Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



liessen, nach vorher durch ein Landes-Gesetze
beschehener Warnung, damit sie nicht die Un-
wissenheit vorschützen könten, ernstlich bestraf-
fen, auf daß andere nicht durch sie verführet
würden. Es sind solche Leute denen eine Re-
ligion ist wie die andere, dem Atheismo ge-
wißlich sehr nahe, und ist dahero auf ihre Reden
und Actiones wohl Acht zu haben.

§. 39. Es ist die rechtgläubige Kirche
GOttes iederzeit von Jrrgläubigen und Ke-
tzern angefochten worden, und haben hohe Lan-
des-Obrigkeiten, samt treuen Lehrern und Pre-
digern, auch sonderlich in den heutigen Zeiten,
billig hohe Ursache, dißfalls vigilant zu seyn.
Es ist aber die Ketzerey nichts anders, als ein
Fehler des Verstandes eines Menschen, der
boßhaffter und muthwilliger Weise in den
Haupt-Articuln der Christlichen Glaubens-
Lehre irret, und diesen seinen Jrrthum öffent-
lich ausbreitet und vertheidiget, und daher ist
die hohe Landes-Obrigkeit allerdings befugt,
die Propolation und Vertheidigung solcher
groben Fehler zu bestraffen. Denn es sind
die Ketzer vermögend, die Ehre GOttes zu krän-
cken, die Seelen der Unterthanen in schädliche
Jrrthümer zu leiten und in der Republic Un-
ordnung zu erwecken. Nun stehen zwar eini-
ge Politici in den Gedancken, es könne kein

Ketzer



lieſſen, nach vorher durch ein Landes-Geſetze
beſchehener Warnung, damit ſie nicht die Un-
wiſſenheit vorſchuͤtzen koͤnten, ernſtlich beſtraf-
fen, auf daß andere nicht durch ſie verfuͤhret
wuͤrden. Es ſind ſolche Leute denen eine Re-
ligion iſt wie die andere, dem Atheiſmo ge-
wißlich ſehr nahe, und iſt dahero auf ihre Reden
und Actiones wohl Acht zu haben.

§. 39. Es iſt die rechtglaͤubige Kirche
GOttes iederzeit von Jrrglaͤubigen und Ke-
tzern angefochten worden, und haben hohe Lan-
des-Obrigkeiten, ſamt treuen Lehrern und Pre-
digern, auch ſonderlich in den heutigen Zeiten,
billig hohe Urſache, dißfalls vigilant zu ſeyn.
Es iſt aber die Ketzerey nichts anders, als ein
Fehler des Verſtandes eines Menſchen, der
boßhaffter und muthwilliger Weiſe in den
Haupt-Articuln der Chriſtlichen Glaubens-
Lehre irret, und dieſen ſeinen Jrrthum oͤffent-
lich ausbreitet und vertheidiget, und daher iſt
die hohe Landes-Obrigkeit allerdings befugt,
die Propolation und Vertheidigung ſolcher
groben Fehler zu beſtraffen. Denn es ſind
die Ketzer vermoͤgend, die Ehre GOttes zu kraͤn-
cken, die Seelen der Unterthanen in ſchaͤdliche
Jrrthuͤmer zu leiten und in der Republic Un-
ordnung zu erwecken. Nun ſtehen zwar eini-
ge Politici in den Gedancken, es koͤnne kein

