Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



Es würden auch andere, die nicht von grossen
Mitteln sind, desto eher angetrieben werden,
sich zu solchen Officiis, darbey man seine Unge-
schicklichkeit und Unwissenheit weniger verber-
gen kan, denn bey andern, qualificirt zu ma-
chen. Es müsten aber solche junge Herren al-
lezeit auch vorher ein gehörig Examen ausste-
hen, und sich tentiren lassen, ob sie zur Ehre
GOttes und zum Nutzen der Landes-Herr-
schafft, dasjenige Amt, so sie ambirten, auch
mit Reputation versehen könten.

§. 39. Ferner könte nicht schaden, wenn ei-
nige junge Cavaliere, die sich zu hohen Officiis
geschickt machen wolten, von unten auf dienten.
Es ist eine seltzame Sache. Diejenigen, so
durch den Degen Ehre erwerben wollen, halten
sichs mit allem Recht vor keinen Schimpff, und
ob es auch die grösten Standes-Personen wä-
ren, wenn sie von der Mousquete auf dienen,
und sich hierdurch immer weiter poussiren sol-
len. Hingegen, die mit der Feder zu arbeiten
gelernet, meynen, es sey ihnen praejudicirlich,
wenn sie eine Zeitlang einige Subaltern-Dien-
ste bey diesem oder jenem Collegio verwalten,
und nicht vielmehr gleich als Collegen von dem
andern aufgenommen werden solten, da doch
eben die Raison, die bey jenen Statt hat, bey
diesen auch billig gelten solte. Gleichwie ein

gros-
F f f 3



Es wuͤrden auch andere, die nicht von groſſen
Mitteln ſind, deſto eher angetrieben werden,
ſich zu ſolchen Officiis, darbey man ſeine Unge-
ſchicklichkeit und Unwiſſenheit weniger verber-
gen kan, denn bey andern, qualificirt zu ma-
chen. Es muͤſten aber ſolche junge Herren al-
lezeit auch vorher ein gehoͤrig Examen ausſte-
hen, und ſich tentiren laſſen, ob ſie zur Ehre
GOttes und zum Nutzen der Landes-Herr-
ſchafft, dasjenige Amt, ſo ſie ambirten, auch
mit Reputation verſehen koͤnten.

§. 39. Ferner koͤnte nicht ſchaden, wenn ei-
nige junge Cavaliere, die ſich zu hohen Officiis
geſchickt machen wolten, von unten auf dienten.
Es iſt eine ſeltzame Sache. Diejenigen, ſo
durch den Degen Ehre erwerben wollen, halten
ſichs mit allem Recht vor keinen Schimpff, und
ob es auch die groͤſten Standes-Perſonen waͤ-
ren, wenn ſie von der Mouſquete auf dienen,
und ſich hierdurch immer weiter pouſſiren ſol-
len. Hingegen, die mit der Feder zu arbeiten
gelernet, meynen, es ſey ihnen præjudicirlich,
wenn ſie eine Zeitlang einige Subaltern-Dien-
ſte bey dieſem oder jenem Collegio verwalten,
und nicht vielmehr gleich als Collegen von dem
andern aufgenommen werden ſolten, da doch
eben die Raiſon, die bey jenen Statt hat, bey
dieſen auch billig gelten ſolte. Gleichwie ein

