§. 26. Damit ein Regente hierinnen nicht hintergangen würde, so wäre gut, daß er die Besetzung und Besorgung der Aemter nicht auf einen Rath etwan ankommen liesse, sondern auf viele, und zwar nicht auf solche, die in einer ge- nauen Bluts- oder Gemüths-Freundschafft ste- hen, sondern, die einander nichts angehen, oder wohl gar einander contrair sind; Massen auf sothane Art sich einer vor dem andern füchten, und in Sorge leben muß, daß, wo er durch das interesse sich verblenden lasse, solches auskom- me, und er seiner Güter verlustig werden möge.
§. 27. Weil iedennoch eines Regenten und seiner hierzu deputirten Räthe Vorsorge un- geachtet, mancher Candidate durch das inter- esse in Aemter einschleichen kan, und ob er gleich kein Geld gegeben, dennoch den Patron, der hierzu beförderlich gewesen, solche Dienste ver- sprochen, die Geldes werth sind, oder aber um des intersse willen ein Amt affectiret. Alles dieses aber, was durch oder lediglich um inter- esse willen geschiehet, der Amts-Absicht und dessen wahren Endzweck zuwider ist, so müste man, damit auch diesem Fehler vorgebeuget, und ein Amt nach aller Würdigkeit und Vollkom- menheit besetzt würde, den Candidaten, ehe und bevor er das Amt erhält, zur eydlichen Er- härtung anhalten, daß er dasselbige weder durch
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§. 26. Damit ein Regente hierinnen nicht hintergangen wuͤrde, ſo waͤre gut, daß er die Beſetzung und Beſorgung der Aemter nicht auf einen Rath etwan ankommen lieſſe, ſondern auf viele, und zwar nicht auf ſolche, die in einer ge- nauen Bluts- oder Gemuͤths-Freundſchafft ſte- hen, ſondern, die einander nichts angehen, oder wohl gar einander contrair ſind; Maſſen auf ſothane Art ſich einer vor dem andern fuͤchten, und in Sorge leben muß, daß, wo er durch das intereſſe ſich verblenden laſſe, ſolches auskom- me, und er ſeiner Guͤter verluſtig werden moͤge.
§. 27. Weil iedennoch eines Regenten und ſeiner hierzu deputirten Raͤthe Vorſorge un- geachtet, mancher Candidate durch das inter- eſſe in Aemter einſchleichen kan, und ob er gleich kein Geld gegeben, dennoch den Patron, der hierzu befoͤrderlich geweſen, ſolche Dienſte ver- ſprochen, die Geldes werth ſind, oder aber um des interſſe willen ein Amt affectiret. Alles dieſes aber, was durch oder lediglich um inter- eſſe willen geſchiehet, der Amts-Abſicht und deſſen wahren Endzweck zuwider iſt, ſo muͤſte man, damit auch dieſem Fehler vorgebeuget, und ein Amt nach aller Wuͤrdigkeit und Vollkom- menheit beſetzt wuͤrde, den Candidaten, ehe und bevor er das Amt erhaͤlt, zur eydlichen Er- haͤꝛtung anhalten, daß er daſſelbige weder durch
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§. 26. Damit ein Regente hierinnen nicht
hintergangen wuͤrde, ſo waͤre gut, daß er die
Beſetzung und Beſorgung der Aemter nicht auf
einen Rath etwan ankommen lieſſe, ſondern auf
viele, und zwar nicht auf ſolche, die in einer ge-
nauen Bluts- oder Gemuͤths-Freundſchafft ſte-
hen, ſondern, die einander nichts angehen, oder
wohl gar einander contrair ſind; Maſſen auf
ſothane Art ſich einer vor dem andern fuͤchten,
und in Sorge leben muß, daß, wo er durch das
intereſſe ſich verblenden laſſe, ſolches auskom-
me, und er ſeiner Guͤter verluſtig werden moͤge.
§. 27. Weil iedennoch eines Regenten und
ſeiner hierzu deputirten Raͤthe Vorſorge un-
geachtet, mancher Candidate durch das inter-
eſſe in Aemter einſchleichen kan, und ob er gleich
kein Geld gegeben, dennoch den Patron, der
hierzu befoͤrderlich geweſen, ſolche Dienſte ver-
ſprochen, die Geldes werth ſind, oder aber um
des interſſe willen ein Amt affectiret. Alles
dieſes aber, was durch oder lediglich um inter-
eſſe willen geſchiehet, der Amts-Abſicht und
deſſen wahren Endzweck zuwider iſt, ſo muͤſte
man, damit auch dieſem Fehler vorgebeuget, und
ein Amt nach aller Wuͤrdigkeit und Vollkom-
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 812. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/832>, abgerufen am 22.11.2024.
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