Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



Studiosis aus denen entfremdesten Orten her
besuchet wird, sondern es hat auch wegen der
im vorhergehenden §. angeführten Raison die
Landes-Fürstl. Renth-Cammer guten Nutzen
hiervon zu verhoffen, und ist der Unterscheid auf
solchen Universitäten, wo berühmte Leute anzu-
treffen, und wo derselben nicht gar viel zu fin-
den, gar sehr mercklich.

§. 5. Es ist mehr als zu bekannt, daß auff
den Universitäten gar viel Professores ordina-
rii
gefunden werden, die ihre Lectiones publi-
cas
so anstellen, daß die wenigsten Studiosi das-
jenige, was ihnen bey dieser oder jener Wis-
senschafft zu lernen nöthig, daraus vollkommen
fassen können, sondern die meisten genöthiget
werden, Collegia privata nach zu halten, und
dasjenige, was sie der intention der Landes-
Herren nach umsonst lernen solten und könten,
vor ihr baares Geld bezahlen müssen. Je
mehr Geld sie vor das Collegium geben, desto
getreuere und deutlichere Anweisung haben sie
zu erwarten. Gleichwie aber die Professo-
res ordinarii
ihre Besoldung von den Landes-
Herrschafften davor bekommen, daß sie die
Studiosos in denen einem jeden zur Lection
anbefohlenen Scienzen unterrichten; Also sol-
ten sie billig zu der Zeit, wenn sie ihre Profes-
siones
antreten, eydlich angeloben, daß sie die

Lectio-
C c



Studioſis aus denen entfremdeſten Orten her
beſuchet wird, ſondern es hat auch wegen der
im vorhergehenden §. angefuͤhrten Raiſon die
Landes-Fuͤrſtl. Renth-Cammer guten Nutzen
hiervon zu verhoffen, und iſt der Unterſcheid auf
ſolchen Univerſitaͤten, wo beruͤhmte Leute anzu-
treffen, und wo derſelben nicht gar viel zu fin-
den, gar ſehr mercklich.

§. 5. Es iſt mehr als zu bekannt, daß auff
den Univerſitaͤten gar viel Profeſſores ordina-
rii
gefunden werden, die ihre Lectiones publi-
cas
ſo anſtellen, daß die wenigſten Studioſi das-
jenige, was ihnen bey dieſer oder jener Wiſ-
ſenſchafft zu lernen noͤthig, daraus vollkommen
faſſen koͤnnen, ſondern die meiſten genoͤthiget
werden, Collegia privata nach zu halten, und
dasjenige, was ſie der intention der Landes-
Herren nach umſonſt lernen ſolten und koͤnten,
vor ihr baares Geld bezahlen muͤſſen. Je
mehr Geld ſie vor das Collegium geben, deſto
getreuere und deutlichere Anweiſung haben ſie
zu erwarten. Gleichwie aber die Profeſſo-
res ordinarii
ihre Beſoldung von den Landes-
Herrſchafften davor bekommen, daß ſie die
Studioſos in denen einem jeden zur Lection
anbefohlenen Scienzen unterrichten; Alſo ſol-
ten ſie billig zu der Zeit, wenn ſie ihre Profes-
ſiones
antreten, eydlich angeloben, daß ſie die

