Herrn Prof. Böhmers Introd. in Jus publ. univers. P. spec. Lib. I. Cap. I.
§. 2. Joh. Fried. Hornius de Civit. c. 4. §. 6. nennet eine Republic oder ein entstanden Reich ein Werck der Natur, die durch gantz na- türliche Ordnung und nothwendige Verknüpf- fung etabiliret worden. Es wäre nemlich das erste Paar Menschen, von welchen alle Ge- schlechter abstammen, durch eheliche Liebe mit einander vereiniget worden, diese hätten Kin- der zusammen gezeuget, und diese Kinder wä- ren mit ihren Eltern in einer Societät geblie- ben. Diese Familien hätten nun wieder an- dere gezeuget, und auch unterschiedene Bedien- te nöthig gehabt, die von ihnen dependiret hätten, und also wären durch diese Verwand- schafften, die immer sich weiter extendiret ge- habt und neues Wachsthum bekommen, neue Colonien entstanden, biß sie endlich so starck ge- west wären, daß sie eine Stadt besetzen und ei- ne Republic constituiren können. Dieses al- les hätte die eingepflantzte Liebe zur Societät, die durch die neue Bluts-Freundschafft und Schwägerschafft, die lieber bey den ihrigen, denn bey fremden Leuten wohnen wollen, ver- mehret worden, zuwege gebracht. Er meinet, das Vorgeben einiger Gelehrten, als ob die er- steren Menschen in den weiten Wäldern und
wüsten
Herrn Prof. Boͤhmers Introd. in Jus publ. univerſ. P. ſpec. Lib. I. Cap. I.
§. 2. Joh. Fried. Hornius de Civit. c. 4. §. 6. nennet eine Republic oder ein entſtanden Reich ein Werck der Natur, die durch gantz na- tuͤrliche Ordnung und nothwendige Verknuͤpf- fung etabiliret worden. Es waͤre nemlich das erſte Paar Menſchen, von welchen alle Ge- ſchlechter abſtammen, durch eheliche Liebe mit einander vereiniget worden, dieſe haͤtten Kin- der zuſammen gezeuget, und dieſe Kinder waͤ- ren mit ihren Eltern in einer Societaͤt geblie- ben. Dieſe Familien haͤtten nun wieder an- dere gezeuget, und auch unterſchiedene Bedien- te noͤthig gehabt, die von ihnen dependiret haͤtten, und alſo waͤren durch dieſe Verwand- ſchafften, die immer ſich weiter extendiret ge- habt und neues Wachsthum bekommen, neue Colonien entſtanden, biß ſie endlich ſo ſtarck ge- weſt waͤren, daß ſie eine Stadt beſetzen und ei- ne Republic conſtituiren koͤnnen. Dieſes al- les haͤtte die eingepflantzte Liebe zur Societaͤt, die durch die neue Bluts-Freundſchafft und Schwaͤgerſchafft, die lieber bey den ihrigen, denn bey fremden Leuten wohnen wollen, ver- mehret worden, zuwege gebracht. Er meinet, das Vorgeben einiger Gelehrten, als ob die er- ſteren Menſchen in den weiten Waͤldern und
wuͤſten
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Herrn Prof. Boͤhmers Introd. in Jus publ.
univerſ. P. ſpec. Lib. I. Cap. I.
§. 2. Joh. Fried. Hornius de Civit. c. 4.
§. 6. nennet eine Republic oder ein entſtanden
Reich ein Werck der Natur, die durch gantz na-
tuͤrliche Ordnung und nothwendige Verknuͤpf-
fung etabiliret worden. Es waͤre nemlich das
erſte Paar Menſchen, von welchen alle Ge-
ſchlechter abſtammen, durch eheliche Liebe mit
einander vereiniget worden, dieſe haͤtten Kin-
der zuſammen gezeuget, und dieſe Kinder waͤ-
ren mit ihren Eltern in einer Societaͤt geblie-
ben. Dieſe Familien haͤtten nun wieder an-
dere gezeuget, und auch unterſchiedene Bedien-
te noͤthig gehabt, die von ihnen dependiret
haͤtten, und alſo waͤren durch dieſe Verwand-
ſchafften, die immer ſich weiter extendiret ge-
habt und neues Wachsthum bekommen, neue
Colonien entſtanden, biß ſie endlich ſo ſtarck ge-
weſt waͤren, daß ſie eine Stadt beſetzen und ei-
ne Republic conſtituiren koͤnnen. Dieſes al-
les haͤtte die eingepflantzte Liebe zur Societaͤt,
die durch die neue Bluts-Freundſchafft und
Schwaͤgerſchafft, die lieber bey den ihrigen,
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/260>, abgerufen am 21.11.2024.
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