Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.seyn lässet, hohe Ursache, besorgt zu seyn, daß seine Unterthanen in allerhand nützlichen Disci- plinen unterrichtet werden. Je gelehrter und verständiger sie seyn, desto besser sind sie zu Krieges- und Friedens-Zeiten auch zu gebrau- chen. Weise Regenten erkennen dieses gar wohl, und ob andre gleich aus einem gefaßten Vorurtheil, als ob die Wissenschafften einem Fürsten bey seiner Regierung wenig oder nichts helffen, bißweilen in der Literatur sehr schlechte Progressen gemacht, so haben sie doch gerne solche Leute um sich, deren Consilien sie bey al- lerhand wichtigen Vorfallenheiten und Staats- Affairen sich bedienen können. Sie spüren wohl, daß es nicht allezeit auf die Galanterien, auch nicht allezeit auf den blossen natürlichen Verstand ankomme, sondern daß man bey manchen Sachen Männer braucht, die in un- terschiedenen Wissenschafften, um des Staats Wohlfahrt zu befördern und allerhand densel- ben besorgliches Ubel abzuwenden erfahren sind. Sie bedauren auch manchmahl zu spät, wenn sie mit fremden Augen und Ohren zu se- hen und zu hören genöthiget werden, daß sie in ihrer Jugend ihre Zeit nicht besser angeleget und an Statt der überflüßigen Neben-Wercke auf das Haupt-Werck mehr Zeit verwandt. §. 3. Gleichwie die Gelehrsamkeit, wenn sie E e 4
ſeyn laͤſſet, hohe Urſache, beſorgt zu ſeyn, daß ſeine Unterthanen in allerhand nuͤtzlichen Diſci- plinen unterrichtet werden. Je gelehrter und verſtaͤndiger ſie ſeyn, deſto beſſer ſind ſie zu Krieges- und Friedens-Zeiten auch zu gebrau- chen. Weiſe Regenten erkennen dieſes gar wohl, und ob andre gleich aus einem gefaßten Vorurtheil, als ob die Wiſſenſchafften einem Fuͤrſten bey ſeiner Regierung wenig oder nichts helffen, bißweilen in der Literatur ſehr ſchlechte Progreſſen gemacht, ſo haben ſie doch gerne ſolche Leute um ſich, deren Conſilien ſie bey al- lerhand wichtigen Voꝛfallenheiten und Staats- Affairen ſich bedienen koͤnnen. Sie ſpuͤren wohl, daß es nicht allezeit auf die Galanterien, auch nicht allezeit auf den bloſſen natuͤrlichen Verſtand ankomme, ſondern daß man bey manchen Sachen Maͤnner braucht, die in un- terſchiedenen Wiſſenſchafften, um des Staats Wohlfahrt zu befoͤrdern und allerhand denſel- ben beſorgliches Ubel abzuwenden erfahren ſind. Sie bedauren auch manchmahl zu ſpaͤt, wenn ſie mit fremden Augen und Ohren zu ſe- hen und zu hoͤren genoͤthiget werden, daß ſie in ihrer Jugend ihre Zeit nicht beſſer angeleget und an Statt der uͤberfluͤßigen Neben-Wercke auf das Haupt-Werck mehr Zeit verwandt. §. 3. Gleichwie die Gelehrſamkeit, wenn ſie E e 4
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ſeine Unterthanen in allerhand nuͤtzlichen Diſci-
plinen unterrichtet werden. Je gelehrter und
verſtaͤndiger ſie ſeyn, deſto beſſer ſind ſie zu
Krieges- und Friedens-Zeiten auch zu gebrau-
chen. Weiſe Regenten erkennen dieſes gar
wohl, und ob andre gleich aus einem gefaßten
Vorurtheil, als ob die Wiſſenſchafften einem
Fuͤrſten bey ſeiner Regierung wenig oder nichts
helffen, bißweilen in der Literatur ſehr ſchlechte
Progreſſen gemacht, ſo haben ſie doch gerne
ſolche Leute um ſich, deren Conſilien ſie bey al-
lerhand wichtigen Voꝛfallenheiten und Staats-
Affairen ſich bedienen koͤnnen. Sie ſpuͤren
wohl, daß es nicht allezeit auf die Galanterien,
auch nicht allezeit auf den bloſſen natuͤrlichen
Verſtand ankomme, ſondern daß man bey
manchen Sachen Maͤnner braucht, die in un-
terſchiedenen Wiſſenſchafften, um des Staats
Wohlfahrt zu befoͤrdern und allerhand denſel-
ben beſorgliches Ubel abzuwenden erfahren
ſind. Sie bedauren auch manchmahl zu ſpaͤt,
wenn ſie mit fremden Augen und Ohren zu ſe-
hen und zu hoͤren genoͤthiget werden, daß ſie in
ihrer Jugend ihre Zeit nicht beſſer angeleget
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