fordern, so ist auch ein gewiß vegetabile, wel- ches auf solche Oerter gesäet, dieselben besser als Dung oder Mist geilet und befettet, u. w. dergleichen mehr ist. Aber die Menschen sind, wie es scheinet, so religiös, daß sie unserm HEr- re GOtt nicht wollen in sein Handwerck fallen, sondern ein Ding behalten, wie es ihnen GOtt zu geben gefallen hat. Das ist die grosse Un- wissenheit der Menschen, und die Faulheit dar- bey, welche sie verdrossen und nachläßig ma- chet, ihren eigenen Nutzen zu befördern.
§. 3. Es giebt wohl grosse Flecke, welche sehr schlechten Boden haben, auf welchen gantz und gar kein Gewächse fortkommen noch be- kleiben will; Allein man kan denselbigen schon durch die Kunst auf allerhand Art helffen. Uberhaupt findet man, daß sowohl die Bäume als übrigen Gewächse Schaden leiden, entwe- der wegen Festigkeit der Erden oder allzuvieler Feuchtigkeit, Nässe und Kälte halber, oder aber, daß sie allzutrocken stehen. Um diesem Unheil vorzukommen, muß man sich bemühen, dem Boden, so viel als möglich, Hülffe zu thun. Was nun also den Boden anlanget, da unter der Erden etwan ein Viertel oder anderthalb oder Elle tieff alsobald Wasser vorhanden, oder sonsten morastig und söhricht, so könte man, wenn es der Situs oder Lage leidet, mit tieffen
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fordern, ſo iſt auch ein gewiß vegetabile, wel- ches auf ſolche Oerter geſaͤet, dieſelben beſſer als Dung oder Miſt geilet und befettet, u. w. dergleichen mehr iſt. Aber die Menſchen ſind, wie es ſcheinet, ſo religiös, daß ſie unſerm HEr- re GOtt nicht wollen in ſein Handwerck fallen, ſondern ein Ding behalten, wie es ihnen GOtt zu geben gefallen hat. Das iſt die groſſe Un- wiſſenheit der Menſchen, und die Faulheit dar- bey, welche ſie verdroſſen und nachlaͤßig ma- chet, ihren eigenen Nutzen zu befoͤrdern.
§. 3. Es giebt wohl groſſe Flecke, welche ſehr ſchlechten Boden haben, auf welchen gantz und gar kein Gewaͤchſe fortkommen noch be- kleiben will; Allein man kan denſelbigen ſchon durch die Kunſt auf allerhand Art helffen. Uberhaupt findet man, daß ſowohl die Baͤume als uͤbrigen Gewaͤchſe Schaden leiden, entwe- der wegen Feſtigkeit der Erden oder allzuvieler Feuchtigkeit, Naͤſſe und Kaͤlte halber, oder aber, daß ſie allzutrocken ſtehen. Um dieſem Unheil vorzukommen, muß man ſich bemuͤhen, dem Boden, ſo viel als moͤglich, Huͤlffe zu thun. Was nun alſo den Boden anlanget, da unter der Erden etwan ein Viertel oder anderthalb oder Elle tieff alſobald Waſſer vorhanden, oder ſonſten moraſtig und ſoͤhricht, ſo koͤnte man, wenn es der Situs oder Lage leidet, mit tieffen
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fordern, ſo iſt auch ein gewiß vegetabile, wel-
ches auf ſolche Oerter geſaͤet, dieſelben beſſer
als Dung oder Miſt geilet und befettet, u. w.
dergleichen mehr iſt. Aber die Menſchen ſind,
wie es ſcheinet, ſo religiös, daß ſie unſerm HEr-
re GOtt nicht wollen in ſein Handwerck fallen,
ſondern ein Ding behalten, wie es ihnen GOtt
zu geben gefallen hat. Das iſt die groſſe Un-
wiſſenheit der Menſchen, und die Faulheit dar-
bey, welche ſie verdroſſen und nachlaͤßig ma-
chet, ihren eigenen Nutzen zu befoͤrdern.
§. 3. Es giebt wohl groſſe Flecke, welche
ſehr ſchlechten Boden haben, auf welchen gantz
und gar kein Gewaͤchſe fortkommen noch be-
kleiben will; Allein man kan denſelbigen ſchon
durch die Kunſt auf allerhand Art helffen.
Uberhaupt findet man, daß ſowohl die Baͤume
als uͤbrigen Gewaͤchſe Schaden leiden, entwe-
der wegen Feſtigkeit der Erden oder allzuvieler
Feuchtigkeit, Naͤſſe und Kaͤlte halber, oder
aber, daß ſie allzutrocken ſtehen. Um dieſem
Unheil vorzukommen, muß man ſich bemuͤhen,
dem Boden, ſo viel als moͤglich, Huͤlffe zu thun.
Was nun alſo den Boden anlanget, da unter
der Erden etwan ein Viertel oder anderthalb
oder Elle tieff alſobald Waſſer vorhanden, oder
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 883. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/903>, abgerufen am 22.11.2024.
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