Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



ernennten Tag ein iedweder Einwohner sein
Geld und was er noch weiter schuldig ist, in des
darzu bestellten Einnehmers Hauß bringen und
erlegen muß, bey einer gewissen Straffe.

§. 58. Man findet zwar in gar vielen
Dorff-Ordnungen, daß sich die Bauern unter-
einander, wenn in manchen Stücken den Dorff-
Ordnungen zuwider gehandelt wird, um eine
gewisse Quantität Bier bestraffen, welches sie
denn hernach gemeinschafftlich austrincken. Da
aber öffters bey solchen Bier Schmausen nur
neuer Unfug, der in den Göttlichen und weltli-
chen Rechten wie auch in den Dorff-Ordnun-
gen verbothen ist, getrieben wird, auch vor die-
jenigen, die bestrafft werden, nicht eine so gar
grosse Straffe ist, weil sie selbst mit trincken und
dem Schmause beywohnen, so wäre am besten,
wenn von den Obrigkeiten dergleichen Bier-
Straffen gantz und gar verbothen, und hinge-
gen an Statt deßen eine gewisse Summe Gel-
des zur Gemeinde-Casse gegeben würde, die
hernach zur Reparatur der Gemeinde-Gebäu-
de, milden Sachen oder andern, so der gantzen
Gemeinde zum Nutzen gereichte, angewendet
werden könte und müste.

§. 59. Das Kehricht und andere unreine
Sachen müssen nicht auf die Strassen und
Wege geschüttet werden, weil solches nicht al-

lein



ernennten Tag ein iedweder Einwohner ſein
Geld und was er noch weiter ſchuldig iſt, in des
darzu beſtellten Einnehmers Hauß bringen und
erlegen muß, bey einer gewiſſen Straffe.

§. 58. Man findet zwar in gar vielen
Dorff-Ordnungen, daß ſich die Bauern unter-
einander, wenn in manchen Stuͤcken den Dorff-
Ordnungen zuwider gehandelt wird, um eine
gewiſſe Quantitaͤt Bier beſtraffen, welches ſie
denn hernach gemeinſchafftlich austrincken. Da
aber oͤffters bey ſolchen Bier Schmauſen nur
neuer Unfug, der in den Goͤttlichen und weltli-
chen Rechten wie auch in den Dorff-Ordnun-
gen verbothen iſt, getrieben wird, auch vor die-
jenigen, die beſtrafft werden, nicht eine ſo gar
groſſe Straffe iſt, weil ſie ſelbſt mit trincken und
dem Schmauſe beywohnen, ſo waͤre am beſten,
wenn von den Obrigkeiten dergleichen Bier-
Straffen gantz und gar verbothen, und hinge-
gen an Statt deßen eine gewiſſe Summe Gel-
des zur Gemeinde-Caſſe gegeben wuͤrde, die
hernach zur Reparatur der Gemeinde-Gebaͤu-
de, milden Sachen oder andern, ſo der gantzen
Gemeinde zum Nutzen gereichte, angewendet
werden koͤnte und muͤſte.

§. 59. Das Kehricht und andere unreine
Sachen muͤſſen nicht auf die Straſſen und
Wege geſchuͤttet werden, weil ſolches nicht al-

lein
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0688" n="668"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> ernennten Tag ein iedweder Einwohner &#x017F;ein<lb/>
Geld und was er noch weiter &#x017F;chuldig i&#x017F;t, in des<lb/>
darzu be&#x017F;tellten Einnehmers Hauß bringen und<lb/>
erlegen muß, bey einer gewi&#x017F;&#x017F;en Straffe.</p><lb/>
        <p>§. 58. Man findet zwar in gar vielen<lb/>
Dorff-Ordnungen, daß &#x017F;ich die Bauern unter-<lb/>
einander, wenn in manchen Stu&#x0364;cken den Dorff-<lb/>
Ordnungen zuwider gehandelt wird, um eine<lb/>
gewi&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#aq">Quanti</hi>ta&#x0364;t Bier be&#x017F;traffen, welches &#x017F;ie<lb/>
denn hernach gemein&#x017F;chafftlich austrincken. Da<lb/>
aber o&#x0364;ffters bey &#x017F;olchen Bier Schmau&#x017F;en nur<lb/>
neuer Unfug, der in den Go&#x0364;ttlichen und weltli-<lb/>
chen Rechten wie auch in den Dorff-Ordnun-<lb/>
gen verbothen i&#x017F;t, getrieben wird, auch vor die-<lb/>
jenigen, die be&#x017F;trafft werden, nicht eine &#x017F;o gar<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;e Straffe i&#x017F;t, weil &#x017F;ie &#x017F;elb&#x017F;t mit trincken und<lb/>
dem Schmau&#x017F;e beywohnen, &#x017F;o wa&#x0364;re am be&#x017F;ten,<lb/>
wenn von den Obrigkeiten dergleichen Bier-<lb/>
Straffen gantz und gar verbothen, und hinge-<lb/>
gen an Statt deßen eine gewi&#x017F;&#x017F;e Summe Gel-<lb/>
des zur Gemeinde-Ca&#x017F;&#x017F;e gegeben wu&#x0364;rde, die<lb/>
hernach zur <hi rendition="#aq">Reparatur</hi> der Gemeinde-Geba&#x0364;u-<lb/>
de, milden Sachen oder andern, &#x017F;o der gantzen<lb/>
Gemeinde zum Nutzen gereichte, angewendet<lb/>
werden ko&#x0364;nte und mu&#x0364;&#x017F;te.</p><lb/>
        <p>§. 59. Das Kehricht und andere unreine<lb/>
Sachen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en nicht auf die Stra&#x017F;&#x017F;en und<lb/>
Wege ge&#x017F;chu&#x0364;ttet werden, weil &#x017F;olches nicht al-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">lein</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[668/0688] ernennten Tag ein iedweder Einwohner ſein Geld und was er noch weiter ſchuldig iſt, in des darzu beſtellten Einnehmers Hauß bringen und erlegen muß, bey einer gewiſſen Straffe. §. 58. Man findet zwar in gar vielen Dorff-Ordnungen, daß ſich die Bauern unter- einander, wenn in manchen Stuͤcken den Dorff- Ordnungen zuwider gehandelt wird, um eine gewiſſe Quantitaͤt Bier beſtraffen, welches ſie denn hernach gemeinſchafftlich austrincken. Da aber oͤffters bey ſolchen Bier Schmauſen nur neuer Unfug, der in den Goͤttlichen und weltli- chen Rechten wie auch in den Dorff-Ordnun- gen verbothen iſt, getrieben wird, auch vor die- jenigen, die beſtrafft werden, nicht eine ſo gar groſſe Straffe iſt, weil ſie ſelbſt mit trincken und dem Schmauſe beywohnen, ſo waͤre am beſten, wenn von den Obrigkeiten dergleichen Bier- Straffen gantz und gar verbothen, und hinge- gen an Statt deßen eine gewiſſe Summe Gel- des zur Gemeinde-Caſſe gegeben wuͤrde, die hernach zur Reparatur der Gemeinde-Gebaͤu- de, milden Sachen oder andern, ſo der gantzen Gemeinde zum Nutzen gereichte, angewendet werden koͤnte und muͤſte. §. 59. Das Kehricht und andere unreine Sachen muͤſſen nicht auf die Straſſen und Wege geſchuͤttet werden, weil ſolches nicht al- lein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/688
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 668. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/688>, abgerufen am 22.11.2024.