Lectio-
C c
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0421" n="401"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw><hi rendition="#aq">Studio&#x017F;is</hi> aus denen entfremde&#x017F;ten Orten her<lb/>
be&#x017F;uchet wird, &#x017F;ondern es hat auch wegen der<lb/>
im vorhergehenden §. angefu&#x0364;hrten <hi rendition="#aq">Rai&#x017F;on</hi> die<lb/>
Landes-Fu&#x0364;r&#x017F;tl. Renth-Cammer guten Nutzen<lb/>
hiervon zu verhoffen, und i&#x017F;t der Unter&#x017F;cheid auf<lb/>
&#x017F;olchen Univer&#x017F;ita&#x0364;ten, wo beru&#x0364;hmte Leute anzu-<lb/>
treffen, und wo der&#x017F;elben nicht gar viel zu fin-<lb/>
den, gar &#x017F;ehr mercklich.</p><lb/>
        <p>§. 5. Es i&#x017F;t mehr als zu bekannt, daß auff<lb/>
den Univer&#x017F;ita&#x0364;ten gar viel <hi rendition="#aq">Profe&#x017F;&#x017F;ores ordina-<lb/>
rii</hi> gefunden werden, die ihre <hi rendition="#aq">Lectiones publi-<lb/>
cas</hi> &#x017F;o an&#x017F;tellen, daß die wenig&#x017F;ten <hi rendition="#aq">Studio&#x017F;i</hi> das-<lb/>
jenige, was ihnen bey die&#x017F;er oder jener Wi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en&#x017F;chafft zu lernen no&#x0364;thig, daraus vollkommen<lb/>
fa&#x017F;&#x017F;en ko&#x0364;nnen, &#x017F;ondern die mei&#x017F;ten geno&#x0364;thiget<lb/>
werden, <hi rendition="#aq">Collegia privata</hi> nach zu halten, und<lb/>
dasjenige, was &#x017F;ie der <hi rendition="#aq">intention</hi> der Landes-<lb/>
Herren nach um&#x017F;on&#x017F;t lernen &#x017F;olten und ko&#x0364;nten,<lb/>
vor ihr baares Geld bezahlen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Je<lb/>
mehr Geld &#x017F;ie vor das <hi rendition="#aq">Collegium</hi> geben, de&#x017F;to<lb/>
getreuere und deutlichere Anwei&#x017F;ung haben &#x017F;ie<lb/>
zu erwarten. Gleichwie aber die <hi rendition="#aq">Profe&#x017F;&#x017F;o-<lb/>
res ordinarii</hi> ihre Be&#x017F;oldung von den Landes-<lb/>
Herr&#x017F;chafften davor bekommen, daß &#x017F;ie die<lb/><hi rendition="#aq">Studio&#x017F;os</hi> in denen einem jeden zur <hi rendition="#aq">Lection</hi><lb/>
anbefohlenen <hi rendition="#aq">Scienz</hi>en unterrichten; Al&#x017F;o &#x017F;ol-<lb/>
ten &#x017F;ie billig zu der Zeit, wenn &#x017F;ie ihre <hi rendition="#aq">Profes-<lb/>
&#x017F;iones</hi> antreten, eydlich angeloben, daß &#x017F;ie die<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">C c</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">Lectio-</hi></fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[401/0421] Studioſis aus denen entfremdeſten Orten her beſuchet wird, ſondern es hat auch wegen der im vorhergehenden §. angefuͤhrten Raiſon die Landes-Fuͤrſtl. Renth-Cammer guten Nutzen hiervon zu verhoffen, und iſt der Unterſcheid auf ſolchen Univerſitaͤten, wo beruͤhmte Leute anzu- treffen, und wo derſelben nicht gar viel zu fin- den, gar ſehr mercklich. §. 5. Es iſt mehr als zu bekannt, daß auff den Univerſitaͤten gar viel Profeſſores ordina- rii gefunden werden, die ihre Lectiones publi- cas ſo anſtellen, daß die wenigſten Studioſi das- jenige, was ihnen bey dieſer oder jener Wiſ- ſenſchafft zu lernen noͤthig, daraus vollkommen faſſen koͤnnen, ſondern die meiſten genoͤthiget werden, Collegia privata nach zu halten, und dasjenige, was ſie der intention der Landes- Herren nach umſonſt lernen ſolten und koͤnten, vor ihr baares Geld bezahlen muͤſſen. Je mehr Geld ſie vor das Collegium geben, deſto getreuere und deutlichere Anweiſung haben ſie zu erwarten. Gleichwie aber die Profeſſo- res ordinarii ihre Beſoldung von den Landes- Herrſchafften davor bekommen, daß ſie die Studioſos in denen einem jeden zur Lection anbefohlenen Scienzen unterrichten; Alſo ſol- ten ſie billig zu der Zeit, wenn ſie ihre Profes- ſiones antreten, eydlich angeloben, daß ſie die Lectio- C c

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/421
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 401. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/421>, abgerufen am 16.07.2024.