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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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in sich faßten, zu cassiren, neue Gesetze bey man-
chen Fällen zu machen, und dieselben, so viel als
möglich, kurtz, iedoch auch deutlich und vollstän-
dig einzurichten, u. s. w. Dieses wäre bald
gethan, aber die speciellen Gesetze durchzuge-
hen und zu verbessern, oder auch neue zu ma-
chen, hic opus, hic labor. Solches wäre
meines Erachtens nicht gar wohl eines Mannes
Arbeit, theils weil es ihn an der Zeit gebrechen
würde, wenn er nicht viele Jahre hierzu nähme,
theils auch, weil ein Mann, wenn er nicht son-
derlich fleißig ist, und sich auf unterschiedliche
Sachen zugleich geleget hat, unmöglich geschickt
seyn würde, alle diese Gesetze gehöriger Maßen
zu reformiren. z. E. Es kan einer in Pro-
cessualibus
gar sehr versiret seyn, und alle die
Mängel und Gebrechen wissen, die sich bey dem
Proceß-Wesen ereignen, auch Mittel vorschla-
gen können, wie diesen etwan abzuhelffen, weil
er aber nicht Gelegenheit gehabt, in einem Han-
dels-Gericht zu sitzen, oder auch advocando
sich bey Handels-Sachen gebrauchen zu lassen,
so kan er unmöglich in denjenigen Gesetzen, die
das Commercien-Wesen angehen, etwas tüch-
tiges praestiren. Ein anderer hat sich auf die
Bergwercks-Sachen applicirt, ist aber wie-
derum in andern Dingen unerfahren. Und
da nun gar wenig Leute fleißig und begierig sind,

unter-



in ſich faßten, zu caſſiren, neue Geſetze bey man-
chen Faͤllen zu machen, und dieſelben, ſo viel als
moͤglich, kurtz, iedoch auch deutlich und vollſtaͤn-
dig einzurichten, u. ſ. w. Dieſes waͤre bald
gethan, aber die ſpeciellen Geſetze durchzuge-
hen und zu verbeſſern, oder auch neue zu ma-
chen, hic opus, hic labor. Solches waͤre
meines Erachtens nicht gar wohl eines Mannes
Arbeit, theils weil es ihn an der Zeit gebrechen
wuͤrde, wenn er nicht viele Jahre hierzu naͤhme,
theils auch, weil ein Mann, wenn er nicht ſon-
derlich fleißig iſt, und ſich auf unterſchiedliche
Sachen zugleich geleget hat, unmoͤglich geſchickt
ſeyn wuͤrde, alle dieſe Geſetze gehoͤriger Maßen
zu reformiren. z. E. Es kan einer in Pro-
ceſſualibus
gar ſehr verſiret ſeyn, und alle die
Maͤngel und Gebrechen wiſſen, die ſich bey dem
Proceß-Weſen ereignen, auch Mittel vorſchla-
gen koͤnnen, wie dieſen etwan abzuhelffen, weil
er aber nicht Gelegenheit gehabt, in einem Han-
dels-Gericht zu ſitzen, oder auch advocando
ſich bey Handels-Sachen gebrauchen zu laſſen,
ſo kan er unmoͤglich in denjenigen Geſetzen, die
das Commercien-Weſen angehen, etwas tuͤch-
tiges præſtiren. Ein anderer hat ſich auf die
Bergwercks-Sachen applicirt, iſt aber wie-
derum in andern Dingen unerfahren. Und
da nun gar wenig Leute fleißig und begierig ſind,

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[582/0602] in ſich faßten, zu caſſiren, neue Geſetze bey man- chen Faͤllen zu machen, und dieſelben, ſo viel als moͤglich, kurtz, iedoch auch deutlich und vollſtaͤn- dig einzurichten, u. ſ. w. Dieſes waͤre bald gethan, aber die ſpeciellen Geſetze durchzuge- hen und zu verbeſſern, oder auch neue zu ma- chen, hic opus, hic labor. Solches waͤre meines Erachtens nicht gar wohl eines Mannes Arbeit, theils weil es ihn an der Zeit gebrechen wuͤrde, wenn er nicht viele Jahre hierzu naͤhme, theils auch, weil ein Mann, wenn er nicht ſon- derlich fleißig iſt, und ſich auf unterſchiedliche Sachen zugleich geleget hat, unmoͤglich geſchickt ſeyn wuͤrde, alle dieſe Geſetze gehoͤriger Maßen zu reformiren. z. E. Es kan einer in Pro- ceſſualibus gar ſehr verſiret ſeyn, und alle die Maͤngel und Gebrechen wiſſen, die ſich bey dem Proceß-Weſen ereignen, auch Mittel vorſchla- gen koͤnnen, wie dieſen etwan abzuhelffen, weil er aber nicht Gelegenheit gehabt, in einem Han- dels-Gericht zu ſitzen, oder auch advocando ſich bey Handels-Sachen gebrauchen zu laſſen, ſo kan er unmoͤglich in denjenigen Geſetzen, die das Commercien-Weſen angehen, etwas tuͤch- tiges præſtiren. Ein anderer hat ſich auf die Bergwercks-Sachen applicirt, iſt aber wie- derum in andern Dingen unerfahren. Und da nun gar wenig Leute fleißig und begierig ſind, unter-

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 582. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/602>, abgerufen am 22.11.2024.