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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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genung seyn, daß ein Landes-Herr seine Absicht
dadurch erreicht. Denen, die durch Besol-
dungen etwas acquiriren, kan man in Ansehung
ihrer salarien nachrechnen, was aber die Spor-
tulen und accidentien anlangt, so ist es mit den-
selben nicht so gewiß. Der Gelehrten Ver-
dienst ist so groß nicht, und auch steigend oder
fallend, nachdem sie fleißig sind, oder nicht, und
nachdem sie einen grossen Nahmen und Repu-
tation
in der Welt erlangt. Der Hand-
wercksmann ernehret sich, und gewinnet mit
seiner Hand-Arbeit, wenn er aus allerley Ma-
terien, nach Erheischung seiner Kunst, etwas
neues macht, und läst sich den Werth seiner
Kunst bezahlen, welchen Werth entweder die
Unwissenheit oder die Curiosität der Kauffen-
den, die Rarität, die Gewohnheit, oder die Noth
hoch und niedrig setzt und verändert. Der
Kauffmann treibt seinen Handel, wenn er so-
wohl einheimische als fremde Waaren kaufft,
und wieder verkaufft. Der Ausleiher hat al-
lerley zum gemeinen Gebrauch benöthigte Sa-
chen, so er um eine gewisse Bezahlung zu ge-
brauchen verleihet, welches zu kauffen ein an-
drer entweder nicht in Vermögen hat, oder an-
drer Ursachen halber nicht kauffen will. Der
Wucherer, wie ich ihn allhier verstehe, handelt
nur mit Geld, und ist derjenige, welcher mehr

Geld



genung ſeyn, daß ein Landes-Herr ſeine Abſicht
dadurch erreicht. Denen, die durch Beſol-
dungen etwas acquiriren, kan man in Anſehung
ihrer ſalarien nachrechnen, was aber die Spor-
tulen und accidentien anlangt, ſo iſt es mit den-
ſelben nicht ſo gewiß. Der Gelehrten Ver-
dienſt iſt ſo groß nicht, und auch ſteigend oder
fallend, nachdem ſie fleißig ſind, oder nicht, und
nachdem ſie einen groſſen Nahmen und Repu-
tation
in der Welt erlangt. Der Hand-
wercksmann ernehret ſich, und gewinnet mit
ſeiner Hand-Arbeit, wenn er aus allerley Ma-
terien, nach Erheiſchung ſeiner Kunſt, etwas
neues macht, und laͤſt ſich den Werth ſeiner
Kunſt bezahlen, welchen Werth entweder die
Unwiſſenheit oder die Curioſitaͤt der Kauffen-
den, die Raritaͤt, die Gewohnheit, oder die Noth
hoch und niedrig ſetzt und veraͤndert. Der
Kauffmann treibt ſeinen Handel, wenn er ſo-
wohl einheimiſche als fremde Waaren kaufft,
und wieder verkaufft. Der Ausleiher hat al-
lerley zum gemeinen Gebrauch benoͤthigte Sa-
chen, ſo er um eine gewiſſe Bezahlung zu ge-
brauchen verleihet, welches zu kauffen ein an-
drer entweder nicht in Vermoͤgen hat, oder an-
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Wucherer, wie ich ihn allhier verſtehe, handelt
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[843/0863] genung ſeyn, daß ein Landes-Herr ſeine Abſicht dadurch erreicht. Denen, die durch Beſol- dungen etwas acquiriren, kan man in Anſehung ihrer ſalarien nachrechnen, was aber die Spor- tulen und accidentien anlangt, ſo iſt es mit den- ſelben nicht ſo gewiß. Der Gelehrten Ver- dienſt iſt ſo groß nicht, und auch ſteigend oder fallend, nachdem ſie fleißig ſind, oder nicht, und nachdem ſie einen groſſen Nahmen und Repu- tation in der Welt erlangt. Der Hand- wercksmann ernehret ſich, und gewinnet mit ſeiner Hand-Arbeit, wenn er aus allerley Ma- terien, nach Erheiſchung ſeiner Kunſt, etwas neues macht, und laͤſt ſich den Werth ſeiner Kunſt bezahlen, welchen Werth entweder die Unwiſſenheit oder die Curioſitaͤt der Kauffen- den, die Raritaͤt, die Gewohnheit, oder die Noth hoch und niedrig ſetzt und veraͤndert. Der Kauffmann treibt ſeinen Handel, wenn er ſo- wohl einheimiſche als fremde Waaren kaufft, und wieder verkaufft. Der Ausleiher hat al- lerley zum gemeinen Gebrauch benoͤthigte Sa- chen, ſo er um eine gewiſſe Bezahlung zu ge- brauchen verleihet, welches zu kauffen ein an- drer entweder nicht in Vermoͤgen hat, oder an- drer Urſachen halber nicht kauffen will. Der Wucherer, wie ich ihn allhier verſtehe, handelt nur mit Geld, und iſt derjenige, welcher mehr Geld

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 843. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/863>, abgerufen am 22.11.2024.