schen richten es vernünfftige Regenten so ein daß sie so viel als möglich den Fremden, die ihnen aufwarten wollen alle Ehre erzeigen, und sie nicht leichtlich des Ceremoniels wegen etwan disgustiren. Es hat ein Fürst, wenn er den Fremden an seinem Hoffe ein gutes acceuil macht, allezeit mehr Reputation davon, als wenn er seinen Dienern vor den Fremden den Vorzug gönnen will, und praejudiciret sich hier- durch nicht, weil die Fremden seinen Hof verlas- sen, und hernach wieder fort gehen.
§. 10. Manche Puncte sind in den Rang- Ordnungen gar sehr leicht zu determiniren, und giebt einem die gesunde Vernunfft, so bald man es nur ein wenig überdenckt, alsobald an die Hand, daß solche nicht anders decidiret werden können. z. E. Daß die alten Bedien- ten denen jungen, die mit ihnen in gleichen Char- gen und Expeditionen stehen, vorgehen, dieje- nigen, denen etwas mehrers anvertrauet ist, vor denen andern, denen nicht so viel committi- ret, den Rang haben müssen. z. E. Obristen über die Haupt-Leute, Ober-Forst-Meisters über die Ober-Förster, und die Rang-Ordnung zwischen den Bedienten gleiches Objecti ist gar leicht zu finden. Denn nachdem einer dem an- dern Amtswegen bey dieser oder jener Art der Verrichtung etwas zu befehlen und vorzuschrei-
ben
ſchen richten es veꝛnuͤnfftige Regenten ſo ein daß ſie ſo viel als moͤglich den Fremden, die ihnen aufwarten wollen alle Ehre erzeigen, und ſie nicht leichtlich des Ceremoniels wegen etwan diſguſtiren. Es hat ein Fuͤrſt, wenn er den Fremden an ſeinem Hoffe ein gutes acceuil macht, allezeit mehr Reputation davon, als wenn er ſeinen Dienern vor den Fremden den Vorzug goͤnnen will, und præjudiciret ſich hier- durch nicht, weil die Fremden ſeinen Hof verlaſ- ſen, und hernach wieder fort gehen.
§. 10. Manche Puncte ſind in den Rang- Ordnungen gar ſehr leicht zu determiniren, und giebt einem die geſunde Vernunfft, ſo bald man es nur ein wenig uͤberdenckt, alſobald an die Hand, daß ſolche nicht anders decidiret werden koͤnnen. z. E. Daß die alten Bedien- ten denen jungen, die mit ihnen in gleichen Char- gen und Expeditionen ſtehen, vorgehen, dieje- nigen, denen etwas mehrers anvertrauet iſt, vor denen andern, denen nicht ſo viel committi- ret, den Rang haben muͤſſen. z. E. Obriſten uͤber die Haupt-Leute, Ober-Forſt-Meiſters uͤber die Ober-Foͤrſter, und die Rang-Ordnung zwiſchen den Bedienten gleiches Objecti iſt gar leicht zu finden. Denn nachdem einer dem an- dern Amtswegen bey dieſer oder jener Art der Verrichtung etwas zu befehlen und vorzuſchrei-
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ſchen richten es veꝛnuͤnfftige Regenten ſo ein daß
ſie ſo viel als moͤglich den Fremden, die ihnen
aufwarten wollen alle Ehre erzeigen, und ſie
nicht leichtlich des Ceremoniels wegen etwan
diſguſtiren. Es hat ein Fuͤrſt, wenn er den
Fremden an ſeinem Hoffe ein gutes acceuil
macht, allezeit mehr Reputation davon, als
wenn er ſeinen Dienern vor den Fremden den
Vorzug goͤnnen will, und præjudiciret ſich hier-
durch nicht, weil die Fremden ſeinen Hof verlaſ-
ſen, und hernach wieder fort gehen.
§. 10. Manche Puncte ſind in den Rang-
Ordnungen gar ſehr leicht zu determiniren,
und giebt einem die geſunde Vernunfft, ſo bald
man es nur ein wenig uͤberdenckt, alſobald an
die Hand, daß ſolche nicht anders decidiret
werden koͤnnen. z. E. Daß die alten Bedien-
ten denen jungen, die mit ihnen in gleichen Char-
gen und Expeditionen ſtehen, vorgehen, dieje-
nigen, denen etwas mehrers anvertrauet iſt,
vor denen andern, denen nicht ſo viel committi-
ret, den Rang haben muͤſſen. z. E. Obriſten
uͤber die Haupt-Leute, Ober-Forſt-Meiſters
uͤber die Ober-Foͤrſter, und die Rang-Ordnung
zwiſchen den Bedienten gleiches Objecti iſt gar
leicht zu finden. Denn nachdem einer dem an-
dern Amtswegen bey dieſer oder jener Art der
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 784. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/804>, abgerufen am 22.11.2024.
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