Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



den die Partheyen nicht so deutlich und ordent-
lich anzugeben wusten, desto besser von ihnen zu
vernehmen. Es kan den Partheyen, wenn
ihre Advocaten nicht dabey sind, viel besser zu
geredet werden, und ob sie gleich von ihnen be-
reits gestimmet, so kan doch ein Richter der sich
dißfals viel Mühe giebt, ihnen dieses schon aus
den Köpffen setzen, und sie anders disponiren.

§. 20. Jndem man auch hin und wieder er-
fähret, daß diejenigen, so mit einem mächtigern
zu thun haben, als entweder mit einen grossen
Ministre des Landes-Fürsten, oder Directore
des Regierungs-Collegii, oder auch wohl nur
einen von den Regierungs-Räthen selbst, kei-
nen Advocaten bekommen können, der ihnen
wider einen solchen Mann patrociniren wolte,
weil sie dencken, es würde derselbe hievor ihnen
praejudiciren, und sie auf alle Art und Weise
verfolgen, solches aber der Justitz und Billig-
keit gar sehr zuwider ist, so ist von dem Landes-
Fürsten den Advocaten anzubefehlen, daß sie
dem allerärmsten und unansehnlichsten, wenn er
auch den grösten Ministre zu seinem Contra-
Part
hätte, dienen sollen, und denen, die sich des-
sen weigerten, solte alsobald die Praxis gelegt
werden.

§. 21. Es solten billig in allen wohlbestell-
ten Städten eigne Advocati Pauperum seyn,

die



den die Partheyen nicht ſo deutlich und ordent-
lich anzugeben wuſten, deſto beſſer von ihnen zu
vernehmen. Es kan den Partheyen, wenn
ihre Advocaten nicht dabey ſind, viel beſſer zu
geredet werden, und ob ſie gleich von ihnen be-
reits geſtimmet, ſo kan doch ein Richter der ſich
dißfals viel Muͤhe giebt, ihnen dieſes ſchon aus
den Koͤpffen ſetzen, und ſie anders diſponiren.

§. 20. Jndem man auch hin und wieder er-
faͤhret, daß diejenigen, ſo mit einem maͤchtigern
zu thun haben, als entweder mit einen groſſen
Miniſtre des Landes-Fuͤrſten, oder Directore
des Regierungs-Collegii, oder auch wohl nur
einen von den Regierungs-Raͤthen ſelbſt, kei-
nen Advocaten bekommen koͤnnen, der ihnen
wider einen ſolchen Mann patrociniren wolte,
weil ſie dencken, es wuͤrde derſelbe hievor ihnen
præjudiciren, und ſie auf alle Art und Weiſe
verfolgen, ſolches aber der Juſtitz und Billig-
keit gar ſehr zuwider iſt, ſo iſt von dem Landes-
Fuͤrſten den Advocaten anzubefehlen, daß ſie
dem alleraͤrmſten und unanſehnlichſten, wenn er
auch den groͤſten Miniſtre zu ſeinem Contra-
Part
haͤtte, dienen ſollen, und denen, die ſich deſ-
ſen weigerten, ſolte alſobald die Praxis gelegt
werden.

§. 21. Es ſolten billig in allen wohlbeſtell-
ten Staͤdten eigne Advocati Pauperum ſeyn,

