Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



tern ihren Weibern und Kindern gegeben, müs-
sen ein vor allemahl abgestellet, und das cor-
rumpi
rende Theil, wann es seine Geschencke
würcklich angebracht, für sachfällig erkläret,
wenn es aber bey den blossen Offerten geblieben,
sowohl dasselbe als auch die Unterhändler mit
einer schweren Geld-Straffe belegt werden.
Damit auch denen Corruptionen ein desto
stärckerer Riegel vorgeschoben werde, so ist zu
verordnen, daß dem im Rechts-Streit unter-
liegenden Theile frey stehen soll, innerhalb ei-
ner gewissen Zeit, nachdem ein widriges End-
Urtheil zu seiner Wissenschafft gekommen, bey
etwan habenden nicht leichtsinnigen Verdacht,
dem obsiegenden Theile den Eyd zu deferiren,
wodurch dasselbe erhärten muß, daß es weder
durch Gifft und Gaben an die Richter oder de-
ren Angehörige und Freunde, noch durch Ver-
heissungen oder andere unerlaubte, verbothene
und ungewissenhaffte Wege und Mittel das ob-
siegliche Urtheil erhalten und ausgewürcket; Je-
doch könte das unterliegende Theil hierbey sich
nicht entbrechen, auf des obsiegenden Theiles
Verlangen vorher zu schweren, daß obgedach-
ter Eyd nicht frevelhaffter, muthwilliger und
boßhaffter Weise, und aus einem unredlichen
Triebe dem Obsiegenden deferiret worden.
Siehe die allgemeine Preußische Justiz-Ord-
nung de anno 1713. §. 26.

§. 8.



tern ihren Weibern und Kindern gegeben, muͤſ-
ſen ein vor allemahl abgeſtellet, und das cor-
rumpi
rende Theil, wann es ſeine Geſchencke
wuͤrcklich angebracht, fuͤr ſachfaͤllig erklaͤret,
wenn es aber bey den bloſſen Offerten geblieben,
ſowohl daſſelbe als auch die Unterhaͤndler mit
einer ſchweren Geld-Straffe belegt werden.
Damit auch denen Corruptionen ein deſto
ſtaͤrckerer Riegel vorgeſchoben werde, ſo iſt zu
verordnen, daß dem im Rechts-Streit unter-
liegenden Theile frey ſtehen ſoll, innerhalb ei-
ner gewiſſen Zeit, nachdem ein widriges End-
Urtheil zu ſeiner Wiſſenſchafft gekommen, bey
etwan habenden nicht leichtſinnigen Verdacht,
dem obſiegenden Theile den Eyd zu deferiren,
wodurch daſſelbe erhaͤrten muß, daß es weder
durch Gifft und Gaben an die Richter oder de-
ren Angehoͤrige und Freunde, noch durch Ver-
heiſſungen oder andere unerlaubte, verbothene
und ungewiſſenhaffte Wege und Mittel das ob-
ſiegliche Uꝛtheil erhalten und ausgewuͤrcket; Je-
doch koͤnte das unterliegende Theil hierbey ſich
nicht entbrechen, auf des obſiegenden Theiles
Verlangen vorher zu ſchweren, daß obgedach-
ter Eyd nicht frevelhaffter, muthwilliger und
boßhaffter Weiſe, und aus einem unredlichen
Triebe dem Obſiegenden deferiret worden.
Siehe die allgemeine Preußiſche Juſtiz-Ord-
nung de anno 1713. §. 26.

