solches dem Professori moralium zukommt, glaube auch, daß fleißige Professores nicht un- terlassen, in ihren Collegiis politicis allerhand oeconomische Observationes mit einzumi- schen, kan mir aber nicht concipiren, daß ein Mann Zeit und Gelegenheit haben solte, mit Nutzen diese drey Wissenschafften, von welchen eine iedwede an und vor sich selbst sehr weit- läufftig ist, seinen Auditoribus vollständig zu erklären. Es hat einer gnug mit der Staats- und Sitten-Lehre zu thun. Einige wenige aus Büchern genommene praecepta oecono- mica machen es nicht aus, sondern wer einen gantzen Cursu[m] oeconomicum, sowohl der Oeconomiae publicae als privatae, Stadt- und Landes-Wirthschafft lehren will, muß gewiß nicht viel anders darbey zu thun haben, sonsten wird Unordnung draus. Und überdiß ist es nicht eines iedweden Professoris Moralium Werck, die Oeconomicam zu dociren, weil er nicht dabey Herkommens, und es ihn an der hierzu gehörigen Geschicklichkeit und Erfah- rung ermangeln würde.
§. 15. Daß aber unterschiedene gelehrte Leute mit mir gleicher Gedancken, ist aus fol- genden zu ersehen. Morhoff sagt in dem 3. Buche des III. Tomi seines Polyhistoris: Die oeconomischen Lehren find bey mir in solchen
Anse-
ſolches dem Profeſſori moralium zukommt, glaube auch, daß fleißige Profeſſores nicht un- terlaſſen, in ihren Collegiis politicis allerhand œconomiſche Obſervationes mit einzumi- ſchen, kan mir aber nicht concipiren, daß ein Mann Zeit und Gelegenheit haben ſolte, mit Nutzen dieſe drey Wiſſenſchafften, von welchen eine iedwede an und vor ſich ſelbſt ſehr weit- laͤufftig iſt, ſeinen Auditoribus vollſtaͤndig zu erklaͤren. Es hat einer gnug mit der Staats- und Sitten-Lehre zu thun. Einige wenige aus Buͤchern genommene præcepta œcono- mica machen es nicht aus, ſondern wer einen gantzen Curſu[m] œconomicum, ſowohl der Oeconomiæ publicæ als privatæ, Stadt- und Landes-Wirthſchafft lehren will, muß gewiß nicht viel anders darbey zu thun haben, ſonſten wird Unordnung draus. Und uͤberdiß iſt es nicht eines iedweden Profeſſoris Moralium Werck, die Oeconomicam zu dociren, weil er nicht dabey Herkommens, und es ihn an der hierzu gehoͤrigen Geſchicklichkeit und Erfah- rung ermangeln wuͤrde.
§. 15. Daß aber unterſchiedene gelehrte Leute mit mir gleicher Gedancken, iſt aus fol- genden zu erſehen. Morhoff ſagt in dem 3. Buche des III. Tomi ſeines Polyhiſtoris: Die œconomiſchen Lehren find bey mir in ſolchen
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ſolches dem Profeſſori moralium zukommt,
glaube auch, daß fleißige Profeſſores nicht un-
terlaſſen, in ihren Collegiis politicis allerhand
œconomiſche Obſervationes mit einzumi-
ſchen, kan mir aber nicht concipiren, daß ein
Mann Zeit und Gelegenheit haben ſolte, mit
Nutzen dieſe drey Wiſſenſchafften, von welchen
eine iedwede an und vor ſich ſelbſt ſehr weit-
laͤufftig iſt, ſeinen Auditoribus vollſtaͤndig zu
erklaͤren. Es hat einer gnug mit der Staats-
und Sitten-Lehre zu thun. Einige wenige
aus Buͤchern genommene præcepta œcono-
mica machen es nicht aus, ſondern wer einen
gantzen Curſum œconomicum, ſowohl der
Oeconomiæ publicæ als privatæ, Stadt- und
Landes-Wirthſchafft lehren will, muß gewiß
nicht viel anders darbey zu thun haben, ſonſten
wird Unordnung draus. Und uͤberdiß iſt es
nicht eines iedweden Profeſſoris Moralium
Werck, die Oeconomicam zu dociren, weil
er nicht dabey Herkommens, und es ihn an der
hierzu gehoͤrigen Geſchicklichkeit und Erfah-
rung ermangeln wuͤrde.
§. 15. Daß aber unterſchiedene gelehrte
Leute mit mir gleicher Gedancken, iſt aus fol-
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 410. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/430>, abgerufen am 24.11.2024.
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