die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0707" n="687"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> den die Partheyen nicht &#x017F;o deutlich und ordent-<lb/>
lich anzugeben wu&#x017F;ten, de&#x017F;to be&#x017F;&#x017F;er von ihnen zu<lb/>
vernehmen. Es kan den Partheyen, wenn<lb/>
ihre <hi rendition="#aq">Advocat</hi>en nicht dabey &#x017F;ind, viel be&#x017F;&#x017F;er zu<lb/>
geredet werden, und ob &#x017F;ie gleich von ihnen be-<lb/>
reits ge&#x017F;timmet, &#x017F;o kan doch ein Richter der &#x017F;ich<lb/>
dißfals viel Mu&#x0364;he giebt, ihnen die&#x017F;es &#x017F;chon aus<lb/>
den Ko&#x0364;pffen &#x017F;etzen, und &#x017F;ie anders <hi rendition="#aq">di&#x017F;poni</hi>ren.</p><lb/>
        <p>§. 20. Jndem man auch hin und wieder er-<lb/>
fa&#x0364;hret, daß diejenigen, &#x017F;o mit einem ma&#x0364;chtigern<lb/>
zu thun haben, als entweder mit einen gro&#x017F;&#x017F;en<lb/><hi rendition="#aq">Mini&#x017F;tre</hi> des Landes-Fu&#x0364;r&#x017F;ten, oder <hi rendition="#aq">Directore</hi><lb/>
des Regierungs-<hi rendition="#aq">Collegii,</hi> oder auch wohl nur<lb/>
einen von den Regierungs-Ra&#x0364;then &#x017F;elb&#x017F;t, kei-<lb/>
nen <hi rendition="#aq">Advocat</hi>en bekommen ko&#x0364;nnen, der ihnen<lb/>
wider einen &#x017F;olchen Mann <hi rendition="#aq">patrocini</hi>ren wolte,<lb/>
weil &#x017F;ie dencken, es wu&#x0364;rde der&#x017F;elbe hievor ihnen<lb/><hi rendition="#aq">præjudici</hi>ren, und &#x017F;ie auf alle Art und Wei&#x017F;e<lb/>
verfolgen, &#x017F;olches aber der Ju&#x017F;titz und Billig-<lb/>
keit gar &#x017F;ehr zuwider i&#x017F;t, &#x017F;o i&#x017F;t von dem Landes-<lb/>
Fu&#x0364;r&#x017F;ten den <hi rendition="#aq">Advocat</hi>en anzubefehlen, daß &#x017F;ie<lb/>
dem allera&#x0364;rm&#x017F;ten und unan&#x017F;ehnlich&#x017F;ten, wenn er<lb/>
auch den gro&#x0364;&#x017F;ten <hi rendition="#aq">Mini&#x017F;tre</hi> zu &#x017F;einem <hi rendition="#aq">Contra-<lb/>
Part</hi> ha&#x0364;tte, dienen &#x017F;ollen, und denen, die &#x017F;ich de&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en weigerten, &#x017F;olte al&#x017F;obald die <hi rendition="#aq">Praxis</hi> gelegt<lb/>
werden.</p><lb/>
        <p>§. 21. Es &#x017F;olten billig in allen wohlbe&#x017F;tell-<lb/>
ten Sta&#x0364;dten eigne <hi rendition="#aq">Advocati Pauperum</hi> &#x017F;eyn,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">die</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[687/0707] den die Partheyen nicht ſo deutlich und ordent- lich anzugeben wuſten, deſto beſſer von ihnen zu vernehmen. Es kan den Partheyen, wenn ihre Advocaten nicht dabey ſind, viel beſſer zu geredet werden, und ob ſie gleich von ihnen be- reits geſtimmet, ſo kan doch ein Richter der ſich dißfals viel Muͤhe giebt, ihnen dieſes ſchon aus den Koͤpffen ſetzen, und ſie anders diſponiren. §. 20. Jndem man auch hin und wieder er- faͤhret, daß diejenigen, ſo mit einem maͤchtigern zu thun haben, als entweder mit einen groſſen Miniſtre des Landes-Fuͤrſten, oder Directore des Regierungs-Collegii, oder auch wohl nur einen von den Regierungs-Raͤthen ſelbſt, kei- nen Advocaten bekommen koͤnnen, der ihnen wider einen ſolchen Mann patrociniren wolte, weil ſie dencken, es wuͤrde derſelbe hievor ihnen præjudiciren, und ſie auf alle Art und Weiſe verfolgen, ſolches aber der Juſtitz und Billig- keit gar ſehr zuwider iſt, ſo iſt von dem Landes- Fuͤrſten den Advocaten anzubefehlen, daß ſie dem alleraͤrmſten und unanſehnlichſten, wenn er auch den groͤſten Miniſtre zu ſeinem Contra- Part haͤtte, dienen ſollen, und denen, die ſich deſ- ſen weigerten, ſolte alſobald die Praxis gelegt werden. §. 21. Es ſolten billig in allen wohlbeſtell- ten Staͤdten eigne Advocati Pauperum ſeyn, die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/707
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 687. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/707>, abgerufen am 22.11.2024.