den Lehn-Guͤtern (1.) die von dem er-
ſten Acquirenten abſtammen, (2.) die aus
einem rechtmaͤßigen Ehe-Bette erzeuget, (3.)
zu Krieges-Dienſten geſchickt ſind, und (4.)
von denen, die von einem entferntern Grade ſind,
ihren Urſprung herleiten. Gleichwie nun biß-
weilen diejenigen, ſo ſonſt zur Lehns-Succeſſion
faͤhig waͤren, durch ein Pactum oder begange-
nes Verbrechen ausgeſchloſſen, alſo werden
auch im Gegentheil die untuͤchtigen durch eine
beſondere Convention admittiret, wie ſolches
in dem Lehn-Rechte mit mehrern ausgefuͤhret
wird.

§. 10. Ob nun aber dieſe Requiſita bey
den Landes-Fuͤrſtlichen Succeſſionen Statt

haben,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0234" n="214"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw><hi rendition="#aq">riorum</hi> in Teut&#x017F;chland wird die <hi rendition="#aq">Succeslion</hi> in-<lb/>
&#x017F;onderheit den Teut&#x017F;chen, hernach aber auch den<lb/>
Longobardi&#x017F;chen Lehn-Rechten nach ausgema-<lb/>
chet, in &#x017F;oweit nemlich beyde Rechte &#x017F;ich auf die<lb/>
teut&#x017F;chen Provintzen <hi rendition="#aq">applicir</hi>en la&#x017F;&#x017F;en. Jn-<lb/>
zwi&#x017F;chen i&#x017F;t nicht zu la&#x0364;ugnen, daß nicht auch biß-<lb/>
weilen &#x017F;owohl wegen des <hi rendition="#aq">Concour&#x017F;es</hi> &#x017F;olcher<lb/>
Rechte, wenn &#x017F;ie zu&#x017F;ammen kommen, als auch<lb/>
Ermanglung gnug&#x017F;amer <hi rendition="#aq">Deci&#x017F;ion</hi> und unver-<lb/>
a&#x0364;nderten Be&#x017F;chaffenheit der Gebiethe unge-<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;e und zweifelhaffte Fragen vorfallen.</p><lb/>
        <p>§. 10. Anbelangende die <hi rendition="#aq">&#x017F;uccedi</hi>renden<lb/>
Per&#x017F;onen, &#x017F;o <hi rendition="#aq">&#x017F;uccedir</hi>en dem alten Lehn-Recht<lb/>
nach in den Lehn-Gu&#x0364;tern (1.) die von dem er-<lb/>
&#x017F;ten <hi rendition="#aq">Acquirent</hi>en ab&#x017F;tammen, (2.) die aus<lb/>
einem rechtma&#x0364;ßigen Ehe-Bette erzeuget, (3.)<lb/>
zu Krieges-Dien&#x017F;ten ge&#x017F;chickt &#x017F;ind, und (4.)<lb/>
von denen, die von einem entferntern <hi rendition="#aq">Grade</hi> &#x017F;ind,<lb/>
ihren Ur&#x017F;prung herleiten. Gleichwie nun biß-<lb/>
weilen diejenigen, &#x017F;o &#x017F;on&#x017F;t zur Lehns-<hi rendition="#aq">Succe&#x017F;&#x017F;ion</hi><lb/>
fa&#x0364;hig wa&#x0364;ren, durch ein <hi rendition="#aq">Pactum</hi> oder begange-<lb/>
nes Verbrechen ausge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en, al&#x017F;o werden<lb/>
auch im Gegentheil die untu&#x0364;chtigen durch eine<lb/>
be&#x017F;ondere <hi rendition="#aq">Convention admitti</hi>ret, wie &#x017F;olches<lb/>
in dem Lehn-Rechte mit mehrern ausgefu&#x0364;hret<lb/>
wird.</p><lb/>
        <p>§. 10. Ob nun aber die&#x017F;e <hi rendition="#aq">Requi&#x017F;ita</hi> bey<lb/>
den Landes-Fu&#x0364;r&#x017F;tlichen <hi rendition="#aq">Succe&#x017F;&#x017F;ion</hi>en Statt<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">haben,</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[214/0234] riorum in Teutſchland wird die Succeslion in- ſonderheit den Teutſchen, hernach aber auch den Longobardiſchen Lehn-Rechten nach ausgema- chet, in ſoweit nemlich beyde Rechte ſich auf die teutſchen Provintzen appliciren laſſen. Jn- zwiſchen iſt nicht zu laͤugnen, daß nicht auch biß- weilen ſowohl wegen des Concourſes ſolcher Rechte, wenn ſie zuſammen kommen, als auch Ermanglung gnugſamer Deciſion und unver- aͤnderten Beſchaffenheit der Gebiethe unge- wiſſe und zweifelhaffte Fragen vorfallen. §. 10. Anbelangende die ſuccedirenden Perſonen, ſo ſuccediren dem alten Lehn-Recht nach in den Lehn-Guͤtern (1.) die von dem er- ſten Acquirenten abſtammen, (2.) die aus einem rechtmaͤßigen Ehe-Bette erzeuget, (3.) zu Krieges-Dienſten geſchickt ſind, und (4.) von denen, die von einem entferntern Grade ſind, ihren Urſprung herleiten. Gleichwie nun biß- weilen diejenigen, ſo ſonſt zur Lehns-Succeſſion faͤhig waͤren, durch ein Pactum oder begange- nes Verbrechen ausgeſchloſſen, alſo werden auch im Gegentheil die untuͤchtigen durch eine beſondere Convention admittiret, wie ſolches in dem Lehn-Rechte mit mehrern ausgefuͤhret wird. §. 10. Ob nun aber dieſe Requiſita bey den Landes-Fuͤrſtlichen Succeſſionen Statt haben,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/234
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/234>, abgerufen am 21.11.2024.