entspinnen pfleget, wenn die alten Feld- und Marck-Grentzen in Vergessenheit und Unge- wißheit kommen, und einer dem andern das Seinige abpflüget und abhütet, oder sonst zu nahe ist, als ist zu verordnen, daß die Dorff- Fluhren und derselben Felder, Wiesen und Ge- höltze, so zuvor nicht verreinet gewesen, in Bey- seyn beyderseits Nachtbarn und Gerichts- Herren besichtiget, durch geschworne Feld-Mes- ser und Stein-Setzer, deren iedwedes Dorff zween zu wehlen hat, nach Art des Landes und iedes Creysses Gewohnheit verreinet, vermah- let und versteinet und also die Mahl-Steine oder andere Grentz-Zeichen zwischen ihnen selbst untereinander fleißig gehalten, auch darzu von beyden Theilen Raum und Platz gegeben, oder die Steine und andere zur Grentz-Bemar- ckung benöthigte Materialia auf gleiche Unko- sten angeschafft werden.
§. 41. Zu solchem Ende muß eine iede Ge- meinde zu einer gewissen Zeit alle Jahre mit Zu- ziehung ihrer Jugend ihre Marck-Grentzen umziehen, alles wohl besichtigen, die verfalle- nen Grentzen und Mahl-Steine, Gräben, Hü- gel, Hege-Säulen, Mahl-Bäume, gemeine Theile und andere alte Nachrichtungen erneu- ren, die Alten denen Jungen davon Bericht thun, und welcher Nachbar bey solcher jährli-
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entſpinnen pfleget, wenn die alten Feld- und Marck-Grentzen in Vergeſſenheit und Unge- wißheit kommen, und einer dem andern das Seinige abpfluͤget und abhuͤtet, oder ſonſt zu nahe iſt, als iſt zu verordnen, daß die Dorff- Fluhren und derſelben Felder, Wieſen und Ge- hoͤltze, ſo zuvor nicht verreinet geweſen, in Bey- ſeyn beyderſeits Nachtbarn und Gerichts- Herren beſichtiget, durch geſchworne Feld-Meſ- ſer und Stein-Setzer, deren iedwedes Dorff zween zu wehlen hat, nach Art des Landes und iedes Creyſſes Gewohnheit verreinet, vermah- let und verſteinet und alſo die Mahl-Steine oder andere Grentz-Zeichen zwiſchen ihnen ſelbſt untereinander fleißig gehalten, auch darzu von beyden Theilen Raum und Platz gegeben, oder die Steine und andere zur Grentz-Bemar- ckung benoͤthigte Materialia auf gleiche Unko- ſten angeſchafft werden.
§. 41. Zu ſolchem Ende muß eine iede Ge- meinde zu einer gewiſſen Zeit alle Jahre mit Zu- ziehung ihrer Jugend ihre Marck-Grentzen umziehen, alles wohl beſichtigen, die verfalle- nen Grentzen und Mahl-Steine, Graͤben, Huͤ- gel, Hege-Saͤulen, Mahl-Baͤume, gemeine Theile und andere alte Nachrichtungen erneu- ren, die Alten denen Jungen davon Bericht thun, und welcher Nachbar bey ſolcher jaͤhrli-
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entſpinnen pfleget, wenn die alten Feld- und
Marck-Grentzen in Vergeſſenheit und Unge-
wißheit kommen, und einer dem andern das
Seinige abpfluͤget und abhuͤtet, oder ſonſt zu
nahe iſt, als iſt zu verordnen, daß die Dorff-
Fluhren und derſelben Felder, Wieſen und Ge-
hoͤltze, ſo zuvor nicht verreinet geweſen, in Bey-
ſeyn beyderſeits Nachtbarn und Gerichts-
Herren beſichtiget, durch geſchworne Feld-Meſ-
ſer und Stein-Setzer, deren iedwedes Dorff
zween zu wehlen hat, nach Art des Landes und
iedes Creyſſes Gewohnheit verreinet, vermah-
let und verſteinet und alſo die Mahl-Steine
oder andere Grentz-Zeichen zwiſchen ihnen
ſelbſt untereinander fleißig gehalten, auch darzu
von beyden Theilen Raum und Platz gegeben,
oder die Steine und andere zur Grentz-Bemar-
ckung benoͤthigte Materialia auf gleiche Unko-
ſten angeſchafft werden.
§. 41. Zu ſolchem Ende muß eine iede Ge-
meinde zu einer gewiſſen Zeit alle Jahre mit Zu-
ziehung ihrer Jugend ihre Marck-Grentzen
umziehen, alles wohl beſichtigen, die verfalle-
nen Grentzen und Mahl-Steine, Graͤben, Huͤ-
gel, Hege-Saͤulen, Mahl-Baͤume, gemeine
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 661. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/681>, abgerufen am 22.11.2024.
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