groſ-
F f f 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0841" n="821"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> Es wu&#x0364;rden auch andere, die nicht von gro&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Mitteln &#x017F;ind, de&#x017F;to eher angetrieben werden,<lb/>
&#x017F;ich zu &#x017F;olchen <hi rendition="#aq">Officiis,</hi> darbey man &#x017F;eine Unge-<lb/>
&#x017F;chicklichkeit und Unwi&#x017F;&#x017F;enheit weniger verber-<lb/>
gen kan, denn bey andern, <hi rendition="#aq">qualifici</hi>rt zu ma-<lb/>
chen. Es mu&#x0364;&#x017F;ten aber &#x017F;olche junge Herren al-<lb/>
lezeit auch vorher ein geho&#x0364;rig <hi rendition="#aq">Exam</hi>en aus&#x017F;te-<lb/>
hen, und &#x017F;ich <hi rendition="#aq">tenti</hi>ren la&#x017F;&#x017F;en, ob &#x017F;ie zur Ehre<lb/>
GOttes und zum Nutzen der Landes-Herr-<lb/>
&#x017F;chafft, dasjenige Amt, &#x017F;o &#x017F;ie <hi rendition="#aq">ambi</hi>rten, auch<lb/>
mit <hi rendition="#aq">Reputation</hi> ver&#x017F;ehen ko&#x0364;nten.</p><lb/>
        <p>§. 39. Ferner ko&#x0364;nte nicht &#x017F;chaden, wenn ei-<lb/>
nige junge <hi rendition="#aq">Cavaliere,</hi> die &#x017F;ich zu hohen <hi rendition="#aq">Officiis</hi><lb/>
ge&#x017F;chickt machen wolten, von unten auf dienten.<lb/>
Es i&#x017F;t eine &#x017F;eltzame Sache. Diejenigen, &#x017F;o<lb/>
durch den Degen Ehre erwerben wollen, halten<lb/>
&#x017F;ichs mit allem Recht vor keinen Schimpff, und<lb/>
ob es auch die gro&#x0364;&#x017F;ten Standes-Per&#x017F;onen wa&#x0364;-<lb/>
ren, wenn &#x017F;ie von der <hi rendition="#aq">Mou&#x017F;quete</hi> auf dienen,<lb/>
und &#x017F;ich hierdurch immer weiter <hi rendition="#aq">pou&#x017F;&#x017F;i</hi>ren &#x017F;ol-<lb/>
len. Hingegen, die mit der Feder zu arbeiten<lb/>
gelernet, meynen, es &#x017F;ey ihnen <hi rendition="#aq">præjudici</hi>rlich,<lb/>
wenn &#x017F;ie eine Zeitlang einige Subaltern-Dien-<lb/>
&#x017F;te bey die&#x017F;em oder jenem <hi rendition="#aq">Collegio</hi> verwalten,<lb/>
und nicht vielmehr gleich als Collegen von dem<lb/>
andern aufgenommen werden &#x017F;olten, da doch<lb/>
eben die <hi rendition="#aq">Rai&#x017F;on,</hi> die bey jenen Statt hat, bey<lb/>
die&#x017F;en auch billig gelten &#x017F;olte. Gleichwie ein<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">F f f 3</fw><fw place="bottom" type="catch">gro&#x017F;-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[821/0841] Es wuͤrden auch andere, die nicht von groſſen Mitteln ſind, deſto eher angetrieben werden, ſich zu ſolchen Officiis, darbey man ſeine Unge- ſchicklichkeit und Unwiſſenheit weniger verber- gen kan, denn bey andern, qualificirt zu ma- chen. Es muͤſten aber ſolche junge Herren al- lezeit auch vorher ein gehoͤrig Examen ausſte- hen, und ſich tentiren laſſen, ob ſie zur Ehre GOttes und zum Nutzen der Landes-Herr- ſchafft, dasjenige Amt, ſo ſie ambirten, auch mit Reputation verſehen koͤnten. §. 39. Ferner koͤnte nicht ſchaden, wenn ei- nige junge Cavaliere, die ſich zu hohen Officiis geſchickt machen wolten, von unten auf dienten. Es iſt eine ſeltzame Sache. Diejenigen, ſo durch den Degen Ehre erwerben wollen, halten ſichs mit allem Recht vor keinen Schimpff, und ob es auch die groͤſten Standes-Perſonen waͤ- ren, wenn ſie von der Mouſquete auf dienen, und ſich hierdurch immer weiter pouſſiren ſol- len. Hingegen, die mit der Feder zu arbeiten gelernet, meynen, es ſey ihnen præjudicirlich, wenn ſie eine Zeitlang einige Subaltern-Dien- ſte bey dieſem oder jenem Collegio verwalten, und nicht vielmehr gleich als Collegen von dem andern aufgenommen werden ſolten, da doch eben die Raiſon, die bey jenen Statt hat, bey dieſen auch billig gelten ſolte. Gleichwie ein groſ- F f f 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/841
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 821. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/841>, abgerufen am 22.11.2024.