daß die Amt-Leute mit ihren Actuariis in stets- währenden Zwistigkeiten und Streite leben. Da nun aber das Landes-Fürstliche Interesse gar öffters hierüber leiden muß, die Justitz hin- dan gesetzt wird, und solche Uneinigkeit aller- hand pra judicirliche Suiten nach sich zu ziehen pfleget, so haben Justitz Collegia dahin zu se- hen, daß sie durch gewisse hierzu verordnete Commissarien sie entweder auseinander setzen, oder selbst vor sich citren, und die Differen- tien unter ihnen beylegen, oder wenn dieses kei- nen Effect hat, so ist es am besten, wenn derjeni- ge unruhige Kopff, so zu den meisten Disputen Anlaß und Gelegenheit gegeben, von dem Am- te, und ein besserer, der beßre Conduite hat, davor an seine Stelle gesetzt wird.
§. 29. Es solten billig die Gerichts-Actu- arii denen unverständigen Personen, die Sa- chen, auch Contracte und Transactionen erklä- ren, und die Beschaffenheit der Personen, ob sie vielleicht durch Gegentheile Bedruncken ge- macht, oder von Natur blöde, observiren und registriren; Und ehe die Partheyen weggien- gen, ihnen alles wieder langsam und deutlich für- lesen, auch bey denen Registraturen, nicht nur, wenn es geschehen, sondern auch wenn sie es reinlich registriret, oder gar mundiret, dazu schreiben, und die erste annotirung niemahls
abo-
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daß die Amt-Leute mit ihren Actuariis in ſtets- waͤhrenden Zwiſtigkeiten und Streite leben. Da nun aber das Landes-Fuͤrſtliche Intereſſe gar oͤffters hieruͤber leiden muß, die Juſtitz hin- dan geſetzt wird, und ſolche Uneinigkeit aller- hand pra judicirliche Suiten nach ſich zu ziehen pfleget, ſo haben Juſtitz Collegia dahin zu ſe- hen, daß ſie durch gewiſſe hierzu verordnete Commiſſarien ſie entweder auseinander ſetzen, oder ſelbſt vor ſich citren, und die Differen- tien unter ihnen beylegen, oder wenn dieſes kei- nen Effect hat, ſo iſt es am beſten, wenn derjeni- ge unruhige Kopff, ſo zu den meiſten Diſputen Anlaß und Gelegenheit gegeben, von dem Am- te, und ein beſſerer, der beßre Conduite hat, davor an ſeine Stelle geſetzt wird.
§. 29. Es ſolten billig die Gerichts-Actu- arii denen unverſtaͤndigen Perſonen, die Sa- chen, auch Contracte und Tranſactionen erklaͤ- ren, und die Beſchaffenheit der Perſonen, ob ſie vielleicht durch Gegentheile Bedruncken ge- macht, oder von Natur bloͤde, obſerviren und regiſtriren; Und ehe die Partheyen weggien- gen, ihnen alles wieder langſam uñ deutlich fuͤr- leſen, auch bey denen Regiſtraturen, nicht nur, wenn es geſchehen, ſondern auch wenn ſie es reinlich regiſtriret, oder gar mundiret, dazu ſchreiben, und die erſte annotirung niemahls
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daß die Amt-Leute mit ihren Actuariis in ſtets-
waͤhrenden Zwiſtigkeiten und Streite leben.
Da nun aber das Landes-Fuͤrſtliche Intereſſe
gar oͤffters hieruͤber leiden muß, die Juſtitz hin-
dan geſetzt wird, und ſolche Uneinigkeit aller-
hand pra judicirliche Suiten nach ſich zu ziehen
pfleget, ſo haben Juſtitz Collegia dahin zu ſe-
hen, daß ſie durch gewiſſe hierzu verordnete
Commiſſarien ſie entweder auseinander ſetzen,
oder ſelbſt vor ſich citren, und die Differen-
tien unter ihnen beylegen, oder wenn dieſes kei-
nen Effect hat, ſo iſt es am beſten, wenn derjeni-
ge unruhige Kopff, ſo zu den meiſten Diſputen
Anlaß und Gelegenheit gegeben, von dem Am-
te, und ein beſſerer, der beßre Conduite hat,
davor an ſeine Stelle geſetzt wird.
§. 29. Es ſolten billig die Gerichts-Actu-
arii denen unverſtaͤndigen Perſonen, die Sa-
chen, auch Contracte und Tranſactionen erklaͤ-
ren, und die Beſchaffenheit der Perſonen, ob
ſie vielleicht durch Gegentheile Bedruncken ge-
macht, oder von Natur bloͤde, obſerviren und
regiſtriren; Und ehe die Partheyen weggien-
gen, ihnen alles wieder langſam uñ deutlich fuͤr-
leſen, auch bey denen Regiſtraturen, nicht nur,
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 697. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/717>, abgerufen am 22.11.2024.
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