grosser Menge der Aepffel, die wir haben, auch gar wohl eingeführet werden könte. Es ge- dencket D. Becher in seiner närrischen Weiß- heit p. 74. daß er zu Londen eine sonderliche in- vention von einer Mühle gesehen, die Aepffel mit leichter Mühe und geschwinde zu Most zu mahlen, und wäre dergleichen Instrument in Teutschland zum Mostmachen und Auspres- sung der Trauben gar sehr dienlich. Was kön- ten nicht vor herrliche Geträncke von andern Früchten, die man noch nicht probiret hat, z. E. von Pflaumen, Pfersichen, u. s. w. wenn sie fer- mentirten zubereitet werden, die ein sehr groß Labsaal und Delicatesse seyn könten. Es ge- dencket eben dieser Becher, er habe eine inven- tion erfunden, ein Geträncke, es sey Milch, Bier oder Aepffel-Most, ein viertel Jahr lang in der Fermentation zu erhalten, das denn so starck wäre, als der allerstärckste Wein seyn könte, bliebe beständig, und wäre sehr gesund und annehmlich zu trincken. Er hätte die Pro- ben etlicher Orten und zwar in grosso gethan, und wäre versichert, daß die Unterthanen eines Ortes keinen Wein verlangen würden, noch desselben vonnöthen haben, wo nur Aepffel vorhanden. Er hätte ein gantz Faß voll Aepf- fel Most in der Fermentation erhalten welcher dadurch so starck worden, daß der beste Wein
ihm
groſſer Menge der Aepffel, die wir haben, auch gar wohl eingefuͤhret werden koͤnte. Es ge- dencket D. Becher in ſeiner naͤrriſchen Weiß- heit p. 74. daß er zu Londen eine ſonderliche in- vention von einer Muͤhle geſehen, die Aepffel mit leichter Muͤhe und geſchwinde zu Moſt zu mahlen, und waͤre dergleichen Inſtrument in Teutſchland zum Moſtmachen und Auspreſ- ſung der Trauben gar ſehr dienlich. Was koͤn- ten nicht vor herrliche Getraͤncke von andern Fruͤchten, die man noch nicht probiret hat, z. E. von Pflaumen, Pferſichen, u. ſ. w. wenn ſie fer- mentirten zubereitet werden, die ein ſehr groß Labſaal und Delicateſſe ſeyn koͤnten. Es ge- dencket eben dieſer Becher, er habe eine inven- tion erfunden, ein Getraͤncke, es ſey Milch, Bier oder Aepffel-Moſt, ein viertel Jahr lang in der Fermentation zu erhalten, das denn ſo ſtarck waͤre, als der allerſtaͤrckſte Wein ſeyn koͤnte, bliebe beſtaͤndig, und waͤre ſehr geſund und annehmlich zu trincken. Er haͤtte die Pro- ben etlicher Orten und zwar in groſſo gethan, und waͤre verſichert, daß die Unterthanen eines Ortes keinen Wein verlangen wuͤrden, noch deſſelben vonnoͤthen haben, wo nur Aepffel vorhanden. Er haͤtte ein gantz Faß voll Aepf- fel Moſt in der Fermentation erhalten welcher dadurch ſo ſtarck worden, daß der beſte Wein
ihm
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0930"n="910"/><fwplace="top"type="header"><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/></fw> groſſer Menge der Aepffel, die wir haben, auch<lb/>
gar wohl eingefuͤhret werden koͤnte. Es ge-<lb/>
dencket <hirendition="#aq">D.</hi> Becher in ſeiner naͤrriſchen Weiß-<lb/>
heit <hirendition="#aq">p.</hi> 74. daß er zu Londen eine ſonderliche <hirendition="#aq">in-<lb/>
vention</hi> von einer Muͤhle geſehen, die Aepffel<lb/>
mit leichter Muͤhe und geſchwinde zu Moſt zu<lb/>
mahlen, und waͤre dergleichen <hirendition="#aq">Inſtrument</hi> in<lb/>
Teutſchland zum Moſtmachen und Auspreſ-<lb/>ſung der Trauben gar ſehr dienlich. Was koͤn-<lb/>
ten nicht vor herrliche Getraͤncke von andern<lb/>
Fruͤchten, die man noch nicht <hirendition="#aq">probi</hi>ret hat, z. E.<lb/>
von Pflaumen, Pferſichen, u. ſ. w. wenn ſie <hirendition="#aq">fer-<lb/>
menti</hi>rten zubereitet werden, die ein ſehr groß<lb/>
Labſaal und <hirendition="#aq">Delicateſſe</hi>ſeyn koͤnten. Es ge-<lb/>
dencket eben dieſer Becher, er habe eine <hirendition="#aq">inven-<lb/>
tion</hi> erfunden, ein Getraͤncke, es ſey Milch,<lb/>
Bier oder Aepffel-Moſt, ein viertel Jahr lang<lb/>
in der <hirendition="#aq">Fermentation</hi> zu erhalten, das denn ſo<lb/>ſtarck waͤre, als der allerſtaͤrckſte Wein ſeyn<lb/>
koͤnte, bliebe beſtaͤndig, und waͤre ſehr geſund<lb/>
und annehmlich zu trincken. Er haͤtte die Pro-<lb/>
ben etlicher Orten und zwar <hirendition="#aq">in groſſo</hi> gethan,<lb/>
und waͤre verſichert, daß die Unterthanen eines<lb/>
Ortes keinen Wein verlangen wuͤrden, noch<lb/>
deſſelben vonnoͤthen haben, wo nur Aepffel<lb/>
vorhanden. Er haͤtte ein gantz Faß voll Aepf-<lb/>
fel Moſt in der <hirendition="#aq">Fermentation</hi> erhalten welcher<lb/>
dadurch ſo ſtarck worden, daß der beſte Wein<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ihm</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[910/0930]
groſſer Menge der Aepffel, die wir haben, auch
gar wohl eingefuͤhret werden koͤnte. Es ge-
dencket D. Becher in ſeiner naͤrriſchen Weiß-
heit p. 74. daß er zu Londen eine ſonderliche in-
vention von einer Muͤhle geſehen, die Aepffel
mit leichter Muͤhe und geſchwinde zu Moſt zu
mahlen, und waͤre dergleichen Inſtrument in
Teutſchland zum Moſtmachen und Auspreſ-
ſung der Trauben gar ſehr dienlich. Was koͤn-
ten nicht vor herrliche Getraͤncke von andern
Fruͤchten, die man noch nicht probiret hat, z. E.
von Pflaumen, Pferſichen, u. ſ. w. wenn ſie fer-
mentirten zubereitet werden, die ein ſehr groß
Labſaal und Delicateſſe ſeyn koͤnten. Es ge-
dencket eben dieſer Becher, er habe eine inven-
tion erfunden, ein Getraͤncke, es ſey Milch,
Bier oder Aepffel-Moſt, ein viertel Jahr lang
in der Fermentation zu erhalten, das denn ſo
ſtarck waͤre, als der allerſtaͤrckſte Wein ſeyn
koͤnte, bliebe beſtaͤndig, und waͤre ſehr geſund
und annehmlich zu trincken. Er haͤtte die Pro-
ben etlicher Orten und zwar in groſſo gethan,
und waͤre verſichert, daß die Unterthanen eines
Ortes keinen Wein verlangen wuͤrden, noch
deſſelben vonnoͤthen haben, wo nur Aepffel
vorhanden. Er haͤtte ein gantz Faß voll Aepf-
fel Moſt in der Fermentation erhalten welcher
dadurch ſo ſtarck worden, daß der beſte Wein
ihm
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 910. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/930>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.