Ketzer
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0312" n="292"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> lie&#x017F;&#x017F;en, nach vorher durch ein Landes-Ge&#x017F;etze<lb/>
be&#x017F;chehener Warnung, damit &#x017F;ie nicht die Un-<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;enheit vor&#x017F;chu&#x0364;tzen ko&#x0364;nten, ern&#x017F;tlich be&#x017F;traf-<lb/>
fen, auf daß andere nicht durch &#x017F;ie verfu&#x0364;hret<lb/>
wu&#x0364;rden. Es &#x017F;ind &#x017F;olche Leute denen eine Re-<lb/>
ligion i&#x017F;t wie die andere, dem <hi rendition="#aq">Athei&#x017F;mo</hi> ge-<lb/>
wißlich &#x017F;ehr nahe, und i&#x017F;t dahero auf ihre Reden<lb/>
und <hi rendition="#aq">Actiones</hi> wohl Acht zu haben.</p><lb/>
        <p>§. 39. Es i&#x017F;t die rechtgla&#x0364;ubige Kirche<lb/>
GOttes iederzeit von Jrrgla&#x0364;ubigen und Ke-<lb/>
tzern angefochten worden, und haben hohe Lan-<lb/>
des-Obrigkeiten, &#x017F;amt treuen Lehrern und Pre-<lb/>
digern, auch &#x017F;onderlich in den heutigen Zeiten,<lb/>
billig hohe Ur&#x017F;ache, dißfalls <hi rendition="#aq">vigilant</hi> zu &#x017F;eyn.<lb/>
Es i&#x017F;t aber die Ketzerey nichts anders, als ein<lb/>
Fehler des Ver&#x017F;tandes eines Men&#x017F;chen, der<lb/>
boßhaffter und muthwilliger Wei&#x017F;e in den<lb/>
Haupt-Articuln der Chri&#x017F;tlichen Glaubens-<lb/>
Lehre irret, und die&#x017F;en &#x017F;einen Jrrthum o&#x0364;ffent-<lb/>
lich ausbreitet und vertheidiget, und daher i&#x017F;t<lb/>
die hohe Landes-Obrigkeit allerdings befugt,<lb/>
die <hi rendition="#aq">Propolation</hi> und Vertheidigung &#x017F;olcher<lb/>
groben Fehler zu be&#x017F;traffen. Denn es &#x017F;ind<lb/>
die Ketzer vermo&#x0364;gend, die Ehre GOttes zu kra&#x0364;n-<lb/>
cken, die Seelen der Unterthanen in &#x017F;cha&#x0364;dliche<lb/>
Jrrthu&#x0364;mer zu leiten und in der <hi rendition="#aq">Republic</hi> Un-<lb/>
ordnung zu erwecken. Nun &#x017F;tehen zwar eini-<lb/>
ge <hi rendition="#aq">Politici</hi> in den Gedancken, es ko&#x0364;nne kein<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Ketzer</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[292/0312] lieſſen, nach vorher durch ein Landes-Geſetze beſchehener Warnung, damit ſie nicht die Un- wiſſenheit vorſchuͤtzen koͤnten, ernſtlich beſtraf- fen, auf daß andere nicht durch ſie verfuͤhret wuͤrden. Es ſind ſolche Leute denen eine Re- ligion iſt wie die andere, dem Atheiſmo ge- wißlich ſehr nahe, und iſt dahero auf ihre Reden und Actiones wohl Acht zu haben. §. 39. Es iſt die rechtglaͤubige Kirche GOttes iederzeit von Jrrglaͤubigen und Ke- tzern angefochten worden, und haben hohe Lan- des-Obrigkeiten, ſamt treuen Lehrern und Pre- digern, auch ſonderlich in den heutigen Zeiten, billig hohe Urſache, dißfalls vigilant zu ſeyn. Es iſt aber die Ketzerey nichts anders, als ein Fehler des Verſtandes eines Menſchen, der boßhaffter und muthwilliger Weiſe in den Haupt-Articuln der Chriſtlichen Glaubens- Lehre irret, und dieſen ſeinen Jrrthum oͤffent- lich ausbreitet und vertheidiget, und daher iſt die hohe Landes-Obrigkeit allerdings befugt, die Propolation und Vertheidigung ſolcher groben Fehler zu beſtraffen. Denn es ſind die Ketzer vermoͤgend, die Ehre GOttes zu kraͤn- cken, die Seelen der Unterthanen in ſchaͤdliche Jrrthuͤmer zu leiten und in der Republic Un- ordnung zu erwecken. Nun ſtehen zwar eini- ge Politici in den Gedancken, es koͤnne kein Ketzer

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/312
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/312>, abgerufen am 01.06.2024.