§. 8.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0698" n="678"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> tern ihren Weibern und Kindern gegeben, mu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en ein vor allemahl abge&#x017F;tellet, und das <hi rendition="#aq">cor-<lb/>
rumpi</hi>rende Theil, wann es &#x017F;eine Ge&#x017F;chencke<lb/>
wu&#x0364;rcklich angebracht, fu&#x0364;r &#x017F;achfa&#x0364;llig erkla&#x0364;ret,<lb/>
wenn es aber bey den blo&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#aq">Offert</hi>en geblieben,<lb/>
&#x017F;owohl da&#x017F;&#x017F;elbe als auch die Unterha&#x0364;ndler mit<lb/>
einer &#x017F;chweren Geld-Straffe belegt werden.<lb/>
Damit auch denen <hi rendition="#aq">Corruption</hi>en ein de&#x017F;to<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;rckerer Riegel vorge&#x017F;choben werde, &#x017F;o i&#x017F;t zu<lb/>
verordnen, daß dem im Rechts-Streit unter-<lb/>
liegenden Theile frey &#x017F;tehen &#x017F;oll, innerhalb ei-<lb/>
ner gewi&#x017F;&#x017F;en Zeit, nachdem ein widriges End-<lb/>
Urtheil zu &#x017F;einer Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafft gekommen, bey<lb/>
etwan habenden nicht leicht&#x017F;innigen Verdacht,<lb/>
dem ob&#x017F;iegenden Theile den Eyd zu <hi rendition="#aq">deferi</hi>ren,<lb/>
wodurch da&#x017F;&#x017F;elbe erha&#x0364;rten muß, daß es weder<lb/>
durch Gifft und Gaben an die Richter oder de-<lb/>
ren Angeho&#x0364;rige und Freunde, noch durch Ver-<lb/>
hei&#x017F;&#x017F;ungen oder andere unerlaubte, verbothene<lb/>
und ungewi&#x017F;&#x017F;enhaffte Wege und Mittel das ob-<lb/>
&#x017F;iegliche U&#xA75B;theil erhalten und ausgewu&#x0364;rcket; Je-<lb/>
doch ko&#x0364;nte das unterliegende Theil hierbey &#x017F;ich<lb/>
nicht entbrechen, auf des ob&#x017F;iegenden Theiles<lb/>
Verlangen vorher zu &#x017F;chweren, daß obgedach-<lb/>
ter Eyd nicht frevelhaffter, muthwilliger und<lb/>
boßhaffter Wei&#x017F;e, und aus einem unredlichen<lb/>
Triebe dem Ob&#x017F;iegenden <hi rendition="#aq">deferi</hi>ret worden.<lb/>
Siehe die allgemeine Preußi&#x017F;che <hi rendition="#aq">Ju&#x017F;tiz-</hi>Ord-<lb/>
nung <hi rendition="#aq">de anno</hi> 1713. §. 26.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">§. 8.</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[678/0698] tern ihren Weibern und Kindern gegeben, muͤſ- ſen ein vor allemahl abgeſtellet, und das cor- rumpirende Theil, wann es ſeine Geſchencke wuͤrcklich angebracht, fuͤr ſachfaͤllig erklaͤret, wenn es aber bey den bloſſen Offerten geblieben, ſowohl daſſelbe als auch die Unterhaͤndler mit einer ſchweren Geld-Straffe belegt werden. Damit auch denen Corruptionen ein deſto ſtaͤrckerer Riegel vorgeſchoben werde, ſo iſt zu verordnen, daß dem im Rechts-Streit unter- liegenden Theile frey ſtehen ſoll, innerhalb ei- ner gewiſſen Zeit, nachdem ein widriges End- Urtheil zu ſeiner Wiſſenſchafft gekommen, bey etwan habenden nicht leichtſinnigen Verdacht, dem obſiegenden Theile den Eyd zu deferiren, wodurch daſſelbe erhaͤrten muß, daß es weder durch Gifft und Gaben an die Richter oder de- ren Angehoͤrige und Freunde, noch durch Ver- heiſſungen oder andere unerlaubte, verbothene und ungewiſſenhaffte Wege und Mittel das ob- ſiegliche Uꝛtheil erhalten und ausgewuͤrcket; Je- doch koͤnte das unterliegende Theil hierbey ſich nicht entbrechen, auf des obſiegenden Theiles Verlangen vorher zu ſchweren, daß obgedach- ter Eyd nicht frevelhaffter, muthwilliger und boßhaffter Weiſe, und aus einem unredlichen Triebe dem Obſiegenden deferiret worden. Siehe die allgemeine Preußiſche Juſtiz-Ord- nung de anno 1713. §. 26. §. 8.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/698
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 678. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/698>, abgerufen am 29.06.2024.