Wenn aber ein Fürst wissen will, ob sein Land bey den Commercien das Jahr gewonnen oder verlohren, und wie hoch der Gewinn oder Ver- lust sey, so kan er zwar durch eine gewisse Ord- nung der Wechsel solches leicht urtheilen; Denn wenn wir mehr Waaren aus dem Lan- de führen, als einbringen, so steigen die Wechsel einwärts ins Land, wenn wir aber mehr Waa- ren herein bekommen, als wir ausführen, so stei- gen die Wechsel auswärts. Denn wo man mehr Geld zu bezahlen als einzunehmen nöthig hat, ist der Werth der Wechsel höher. Nun aber, dieweil wir nur den Uberfluß der Waa- ren, welche wir herein bekommen, gegen die ge- rechnet, die wir ausführen, mit baaren Gelde bezahlen müssen. Ergo haben wir das Geld ausser Landes mehr nöthig. Derohalben ha- ben die Wechsel von dem Handel und den Com- mercien ihre gewisse dependenz, und derer Gewinn oder Verlust kan aus den Wechseln leicht judiciret werden, und zwar so accurat, daß wir dadurch erfahren können, bey welchen Commercio wir verlohren, oder gewonnen. Denn das weisen die Wechsel haarklein; sonst kan auch ein Fürst seine Mauth-Register über- sehen und examiniren, was für Waaren sind ausgegangen oder einbracht worden, und solche entweder nach der Mauth-Taxe oder nach den
Preiß
Wenn aber ein Fuͤrſt wiſſen will, ob ſein Land bey den Commercien das Jahr gewonnen oder verlohren, und wie hoch der Gewinn oder Ver- luſt ſey, ſo kan er zwar durch eine gewiſſe Ord- nung der Wechſel ſolches leicht urtheilen; Denn wenn wir mehr Waaren aus dem Lan- de fuͤhren, als einbringen, ſo ſteigen die Wechſel einwaͤrts ins Land, wenn wir aber mehr Waa- ren herein bekommen, als wir ausfuͤhren, ſo ſtei- gen die Wechſel auswaͤrts. Denn wo man mehr Geld zu bezahlen als einzunehmen noͤthig hat, iſt der Werth der Wechſel hoͤher. Nun aber, dieweil wir nur den Uberfluß der Waa- ren, welche wir herein bekommen, gegen die ge- rechnet, die wir ausfuͤhren, mit baaren Gelde bezahlen muͤſſen. Ergo haben wir das Geld auſſer Landes mehr noͤthig. Derohalben ha- ben die Wechſel von dem Handel und den Com- mercien ihre gewiſſe dependenz, und derer Gewinn oder Verluſt kan aus den Wechſeln leicht judiciret werden, und zwar ſo accurat, daß wir dadurch erfahren koͤnnen, bey welchen Commercio wir verlohren, oder gewonnen. Denn das weiſen die Wechſel haarklein; ſonſt kan auch ein Fuͤrſt ſeine Mauth-Regiſter uͤber- ſehen und examiniren, was fuͤr Waaren ſind ausgegangen oder einbracht worden, und ſolche entweder nach der Mauth-Taxe oder nach den
Preiß
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0866"n="846"/><fwplace="top"type="header"><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/></fw> Wenn aber ein Fuͤrſt wiſſen will, ob ſein Land<lb/>
bey den Commercien das Jahr gewonnen oder<lb/>
verlohren, und wie hoch der Gewinn oder Ver-<lb/>
luſt ſey, ſo kan er zwar durch eine gewiſſe Ord-<lb/>
nung der Wechſel ſolches leicht urtheilen;<lb/>
Denn wenn wir mehr Waaren aus dem Lan-<lb/>
de fuͤhren, als einbringen, ſo ſteigen die Wechſel<lb/>
einwaͤrts ins Land, wenn wir aber mehr Waa-<lb/>
ren herein bekommen, als wir ausfuͤhren, ſo ſtei-<lb/>
gen die Wechſel auswaͤrts. Denn wo man<lb/>
mehr Geld zu bezahlen als einzunehmen noͤthig<lb/>
hat, iſt der Werth der Wechſel hoͤher. Nun<lb/>
aber, dieweil wir nur den Uberfluß der Waa-<lb/>
ren, welche wir herein bekommen, gegen die ge-<lb/>
rechnet, die wir ausfuͤhren, mit baaren Gelde<lb/>
bezahlen muͤſſen. <hirendition="#aq">Ergo</hi> haben wir das Geld<lb/>
auſſer Landes mehr noͤthig. Derohalben ha-<lb/>
ben die Wechſel von dem Handel und den Com-<lb/>
mercien ihre gewiſſe <hirendition="#aq">dependenz,</hi> und derer<lb/>
Gewinn oder Verluſt kan aus den Wechſeln<lb/>
leicht <hirendition="#aq">judici</hi>ret werden, und zwar ſo <hirendition="#aq">accurat,</hi><lb/>
daß wir dadurch erfahren koͤnnen, bey welchen<lb/>
Commercio wir verlohren, oder gewonnen.<lb/>
Denn das weiſen die Wechſel haarklein; ſonſt<lb/>
kan auch ein Fuͤrſt ſeine Mauth-Regiſter uͤber-<lb/>ſehen und <hirendition="#aq">examini</hi>ren, was fuͤr Waaren ſind<lb/>
ausgegangen oder einbracht worden, und ſolche<lb/>
entweder nach der Mauth-Taxe oder nach den<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Preiß</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[846/0866]
Wenn aber ein Fuͤrſt wiſſen will, ob ſein Land
bey den Commercien das Jahr gewonnen oder
verlohren, und wie hoch der Gewinn oder Ver-
luſt ſey, ſo kan er zwar durch eine gewiſſe Ord-
nung der Wechſel ſolches leicht urtheilen;
Denn wenn wir mehr Waaren aus dem Lan-
de fuͤhren, als einbringen, ſo ſteigen die Wechſel
einwaͤrts ins Land, wenn wir aber mehr Waa-
ren herein bekommen, als wir ausfuͤhren, ſo ſtei-
gen die Wechſel auswaͤrts. Denn wo man
mehr Geld zu bezahlen als einzunehmen noͤthig
hat, iſt der Werth der Wechſel hoͤher. Nun
aber, dieweil wir nur den Uberfluß der Waa-
ren, welche wir herein bekommen, gegen die ge-
rechnet, die wir ausfuͤhren, mit baaren Gelde
bezahlen muͤſſen. Ergo haben wir das Geld
auſſer Landes mehr noͤthig. Derohalben ha-
ben die Wechſel von dem Handel und den Com-
mercien ihre gewiſſe dependenz, und derer
Gewinn oder Verluſt kan aus den Wechſeln
leicht judiciret werden, und zwar ſo accurat,
daß wir dadurch erfahren koͤnnen, bey welchen
Commercio wir verlohren, oder gewonnen.
Denn das weiſen die Wechſel haarklein; ſonſt
kan auch ein Fuͤrſt ſeine Mauth-Regiſter uͤber-
ſehen und examiniren, was fuͤr Waaren ſind
ausgegangen oder einbracht worden, und ſolche
entweder nach der Mauth-Taxe oder nach den
Preiß
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 846. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/866>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.